1252 - Spur in die Vergangenheit
Kommunikationsmittel mit der übrigen Welt verbunden.
Finanziert waren die Geräte durch Spenden, bei denen sich auch unsere Freunde Bill Conolly und Sarah Goldwyn hervorgetan hatten.
Man hatte uns erwartet und uns auch gesehen. Kaum war das Licht in sich zusammengefallen, als die Tür geöffnet wurde. Nur eines war anders als bei unseren früheren Besuchen. Uns würde kein Abbé Bloch mehr begrüßen, was mich ein wenig traurig stimmte, obwohl ich mich mit Godwin de Salier hervorragend verstand.
Godwin war es auch, der in das Licht der Außenleuchte trat und uns seine Arme entgegenstreckte.
»Willkommen«, sagte er nur. »Wir haben sehr auf euch gewartet.«
»Und wir sind froh, dass wir es geschafft haben«, sagte ich aus ehrlicher Überzeugung.
»Dann kommt rein. Wir gehen am besten zu mir. Ich habe auch etwas vorbereitet.«
»Sollen wir jetzt noch essen?«, fragte ich.
»Ja, und auch trinken.«
Suko lächelte, während ich die Schultern hob. Großen Hunger hatte ich wirklich nicht, aber Durst, und deshalb freute ich mich auf einen Schluck Wasser, obwohl der Wein zum Greifen nahe stand, wie ich bemerkte. Auf einem Teller war eine Kleinigkeit angerichtet. Fingerhäppchen. Etwas Teig belegt mit Fleisch, Gemüse oder Käse.
Godwin hatte alles im Kloster so gelassen und keine Veränderung getroffen. Trotzdem oder gerade deswegen fehlte mir der Abbé. Ich hatte immer das Gefühl, dass sich die Tür öffnen und er den Raum betreten würde, um uns zu begrüßen. Das geschah nicht. Wir blieben zu dritt, aber auch zusammen mit einem etwas makabren Gegenstand, der immer seinen Platz unter dem Fenster gehabt hatte.
Es war der Knochensessel. Ein sehr wichtiges Relikt, denn er bestand aus dem Skelett des letzten Templer-Großmeisters Jacques de Molay. Wer auf ihm Platz nahm - und das durfte nicht jeder erlebte ebenfalls eine Zeitreise, wie ich sie auch von Absalom kannte. Ich hatte ihn lange nicht mehr benutzt, konnte mir allerdings vorstellen, dass sich dies schnell änderte.
De Salier hatte meinen Blick bemerkt. »Er ist noch immer so wie du ihn kennst, John.«
»Ja, ich weiß.«
»Denkst du, dass er uns eine Hilfe sein kann?«
»Ausschließen kann man nichts.« Nach dieser Antwort setzte ich mich zu meinen Freunden an den Tisch, an dem auch der Abbé früher immer gesessen hatte.
Wir aßen, tranken Wasser, und ich zumindest spürte meine eigene Ungeduld. Ich wollte einfach mehr wissen und wandte mich an Godwin. »Hast du inzwischen etwas herausgefunden?«
»Über Maria Magdalena?«
»Klar.«
»Auch wenn du enttäuscht bist, John, es gibt nichts Neues. Ich habe mich mit ihr beschäftigt. Aber«, sagte er lang gezogen, »es sind leider nur die alten Dinge.«
»Welche?«
Godwin griff nach unten. Auf dem Boden neben seinem Stuhl lagen einige Bücher. Es waren drei unterschiedlich dicke. Er legte sie nebeneinander auf den Tisch.
»Soll ich die jetzt lesen?«
»Nein, John, aber die habe ich in unserer Bibliothek gefunden. Ihr Inhalt drehte sich um die Heilige und Hure, wie sie genannt wurde. Du kannst hineinschauen, aber es lohnt sich nicht wirklich. Kennst du ein Buch, kennst du alle.«
»Wenn du hineingeschaut hast, dann ist dort sicherlich auch das Genter Altarbild abgebildet?«
»Klar.«
»Ist dir etwas aufgefallen?«
»An dem Bild?« Er zuckte die Achseln. »Der Altar ist ein tolles Kunstwerk, das muss man dem Erschaffer lassen. Man kann natürlich vieles hinein interpretieren. Es ist auch viel geschrieben worden. Und ich kann, dir sagen, dass wir hier genau im Zentrum sitzen. Denn alles drehte sich letztendlich um diese Gegend, obwohl auch andere Orte genannt werden. Weißt du, was im Markus-Evangelium über sie steht?«
Ich schüttelte den Kopf.
»Jesus aber, da er auferstanden war früh am ersten Tag der Woche, erschien am ersten der Maria Magdalena, von welcher er sieben Teufel ausgetrieben hatte.« Godwin zwinkerte mir zu. »Da haben wir es. Auf der einen Seite die Heilige, auf der anderen die Hure oder die Böse. Such dir etwas aus.«
»Wie sehen sie die Menschen hier?«
»Mehr als Heilige. Sie ist ja auch oft gemalt worden. Dann immer als sehr schöne Frau. Manchmal sogar barbusig. Blonde Haare, feine Gesichtszüge, edel gekleidet und fast immer in der Nähe des Kreuzes stehend. Sie ist auch diejenige, die weint. Für die Christen ist Maria aus Magdala die reuige Sünderin. Die Gnostiker sehen sie eben anders. Und zwar als Geliebte des Herrn, was natürlich ein weites Feld öffnet.
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