1252 - Spur in die Vergangenheit
würde, war mehr als fraglich. Sie war für die andere Seite einfach zu wichtig.
Julie ließ die Gitterstäbe los und fiel wieder nach unten. Sie rieb ihre Hände gegeneinander. So befreite sie diese von dem Rost, den die Stangen auf der Haut hinterlassen hatten. Sie schaute nach unten. Der Boden war glatt, aber er war nicht mit Steinen belegt, sondern bestand aus einer glatten und fest gestampften Lehmschicht, die sicherlich sehr alt war. Sie wollte sich von ihrem Schicksal ablenken und fragte sich, wer dieses Verlies wohl schon von innen gesehen hatte. Das mussten bestimmt zahlreiche Menschen gewesen sein, denn sie konnte sich nicht vorstellen, dass dieser Raum eine andere Funktion erfüllt hatte.
Man würde sie nicht töten. Man würde sie weder verhungern noch verdursten lassen, denn man wollte etwas von ihr.
Sie lachte, als sie daran dachte. Ihrer Meinung nach hatte die andere Seite auf das falsche Pferd gesetzt. Sie war nicht in der Lage, den Männern zu sagen, wo sich die Gebeine der echten Maria Magdalena befanden. Sie wusste nicht mal, ob es diese Überreste überhaupt gab, denn richtig vorstellen konnte sie es sich nicht.
Immer mehr beschäftigte sie die Frage, ob diese geheimnisvolle Maria Magdalena tatsächlich in ihr eine Wiedergeburt erlebt hatte. Julie gab zu, dass sie sich mit diesem Thema nie so intensiv beschäftigt hatte. Hin und wieder hatte sie in der Zeitung darüber gelesen, aber das hatte immer nur andere betroffen. Dass sie sich plötzlich in diesem Zentrum befand, war kaum zu begreifen.
Wenn es tatsächlich der Fall gewesen war, dann, so dachte sie, hätte sie sich doch daran erinnern müssen. Aber auch das war nicht passiert, und deshalb konnte sie einfach nicht richtig daran glauben. Auf der anderen Seite hatte sie sich schon mit dieser Frau beschäftigt, aber sie schob es einzig und allein auf ihren Beruf, denn das Genter Altarbild zeigte ja auch gerade sie in einem der Mittelpunkte.
Es war nicht einfach, hier eine Lösung zu finden. Jedenfalls glaubte es die andere Seite, und sie würde nicht nachgeben und alles versuchen, die Wahrheit zu erfahren.
Und wenn nun alles nicht stimmte? Wenn sie einer falschen Spur nachgelaufen war? Was würde dann mit ihr geschehen? Dann war sie Ballast, den man loswerden musste.
Bei ihrer Freundin Sylvia hatte sie erlebt, wie das vor sich ging. Eine Kugel in den Kopf, und das Problem war aus der Welt geschafft.
Julie fror, als sie daran dachte. Und jetzt spürte sie auch Angst, die in ihr hoch stieg. Das war ein verdammtes Gefühl, das schon an ihrer Seele kratzte.
Egal, was man mit ihr vorhatte, sie wünschte sich auf jeden Fall, von hier wegzukommen, auch wenn sie sich dabei in die Gewalt dieser fremden Männer begab.
Sie ging zur Tür. Ein recht kleiner Durchlass war es. Aber sie würde es nicht schaffen, ihn aufzubrechen, das hatte sie schon einsehen müssen. Das Holz war zwar alt, aber auch sehr stabil. Da hätte sie schon Werkzeug haben müssen, um es zu zertrümmern. Mit bloßen Fäusten war da nichts zu machen.
Julie wollte sich schon wieder umdrehen, als sie jenseits der Tür etwas hörte. Zunächst wusste sie nicht, was für ein Geräusch es war, da es einfach verschwamm. Dann stellte sich heraus, dass sie Schritte hörte, die sich der Tür näherten.
Julie ging zwei Schritte zurück. Plötzlich hielt sie Spannung erfasst, die sich noch verstärkte, als sich von außen her ein Schlüssel im Schloss bewegte.
Sekunden später war es soweit!
Die Tür schwang auf.
Julie verkrampfte sich. Sie hatte beide Hände zu Fäusten geballt. Sie konnte sich vorstellen, dass bewaffnete Männer zu ihr kamen und sie hier unten töteten, weil sie eingesehen hatten, dass sie nicht mehr nützlich war.
Da irrte sie sich, und sie war froh darüber. Die beiden Gestalten kannte sie schon vom vergangenen Tag her. Mit sehr sicheren Bewegungen übertraten sie die Schwelle. Sie machten den Eindruck von Menschen, die alles im Griff hatten, und so war es letztendlich auch. Julie würde keine Chance bekommen.
Schwarze Hosen, schwarze Jacken. Dieses Outfit gehörte wohl zu ihrem Ritual. Von den Gesichtern war nicht viel zu sehen. So erkannte Julie auch nicht, ob sie ihr positiv oder negativ gegenüberstanden.
Sie gingen nicht bis zu ihr. Kurz vor der Tür blieben sie stehen. »Komm her!«
Julie begriff. Sie zögerte auch nicht. Sie trat nur mit langsamen Schritten auf die beiden zu, die dann auseinander wichen, um Julie Platz zu machen.
Man brauchte ihr
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