125 - Im Netz der Todesspinnen
wählte.
Endlich hatte Leclet die Sandwiches in Stücke geschnitten. Ich hob den Ys-Spiegel hoch, und Coco blieb vor mir stehen.
Gehorsam berührte Leclet die klein geschnittenen Sandwichstücke, und ich konzentrierte mich darauf.
Zuerst flog ein Hummersandwich aus dem Ys-Spiegel, das Coco auffing. Das Sandwich war etwa zwanzig Zentimeter lang. Es folgten die anderen.
Heißhungrig schlang ich zwei Sandwiches hinunter. Nie zuvor hatte mir etwas besser geschmeckt. Wir aßen jeder noch drei Stück, dann unterbrach ich die Verbindung zu Leclet.
Olivaro hatte uns erzählt, wie fürchterlich es auf der Oberfläche Malkuths zugehen sollte, doch viel hatten wir davon bisher nicht bemerkt. Gelegentlich waren einige kleinere Tiere zu sehen gewesen, die aber panikartig die Flucht vor uns ergriffen hatten. Und die Begegnung mit den drei mißgestalteten Janusköpfen war auch nicht sonderlich aufregend gewesen.
Die Bäume standen nun nicht mehr so dicht beisammen. Nach ein paar Minuten hatten wir den Dschungel hinter uns gelassen. Vor uns lag eine weite Ebene, die sich bis zu den Bergen hin erstreckte. Überall waren Ruinen zu sehen. Meine Füße schmerzten. Ich wäre für eine kurze Rast recht dankbar gewesen.
Olivaro gesellte sich zu Coco und mir.
„Von den angekündigten Schrecken habe ich bis jetzt noch nicht viel bemerkt, Olivaro", sagte ich. „Wir sollten froh darüber sein. Die Situation kann sich innerhalb weniger Augenblicke ändern. Gorgulo führt sich seit ein paar Minuten seltsam auf. Er behauptet, daß in nächster Nähe Janusköpfe sind, die sich irgendwo verstecken."
Das konnte natürlich gefährlich werden. Wir wußten nicht, wie gut ihre Magie auf der Oberfläche Malkuths funktionierte, aber wenn sie nur über einen Bruchteil ihrer normalen Kräfte verfügten, reichte das schon.
Vorsichtshalber versuchte ich mich mit Gene Stafford in Verbindung zu setzen, was mir aber nicht gelang. Bei Alain Leclet hatte ich mehr Erfolg; doch seine Gedanken stießen mich ab. Ich drosselte den Kontakt so stark, daß ich seine bösen Gedanken nicht mehr mitbekam, ihm aber jederzeit einen neuen Befehl erteilen konnte.
Aufmerksam sah ich mich um. Überall lagen gewaltige Steinbrocken herum; einige waren mehr als zwanzig Meter hoch. Die Steine waren verwittert und brüchig; ihr Alter ließ sich kaum schätzen; meiner Meinung nach mußten sie einmal zu einem riesigen Gebäude gehört haben.
„Gab es früher auf Malkuths Oberfläche große Bauwerke, Olivaro?"
„Die Legenden behaupten es. Die Steine, die wir sehen, wären ein Beweis dafür."
„Sind diese Ruinen nicht ein Anhaltspunkt für dich, Olivaro? Ist der Berg der Berge in der Nähe?" Der ehemalige Herr der Schwarzen Familie schüttelte bedauernd den Kopf. „Nein, solche Trümmerhaufen findet man überall. Das hilft mir nicht weiter. Erst wenn ich ein ganz charakteristisches Gebäude gefunden habe, kann ich beurteilen, wo wir uns befinden."
Gorgulo blieb stehen, riß die Hände hoch, und das Gesicht auf seinem Rücken floß wieder mal ineinander.
„Janusköpfe!" rief er. „Vor uns sind Janusköpfe und unzählige Monster. Wir müssen fliehen oder uns verstecken."
Wenn Gorgulos Behauptung stimmte, bedeutete das, daß uns die Janusköpfe schon längere Zeit erwartet hatten.
„Hm", brummte Olivaro, „Ich fürchte, der Einsatz des Ys-Spiegels dürfte meinen Artgenossen nicht unbemerkt geblieben sein. Sie sind neugierig geworden und wollen herausfinden, was los ist."
Wir blieben stehen. Lillom und seine Gefährten standen etwa fünfzig Meter von uns entfernt. Die Seferen umringten sie.
„Wir stellen uns zum Kampf', sagte Lillom stur. „Eine Flucht ist sinnlos. Außerdem kann Dorian Hunter ja die Kräfte seines Amuletts einsetzen."
Das wollte ich eben vermeiden. Doch noch bevor ich zu einem Entschluß gekommen war, erfolgte der erste Angriff.
Ein halbes Dutzend drachenähnlicher Geschöpfe erhob sich aus einer Ruine und flog auf uns zu. Die Leiber waren kaum länger als einen Meter; die Flügel hatten eine Spannweite von etwa drei Metern; die Schädel der Monster waren tigerartig; am Leib entdeckte ich vier krallenartige Arme.
Die Bestien flogen geräuschlos auf uns zu. Eine stieß auf Gorgulo herab. Die Krallen vergruben sich im Körper des mißgestalteten Januskopfes. Das Gesicht auf dem Rücken schrie entsetzt auf, als sich die Krallen tiefer in den Leib des Unglücklichen gruben. Die Zähne des Monsters zerfetzten die Brust Gorgulos. Das
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