1252 - Spur in die Vergangenheit
Referenz erweisen.« Den Worten folgte ein hartes Lachen. Es war noch nicht verklungen, als Julie die Hand sah, die an der linken Seite des Körpers entlangglitt und deren Finger nach dem Umhang fassten.
Ein Griff, ein Ruck, der Umhang schwang in die Höhe und flatterte weg wie eine riesige Fledermaus.
Der Körper lag frei.
Julie sah ihn.
Und sie schrie!
***
Vor dem Zubettgehen hatte uns Godwin de Salier noch auf eine rätselhafte Begegnung im Garten hingewiesen und von einer Gestalt gesprochen, deren Existenz er sich nicht erklären konnte. Er hatte sogar an den Geist des verstorbenen Abbé gedacht, diesen Gedanken aber wieder verworfen.
Dennoch hatte ihn die Gestalt durcheinander gebracht, und er hatte auch mit den geheimnisvollen Botschaften nichts anfangen können. Nichts Konkretes, obwohl, der geisterhafte Ankömmling den Namen Maria Magdalena erwähnt hatte.
Ich hätte ihm eine Antwort geben und von Absalom erzählen können, doch das hatte ich nicht getan und ihm erklärt, dass ich auch nicht Bescheid wüsste.
Danach waren wir schlafen gegangen. Die Zimmer waren klein, aber sauber. Ich zog mich bis auf die Unterwäsche aus, lag dann auf dem Bett und konnte trotzdem nicht einschlafen, weil die Ereignisse der nahen Vergangenheit noch durch meinen Kopf schwirrten.
Ich hatte vieles gehört, vieles erlebt, aber ich war noch zu keinem Ergebnis gekommen. Es blieb uns allen nichts anderes übrig, als den kommenden Tag abzuwarten.
Irgendwann forderte die Natur ihr Recht. So schlief ich trotzdem ein, und das tief und fest, denn es gab keine Träume, die meine Ruhe beeinträchtigten.
Recht frisch erwachte ich am nächsten Morgen. Es war noch nicht ganz hell geworden, doch hinter dem Rechteck des Fensters breitete sich schon ein heller Schein aus. Der Tag hatte den meisten Teil der Nacht verdrängt, und jetzt schob sich auch die runde Wintersonne hervor.
Es lag nicht lange zurück, da hatten Suko und ich Südfrankreich anders erlebt. Begraben unter einer tiefen Schneedecke, von der jetzt bei diesen warmen Temperaturen kaum noch Flecken zu sehen waren. Alles war getaut, als hätte es die weiße Pracht nie gegeben.
Ich stand auf. Eine Dusche fand ich auf dem Gang. Sie war nicht besetzt, aber es hatte schon jemand vor mir geduscht, das war zu riechen. Sicherlich Suko, denn er gehörte zu den Menschen, die nie lange schliefen.
Ich schlüpfte wieder in meine alte Kleidung. Dann öffnete ich das Fenster, und mein Blick fiel in den Garten, der auch im Winter so klar und aufgeräumt war.
Nichts verbaute mir den Blick, wenn ich mich nach rechts aus dem Fenster beugte und bis hin zur Mauer schaute, vor der das Grab des Abbé zu sehen war.
Es war eine schlichte Ruhestätte, ohne jeglichen Prunk. Genau das hatte der Abbé sich gewünscht, denn er selbst hatte sehr schlicht gelebt.
Ein etwas verlorenes Lächeln spielte um meine Lippen, als ich an ihn dachte. Es war sehr schade, dass es ihn nicht mehr gab. Er hatte mir oft mit seinem Wissen und seiner Weisheit helfen können, aber das Leben hier auf der Erde ist eben endlich.
Meine Gedanken bewegten sich von dem Abbé weg zu einem anderen Phänomen. Ich merkte, wie es in meinem Innern brodelte, als ich an Absalom dachte, der Godwin erschienen war.
Für mich war er so etwas wie der heimliche und stille Beobachter, aber ich wusste noch immer nicht, wer er genau war und wo er herkam. Jane Collins und Bill Conolly hatten ihn als negativ erlebt. Das konnte ich so nicht bestätigen, aber wer schaute schon in die »Denkweise« einer feinstofflichen Gestalt hinein. Mich jedenfalls hatte es durch sein Erscheinen auf die richtige Spur gebracht, von der ich sonst nicht gewusst hätte. Und auch eine Julie Ritter hätte ich nie im Leben kennen gelernt. So aber hatte sich der Kreis geschlossen, und das empfand ich auch als positiv.
Ich schloss das Fenster wieder und merkte, dass ich allmählich Hunger bekam. Da konnte man noch so viele Geister und Dämonen jagen, die menschlichen Bedürfnisse blieben immer gleich und genau das war auch bei mir de Fall.
Meine Jacke hing über einem Stuhl. Ich nahm sie an mich und verließ das Zimmer. Suko hatte nebenan geschlafen. Als ich an seine Tür klopfte, antwortete er nicht. Er war auch nicht mehr da. Das sah ich, als ich einen kurzen Blick in das Zimmer warf.
Bei meinen Templer-Freunden kannte ich mich aus. Ich wusste demnach, wo sie das Frühstück und alle anderen Mahlzeiten einnahmen. Zumeist aßen mehrere zusammen. Dementsprechend
Weitere Kostenlose Bücher