1252 - Spur in die Vergangenheit
hatte.
Alte Bücher. Legenden, Sagen. Berichte von Mystikern und Historikern, das alles kannte er. Er hatte sich auch in den letzten Wochen mit den Aufzeichnungen beschäftigt, die von Archäologen hinterlassen worden waren. Hier war gegraben und geforscht worden, und man hatte auch einiges gefunden, was dann zu einem Bild zusammengesetzt worden war. Bei all diesen Nachforschungen und Bemühungen hatte sich ein Begriff deutlich hervorkristallisiert, und das nicht nur einmal.
Rennes-le-Château!
Als er daran dachte, durchzuckte es ihn wie ein Blitzstrahl. Trotz seines veränderten Aussehens dachte er noch menschlich, und jetzt war ihm klar, dass er sich einzig und allein auf diesen Ort konzentrieren musste. Hier hatte ungefähr hundert Jahre lang jemand gewirkt, der das Geheimnis gekannt haben musste. Der Abbé Sauniere konnte nichts mehr sagen, weil er tot war, doch es gab von ihm Hinweise, und die wiesen eben nur auf den einen Ort hin.
Da gab es den Turm. Da gab es die Kirche, hinter der das Weihwasserbecken auf dem Rücken eines Teufels befestigt war. Das alles kannte er, und er wusste auch, dass es nahe der Magdalenenkirche Stollen gab, die unter dem Bauwerk herführten.
Stollen konnten auch Höhlen sein. Und Maria Magdalena hatte sich in eine Höhle zurückgezogen, um dort zu sterben.
Als er daran dachte, ging es ihm besser. Der Erfolg war nähergerückt, und er blieb jetzt bei seinem realen Denken und ging nicht mehr, zurück in die Vergangenheit. Er hatte Zeit gehabt, sich hier im Umfeld umzuschauen, und er wusste auch, wo der Eingang lag, der ihn in das unterirdische Höhlensystem führte.
Es gab mehrere Eingänge. Die meisten allerdings waren verschüttet oder zugewachsen. Auch die offiziellen waren nur Eingeweihten bekannt, und er würde in den hineingehen, den er kannte.
Er brauchte sich die alten Funde nicht mehr in die Erinnerung rufen, um bei ihnen nachzuschauen.
Er wusste, wie er sich in diesem Labyrinth bewegen musste, um unter die Kirche zu gelangen.
Und wenn er sich dort befand, dann würde auch die Erinnerung bei Julie Ritter zurückkehren.
Nichts konnte sie mehr davon abhalten, ihn dorthin zu führen, wo sich Maria Magdalena zur letzten Ruhe hingelegt hatte. Wenn niemand die Gebeine gestohlen hatte, mussten sie noch vorhanden sein, denn tief in den Höhlen waren menschliche Knochen oft gut vor dem Verfall geschützt.
Er konzentrierte sich wieder auf Julie Ritter. Er sprach sie jetzt nicht an, sondern beobachtete sie nur.
Sie stand noch immer an der gleichen Stelle und war in sich selbst versunken. Ihre Lippen bewegten sich. Sie sprach auch. Jedoch so leise, dass er nichts verstand.
Es war für ihn nicht wichtig zu hören, was sie sagte, denn er glaubte nicht, dass er mehr erfahren würde. Sie war Wachs in seinen Händen gewesen. Hätte sie mehr gewusst, hätte sie es ihm gesagt.
Aber die Erinnerung war zum großen Teil verschüttet worden.
Er verwandelte sich wieder zurück. Die Hörner an seinem Kopf verschwanden, und auch der Ausdruck der Augen normalisierte sich. Die Haut nahm ebenfalls die alte Form an. Jetzt zeigte sie wieder die tiefen Falten an den Seiten zwischen Nase und Mundwinkel. Der Dämon war äußerlich nur mehr Erinnerung, aber im Innern steckte er nach wie vor. Da hatte sich van Akkeren gern übernehmen lassen.
Seine Gedanken beschäftigten sich bereits mit der nahen Zukunft. Wenn er die Gebeine fand, dann war das ein später Sieg der Hölle, und er war an die Spitze gestellt worden. Dann wollte er den Templer sehen, der ihm noch widerstand und ihn ablehnte, denn nicht zuletzt waren es die Templer gewesen, die die Maria Magdalena so hoch in Ehren gehalten hatten.
»Julie?«, sprach er sie an.
Die junge Frau schrak zusammen..
»Du wirst wieder erwachen, Julie. Du wirst wieder die sein, die du immer gewesen bist.«
Die letzten Worte hatten ausgereicht.
Er hörte ein Seufzen, als wäre Julie aus einem tiefen Schlaf erwacht. Ihre Augen waren nie geschlossen gewesen, und sie nahmen jetzt wieder den normalen Ausdruck an, und Julie reagierte auch normal, denn sie bewegte den Kopf und schaute sich um. Sie sah das Feuer im Kamin, sie sah auch den Thron, und sie zog die Schultern hoch wie jemand, der friert.
Van Akkeren konnte auch leise und beruhigend sprechen, das bewies er mit den nächsten Worten.
»Du brauchst dich nicht zu fürchten, Julie, solange ich bei dir bin.«
»Sie?«, hauchte die Frau.
»Ja, ich. Hast du einen anderen erwartet?«
Sie wich etwas
Weitere Kostenlose Bücher