1246 - Die Opfergrotte
Plätschern wahr, das ihnen aus der Tiefe entgegenstieg.
Als Jorge in die Knie ging, folgte der Templer seinem Be ispiel. Wieder musste er gegen die plötzlichen Stiche ankämpfen. Er strich mit der linken Hand über seinen Kopf und ertastete zwei frische Wunden unter den Haaren. Dort hatte er ein wenig Blut verloren, nachdem die Treffer die Haut aufgerissen hatten.
»Komm, beug dich, nach, vorn. Du wirst sehen, dass wir ziemlich hoch sind.«
»Gut.«
Sie hatten den Rand erreicht. Wieder gönnte sich der Templer eine kurze Pause, bevor er sich dann umschaute und seinen Blick in die Tiefe schweifen ließ.
Was er sah, war unglaublich…
***
Die Höhle selbst befand sich in einer Felswand, die sich innerhalb der gewaltigen Grotte oder Höhle aufgebaut hatte und zugleich mitten im Berg versteckt war.
Die Wand gegenüber war ebenfalls sehr hoch, aber nicht unbedingt weit entfernt. Hier hatte sich eine Schlucht innerhalb der Schlucht bilden können. Ein Phänomen, das perfekt von den Satanisten genutzt worden war. Über Leitern war der Grund der Schlucht zu erreichen. Die Steighilfen waren in den Fels geschlagen worden, und nur über sie war es möglich, den Grund zu erreichen.
Genau der interessierte den Templer besonders. Unter ihm wand sich ein Bach durch die Schlucht. Er schaute nach links, und dort entdeckte er eine Quelle, aus der das Wasser sprudelte.
Nein, kein Wasser, auch wenn es ihm beim ersten Hinschauen in den Sinn gekommen war. Das war etwas ganz anderes, was sich da aus der felsigen Erde drückte.
Eine dunkle Flüssigkeit. Dunkel wie… ja, wie Blut!
Schlagartig kam Godwin dieser Gedanke und durchfuhr ihn wie eine Eisdusche. Er begann zu zittern, denn jetzt lag die Wahrheit dicht vor und unter ihm.
Es gab die Blutquelle, aus der das Blut des Satans strömte, das so wichtig für seine Diener war.
»Unglaublich«, flüsterte er. »Das ist das Blut des Satans. Sein verdammter Lebenssaft. Es ist nicht zu fassen…«
Neben ihm gab Jorge keinen Kommentar ab. Er war früher aus seiner Bewusstlosigkeit erwacht, und es hatte ihn auch nicht ganz so hart erwischt. So hatte er sich schon zuvor umschauen können, und er sah auch das Licht, das diese Schlucht erfüllte. Es stammte aus Fackeln, die an strategisch wichtigen Stellen positioniert waren.
Aber ihr Licht zeigte noch mehr. Es waren die Felsen, die eine ungewöhnliche Formation besaßen. Es gab sie als Wände, aber aus ihnen wuchs etwas hervor.
Zuerst sah es aus wie eine verrückte Laune der Natur, die im Laufe einer sehr langen Zeit durch Druck und Gegendruck diese Formation geschaffen hatte.
Bei genauerem Hinsehen stellten der Templer und sein Begleiter jedoch fest, dass es keine normalen Vorsprünge oder Steinerker waren, die aus den Wänden hervorwuchsen, sondern Gestalten.
Riesige Figuren, die ein menschliches Aussehen besaßen, aber zugleich auch skeletthaft starr wirkten, sodass der Eindruck entstand, sie befänden sich im Stadium der Verwesung und hätten bereits einen Teil ihrer Haut verloren. Es kam der Verdacht auf, dass es sich um steinerne Halbskelette handelte, die als monströse Aufpasser über die Schlucht hier wachten.
Die beiden Männer sprachen kein Wort. Sie nahmen den unheimlichen Eindruck in sich auf, bis Jorge sich nicht mehr länger zusammenreißen konnte.
»Es ist das Fegefeuer«, flüsterte er. »Verdammt noch mal, wir sind im Fegefeuer gelandet. Wir werden brennen. Wir werden büßen. Wir werden unsere Sünden…«
»Nein, mein Freund. Das ist nicht das Fegefeuer. Das ist der Vorhof zur Hölle.«
»Macht das einen Unterschied?«
»Für manche schon.«
Sie sprachen nicht mehr, beobachteten und hingen ihren Gedanken nach. Der unheimliche Anblick hatte Godwin die Schmerzen vergessen lassen. Er konzentrierte sich auf das Bild unter ihm, und so stellte er fest, dass sich der Blutbach von der Quelle fortbewegte. Er sah nicht, wo er mündete, aber sicherlich noch innerhalb dieser unheimlichen Felsenhalle.
Der Templer zog sich wieder zurück. Er setzte sich und strich über sein Gesicht. Der Anblick hatte ihn erschüttert, denn so etwas hatte er sich in seinen kühnsten Träumen nicht vorgestellt. Er wagte nicht, den Kopf zu schütteln und sprach davon, dass ihre Chancen gesunken waren.
Jorge meinte: »Wenn es stimmt, dass Menschen in die Hölle kommen, wenn sie ein schlechtes Leben geführt haben, dann sehen wir hier einen Ausschnitt, auch wenn es nicht das große Feuer gibt, von dem man immer erzählt. Aber daran
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