125 - Die Stunde der Wölfe
versuchte den Kreis zu durchbrechen, doch das ließen die Höllenwölfe nicht zu. Schnauzen zuckten ihm entgegen, und gleich darauf kam der Schmerz.
Er brüllte auf und stürzte, und die Wölfe waren sofort über ihm…
***
Mein Blackout dauerte nur ganz kurze Zeit. Ich merkte, wie ich getragen wurde, und dann ließ man mich auf den Boden fallen. Ich war schwer benommen, und auf meiner Zunge befand sich ein pelziger Geschmack.
»Wer ist der Kerl?« hörte ich jemanden fragen.
»Sieh nach.«
Ich merkte, wie sie mich durchsuchten, mir die Brieftasche abnahmen, und auch den Colt Diamondback wurde ich los.
»Ein Schnüffler, ein Privatdetektiv«, sagte der erste Mann.
»Verdammt, wer mag den auf uns angesetzt haben?«
»Er wird es uns sagen, ich habe da so meine Mittel. Wenn ich ihn in die Mangel nehme, singt er wie ein Operettentenor, aber dazu brauche ich Zeit. Erst mal genügt es, wenn wir ihn einsperren. Morgen früh lege ich ihn dann auf die Folterbank. Ich bin gespannt, was er mir erzählen wird.«
Sie zogen sich zurück, ließen mich allein. Ich blieb reglos liegen, um mich schneller zu erholen.
Was war passiert? Ach ja, ich war Gene Burstyn gefolgt, und dann hatte ich dieses Gespräch mitgehört. Ja, und dann hatte man mir eins auf den Schädel gegeben.
Ein dumpfes Brummen war die Folge, doch es verebbte allmählich. Sie hatten jetzt keine Zeit für mich. Klar, die Lieferung! Um Mitternacht traf sie ein, und Spencer Cook und ich wollten dabeisein.
Aber ich saß hier fest. Cook würde allein zum Themsehafen fahren. Wenn er den OdS-Leuten in die Hände fiel, war sein Leben keinen Pfifferling mehr wert, Cook brauchte meine Unterstützung!
Ich kämpfte mich hoch, hatte ein wenig Probleme mit dem Gleichgewicht, aber das gab sich rasch. Ich tastete die Tür ab. Altes, rissiges Holz, aber äußerst stabil. Ich warf mich einmal dagegen und erreichte nur eines: daß mich hinterher die Schulter schmerzte.
Verflucht, ich mußte hier raus. Ich wollte nicht die ganze Nacht hier drinnen bleiben und warten, bis dieser OdS-Folterknecht für mich Zeit hatte.
Ich untersuchte die Tür mit meinen Händen, hoffte, eine Schwachstelle zu finden, doch es gab keine.
Ich war nicht allein hierhergekommen. Boram war bei mir gewesen. Hatte er mich aus den Augen verloren, oder wußte er, was mir zugestoßen war?
Sollte ich ihn rufen? Vielleicht kam dann jemand anders und brachte mich zum Schweigen.
Abwarten, sagte ich mir. Den nächsten Zug muß jetzt Boram tun. Dann sehen wir weiter.
***
Boram stand im Hinterhof. Gene Burstyn hatte unbehelligt die Bar verlassen. Tony Ballard würde sich zu gegebener Zeit darum kümmern, daß Burstyn nicht ungeschoren davonkam.
Immerhin hatte Burstyn Bumpy Douglas ermordet und Spencer Cook vom Balkon stoßen wollen. Dafür war ihm ein lebenslanger Zuchthausaufenthalt gewiß.
Boram hatte zu spät gemerkt, daß Tony Gefahr drohte, deshalb konnte er den Freund nicht warnen, doch es war für ihn ganz klar, daß er Tony Ballard nun nicht seinem Schicksal überließ.
Er ließ einige Minuten verstreichen, dann betrat er das Gebäude. Boram hatte beobachtet, wie zwei Männer seinen Freund in den Keller getragen hatten.
Einen der beiden sah der Nessel-Vampir nun wieder - am Ende des Flurs, vor dem Kellerabgang. Dort saß der Mann auf einem Stuhl und hielt Wache, damit »der Schnüffler« nicht abhanden kam.
Boram verursachte kein Geräusch, als er sich dem Mann näherte. Seine Dampffüße berührten zwar den Boden, aber das war, als würde sich feuchte Luft an den Terrazzoplatten niederschlagen.
Der OdS-Mann studierte die Rennberichte. Er kreuzte ein paar Tips an, die er für heiß hielt. Tony Ballards Brieftasche ragte aus der Gesäßtasche des Mannes, und der Colt Diamondback steckte im Gürtel.
Als Boram nur noch drei Schritte von dem Mann entfernt war, nahm dieser eine Bewegung wahr und hob den Kopf.
Er guckte ziemlich dumm aus der Wäsche, als er die Dampfgestalt erblickte. Boram war diese Reaktion gewöhnt. Er hatte sogar damit gerechnet.
Wie gelähmt saß der Mann da.
Jetzt schüttelte er jedoch diese Lähmung ab und federte hoch. Die Zeitung flatterte auf den Boden, während Boram auf den Mann »zuwehte«. Der OdS-Agent griff nach Tony Ballards Revolver, weil er den am schnellsten erreichen konnte.
Er riß die Waffe heraus.
Boram brauchte auch eine geweihte Silberkugel nicht zu fürchten, aber er wollte nicht, daß sich die ganze Bar hier versammelte, deshalb mußte er den Mann
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