1249 - Bibliothek des Grauens
Bücher, und ich mochte sie auch. Er hat mir viele gezeigt. Das sind richtige Schätze, hat er gesagt. Man muss sie nur zu lieben wissen.«
»Ist er genauer darauf eingegangen?«
»Nein und ja. Er hat von besonderen Büchern gesprochen. Von welchen, die kaum jemand kennt.«
»Kannst du dich genauer ausdrücken?«
»Er hat von Zauberbüchern erzählt. Von unheimlichen Geschichten. Von den alten Schriften, um die sich niemand gekümmert hat. Aber Grandy wusste es besser.«
»Was wusste er denn?«
»Genau weiß ich das auch nicht. Aber er hat mal von Zauberbüchern gesprochen, die nicht in die Hände von Unwissenden fallen dürfen. Einer seiner Vorfahren hat sie gesammelt und in die Regale gestellt. Sie müssen nicht gut gewesen sein. Er hat auch davon gesprochen, dass das Böse im Haus ist. Aber nie lange, immer nur kurz. Ich konnte nicht richtig nachfragen.«
»Seit wann ist das Böse dort? War es schon immer da?«
»Nein, erst seit kurzem. Es ist mit ins Haus reingebracht worden.«
Ich verstand. »Aha, von wem? Was kannst du dir darunter vorstellen, Robby?«
Der Junge zuckte mit den Schuldern. »So richtig hat er das nicht gesagt«, erklärte er leise.
Ich dachte an Nic Trenton und fragte: »Kann es sein, dass es mit dem Besucher in Verbindung steht?«
»Mit Nic?«
»Ja.«
»Möglich. Aber ich will es nicht glauben. Nic ist ein cooler Typ, echt.«
»Das weiß ich, Robby, denn ich habe ihn erlebt. Er sieht alles sehr locker.«
»Er schreibt auch Bücher.«
»Genau.«
Der Junge wusste nicht mehr, was er sagen sollte und fuhr über sein Haar. Dabei schaute er sich um. Ich ließ ihn in Ruhe und hing meinen eigenen Gedanken nach, denn ich überlegte, ob ich ihn nach dem fragen sollte, was er gesehen hatte, und woran kein anderer so recht glauben wollte.
Ich brauchte die Frage nicht zu stellen, denn Robby schnitt dieses Thema von selbst an.
»Keiner will mir glauben, John, keiner.«
»Was meinst du?«
Er schaute jetzt zu mir hoch. »Ich habe doch etwas gesehen, verdammt noch mal!« Jetzt sprach er wie ein Erwachsener, aber seine Stimme erstickte fast, und so konnte er nur flüstern, weil die Erinnerung zu stark war. »Ich habe den Mörder gesehen. Er flog durch die Luft. Großvater lag unter dem Tisch, und an der Decke konnte ich seinen Mörder erkennen.«
»Was genau hast du denn erkannt?«
Robby zog die Nase hoch.
»Das weiß ich nicht genau. Es ging alles so schnell, aber ich habe ihn gesehen. Einen Schatten. Er… er… war so lang, so dunkel und auch so schnell. Der huschte unter der Decke her und war dann plötzlich weg. Einfach so…«
»Und du hast nichts sonst gesehen?«
»Nein, aber er konnte fliegen. Er hatte Flügel. Das… das… habe ich erkannt.«
Robby schaute mir skeptisch ins Gesicht. Er wartete wohl darauf, dass ich ihm etwas sagen oder ihn auslachen würde, aber mein Gesicht blieb ernst. Als er dann mein Nicken sah, war er überrascht und flüsterte: »Du glaubst mir?«
»Ja, Robby.«
»Aber warum?«
»Weil ich ihn selbst gesehen habe!«
Mit dieser Antwort hatte der Junge nicht gerechnet. Er schü ttelte den Kopf, schnappte zugleich nach Luft und wusste wirklich nicht, wie er sich verhalten sollte.
Ich legte ihm eine Hand auf die Schulter. Er lehnte sich gegen mich. Ich hörte ihn leise stöhnen, bevor er fragte: »Stimmt das wirklich oder sagst du das nur so?«
»Nein, nein, Robby, das stimmt wirklich. Du kannst dich darauf verlassen. Ich habe ihn gesehen.«
»Wo denn?«
»Hier!«
»Was? Was?«
»Ja, hier draußen. Hier habe ich ihn gesehen. Kurz bevor du gekommen bist.«
Robby konnte es nicht fassen. »Dann… dann muss er das Haus verlassen haben.«
»So sieht es aus.«
Er wurde noch aufgeregter und bewegte sich unruhig auf der Stelle. »Dann gibt es ihn also doch! Ja, dann habe ich mich nicht getäuscht. Das ist wirklich… ich… ich… kann es nicht fassen.« Er bewegte sich noch immer unruhig. »Aber jetzt ist er weg, nicht wahr?«
»Ja, er verschwand.«
»Willst du ihn suchen?«
»Darauf kannst du dich verlassen. Ich möchte doch gern wissen, wer oder was dahinter steckt.«
Robby kam aus dem Staunen nicht heraus. »Hast du auch seine Flügel gesehen?«
»Nicht so genau…«
Das gefiel Robby nicht. Er verzog weinerlich die Lippen.
»Dann ist alles umsonst. Ich habe sie aber gesehen.«
»Bei dir war es auch nicht neblig.«
»Ja, das stimmt.«
»Okay, Robby, ich finde es toll, dass wir uns getroffen haben, aber jetzt solltest du wirklich
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