1241 - Der Smiler und die Sphinx
einen speziellen Projektor. Colin Bederon hat ihn seinerzeit benutzt." Er wartete, wie sie auf den Namen reagierte, aber er schien ihr nichts zu bedeuten. „Damit könnten wir schon einiges anstellen. Aber wir müßten noch einen Freund mitnehmen. Zu dritt ist es auch sicherer."
„Worauf warten wir dann noch?"
*
Tekener beschäftigte sich erst knappe 72 Stunden mit dem Fall, und schon hatte er zwei Möglichkeiten gefunden, wie der Warner ins Leben gerufen worden sein konnte.
Die erste Möglichkeit hatte ihm Celeste Maranitares mit dem Holo-Simulator vorgeführt.
Sie hatte ihm sogar den Gefallen getan, das Objekt seines Interesses zu projizieren, nämlich den Warner - mit und ohne silbernes Tarngewand.
Daß der Warner nur eine fiktive Erscheinung, eben die Simulation eines Phantasiegeschöpfes war, schien damit klar. Und hatte der Warner von sich selbst nicht behauptet, bloß eine Idee zu sein?
Man brauchte die Teile nur zusammenzusetzen, sie fügten sich nahtlos aneinander.
Die zweite Möglichkeit für die Existenz des Warners zeigten die Swinger auf. Tekener hatte zwar schon von diesen Exzentrikern gehört, doch war er der Meinung gewesen, daß es diese Freaks einfach genossen, sich von elektromagnetischen Wellen, vornehmlich von Laserstrahlen der verschiedenen Frequenzen, einfach berieseln zu lassen.
Nun hatte er aber erfahren, daß es den Swingern auch möglich war, voll und ganz in die Medienträger einzusteigen. Sie „sahen" dann nicht nur elektromagnetische Muster, sondern die fertigen Bilder. Sie erlebten Projektionen realitätsgetreu. Und nicht nur das, ganz clevere Swinger konnten von sich sogar Matrizen anfertigen und diese zu den Quellen der elektromagnetischen Wellen, also zu den Sendern schicken, sich an jeden gewünschten Zielort, sofern es sich um eine aktive Sende- und Empfangsstation handelte, projizieren.
Und wenn sie Abbilder von sich erscheinen lassen konnten, warum nicht auch Fiktivbilder - etwa vom Warner?
Zwei Wege zur Existenz des Warners, von denen einer besser als der andere war.
Zusammen waren sie das Nonplusultra. Tekener hatte es im „Club Exogalak" vorgeführt bekommen, welche eindrucksvolle Show die gekoppelte Swing-Simulation ergab. Es spielte keine Rolle, daß es eine Panne gegeben hatte, wahrscheinlich war durch die Panne die Perfektion dieser Mixtur erst offenbar geworden. Tekener konnte sich sehr gut ausmalen, wie glatt eine solche Show über die Bühne gehen konnte.
Nun fehlte eigentlich nur noch die dritte Komponente, nämlich die Möglichkeit, die Show in größerem Rahmen, vor einem Milliardenpublikum abzuziehen. Ein solches Spektakel konnte nur über NATHAN anlaufen, der Einfluß auf alle Medien hatte, der nicht nur die globale Terravision steuerte, sondern im Zuge der Armada-Shows Kanäle bis in die entferntesten Winkel der Galaxis kontrollierte.
Aber NATHAN war von keiner Außenstelle zu manipulieren, weder vom Medientender KISCH aus, noch von einem der Sender von Terravision. In den gewaltigen Gewölben des Mondgehirns selbst gab es zwar genügend Stationen, von denen man Befehlsimpulse einspeisen konnte, die in das galaxisweite Mediennetz einflossen. Doch waren diese vielfach abgesichert und die Kompetenzen zur Aufhebung der Sicherheitssperren derart gestreut, daß es einer großen Zahl von Mitwissern bedurfte, um diese Sperren zu umgehen.
Schon als Tekener damit begonnen hatte, sich mit dem Medienkomplex zu befassen, hatte er erkannt, daß es nur eine einzige Eingabestelle gab, von wo man NATHAN in einem Ein-Mann-Unternehmen manipulieren konnte.
Das war der STALHOF.
Nur ein Hanse-Sprecher konnte vom STALHOF aus NATHAN entsprechend steuern.
Und Tekener hatte deren drei. Timo Porante, das unbedeutendste Glied in der Kette, Celeste Maranitares, die vermutliche Schöpferin des Warners, und Patricia Kolmeth, die Domina unter den dreien.
Timo Porante hatte das Warner-Symbol eintätowiert, Celeste Maranitares trug es als Amulett um den Hals. Und Patricia Kolmeth? Vielleicht war sie das lebende Warner-Symbol, sozusagen die Inkarnation davon.
Die ersten beiden, das hatte die Überprüfung durch Sri mit ziemlicher Sicherheit ergeben, standen nicht unter fremdem Einfluß. Zumindest trugen sie nicht den Stempel eines der Elemente des Dekalogs, was aber nicht ausschloß, daß Patricia Kolmeth sie unter psychologischen Druck setzte. Sie konnte beide dazu gebracht haben, sich durch Selbsthypnose eine partielle Amnesie zu vergessen. Jedenfalls sah es
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