1248 - Der Gladiator
konnte. Am Telefon waren beide Frauen ratlos gewesen, waren aber davon überzeugt, dass sie gemeinsam stärker waren.
Dann kam noch etwas hinzu, was sie störte. John Sinclair und Suko hielten sich nicht in London auf. Sie waren durch ihre eigenen Fälle und auch durch die verdammten Witterungsbedingungen in Frankreich festgehalten worden. Und das zu einem Zeitpunkt, an dem sie wirklich in London gebraucht wurden.
Aber das Schicksal hatte anders entschieden, und diesen Knoten konnte Sarah nicht entflechten. Also musste sie sich fügen, auch wenn ihr das verdammt schwer fiel.
Sir James hatte sie noch nicht informiert. Sie wusste allerdings, dass sie sich auf ihn verlassen konnte, und so glaubte sie fest daran, dass er sie bald anrufen würde.
Im Londoner Süden herrschte um diese Zeit weniger Verkehr.
Es gab keine Staus, und so erreichte Sarah Goldwyn ihr Ziel recht schnell.
Das Tor zum Grundstück stand schon offen. Sheila konnte es riskieren, denn dessen Umgebung wurde von elektronischen Augen überwacht. Die Bilder sah man dann im Innern des Hauses auf dem Monitor.
»Soll ich Sie durch den Vorgarten bis hin zum Haus fahren?«, erkundigte sich der freundliche junge Mann.
»Nein, das ist nicht nötig, denn auch ein paar alte Knochen brauchen hin und wieder Bewegung.«
»So alt sind Sie doch noch nicht, Madam.«
Sarah musste lachen. »Junger Freund, ich will mich ja nicht in Ihre Angelegenheiten mischen, aber vielleicht brauchen Sie eine Brille, um alles genau zu erkennen. Ich bin alt, aber ich war mal so jung wie Sie, und ich erinnere mich gern an diese Zeit zurück. Genießen Sie die Jugend, machen Sie was aus Ihrem Leben. Alt werden Sie von allein. Und wenn nicht, dann müssen Sie sich eben früh aufhängen.«
»Danke für den Rat, Madam, aber das hatte ich nicht vor, glauben Sie mir.«
»Wäre auch schade.« Zwischen Sarahs Händen knisterte das Papier der Geldscheine, die sie dem Fahrer gab. »Kein Wechselgeld, junger Mann. Kaufen Sie Ihrer Freundin ein paar Blumen.«
»Ich habe nur einen Freund.«
»Dann beglücken Sie ihn damit.«
»Dabei ist er Florist.«
Sarah musste lachen. »Damit haben Sie gewonnen. Alles Gute noch.«
»Danke. Für Sie auch.«
Sarah stieg aus und sah dem Wagen nach. Bevor er um die nächste Ecke verschwand, drehte sie sich um und betrat das Grundstück. Sie brauchte den Weg nicht allein bis zum Haus hochzugehen, denn Sheila Conolly kam ihr bereits entgegen, weil sie die Ankunft auf dem Monitor beobachtet hatte.
»Na, dann hast du es also doch geschafft.«
»Warum nicht?«
Sheila hauchte ihr zwei Küsse auf die kalt en Wangen. »Ich weiß auch nicht, weshalb ich so denke. Ich habe das Gefühl, dass in dieser Nacht alles verkehrt läuft.«
»Ja, so etwas gibt es.«
»Jetzt komm erst mal ins Haus, damit wir uns dort aufwärmen können.«
»Danke, ein Tee würde mir jetzt gut tun.«
»Ich kenne dich doch. Deshalb ist er bereits fertig.«
»Das nenne ich Service. Ich glaube, ich werde dich mal öfter besuchen, Mrs. Conolly.«
»Würde mich wirklich freuen.«
»Dann aber zu einem anderen Anlass, Sheila.«
»Das versteht sich.«
Im Haus legte Sarah ihren dunkelblauen Wintermantel ab und ging ins Wohnzimmer. In einer Ecke des geräumigen Zimmers hatte Sheila einen kleinen Tisch gedeckt. Sarah bewunderte noch den Tannenbaum, bevor sie in dem kleinen Sessel Platz nahm. Er war mit hellem Stoff bezogen. Überhaupt war bei den Conollys im Haus alles heller als bei Sarah, aber das war wohl eine Sache des Alters. Zudem konnte Sarah sich so schlecht von ihren Möbeln trennen. An diesen Stücken hingen einfach zu viele Erinnerungen.
Draußen war der Garten noch weihnachtlich geschmückt. Die hellen Girlanden hingen über den Bäumen und auch die Sträucher zeigten die Bänder aus kleinen Lichtern.
»Schön habt ihr es hier.«
Sheila schenkte Tee. »Ja, uns gefällt es.«
»Es ist überhaupt nicht protzig und überladen.« Sarah schaute hoch. »Wo feiert ihr denn den Jahreswechsel?«
»Hier zu Hause.«
»Allein?«
»Ich weiß es noch nicht. Aber wenn du kommen willst, wir hatten auch vor, John, Shao und Suko einzuladen. Ich hätte auch noch angerufen, ob Jane und du…«
Sarah winkte ab. »Erst mal langsam, Sheila, obwohl ich mich schon jetzt für die Einladung bedanken möchte. Hast du denn inzwischen etwas von Bill oder Jane gehört?«
Sheila senkte den Kopf und schüttelte ihn zugleich.
»Hast du telefoniert?«
»Ich habe es versucht, aber keinen Erfolg gehabt.
Weitere Kostenlose Bücher