1255 - Böser schöner Engel
entsprechen, was wir damit meinen. Kann sein, dass sie zu dieser Gruppe gehört, auch wenn ich eher zur anderen Seite hin tendiere.«
»Also höllisch.«
»Ja, wenn du es so ausdrücken willst.«
»Da gibt es noch immer den Teufel als gefallenen Engel, der nach wie vor den Anführer spielt und von vielen Menschen leider verehrt wird.«
»So ist es.«
Karina ließ nicht locker. »Und welcher Name fällt dir dabei noch ein, John?«
Ich überlegte nicht lange. »Da gibt es zum Beispiel den Engel, der sich Metatron nennt. Er soll mal ein Mensch gewesen sein. Ich habe mit diesem Problem auch schon Kontakt gehabt. Es ist möglich, dass er hinter dieser ungewöhnlichen Heilung steht und zumindest seine Kraft gibt. Aber er sieht nicht aus wie Tamara.«
»Wie denn?«
»Tja. Groß und furchterregend. Von Blitz und Donner umgeben. So wird er beschrieben.«
Karina senkte den Kopf. Nur war sie alles andere als zufrieden. Sie konnte wirklich nerven. »Und sonst fällt dir kein Engel ein?«, hakte sie nach.
»Doch.«
»Sehr gut. Welcher?«
»Belial. Der Engel der Lügen. Auf ihn tippe ich eher.«
»Warum?«
»Weil die Heilung dieses Mannes eine einzige Lüge und Täuschung gewesen ist.«
»Stimmt. Er ist nicht wirklich von seinem Leiden befreit worden. Das hast du herausgefunden. Der Bann ist nach wie vor vorhanden gewesen.« Sie schüttelte den Kopf und meinte: »Wenn ich deine Antwort verlängere und nachdenke, dann komme ich zu einem Schluss, der bei mir eine Gänsehaut hinterlässt.«
»Lass hören.«
»Diese Tamara hat ja nicht nur den einen Menschen hier geheilt. Daraus wurde ja eine Schau gemacht. Ich kenne die Zahl der angeblichen Heilungen nicht, aber wir müssen davon ausgehen, dass sie alle so abgelaufen sind wie diese hier auch. Wenn wir jemanden finden, der von Tamara geheilt worden ist und du diese Person mit deinem Kreuz kontaktierst, wird das Gleiche passieren wie mit Maremkin hier. Oder?«
»Da widerspreche ich dir nicht.«
Karina Grischin schluckte. »Verdammt, John. Wir haben einiges vor uns. Wir müssen alle Menschen herausfinden, die durch Tamara geheilt worden sind. Kannst du dir vorstellen, was das bedeutet? Das ist eine Heidenarbeit, die man nicht an einem Tag erledigen kann.«
»So lange kann ich leider nicht bleiben.«
»Das weiß ich auch. Deshalb müssen wir alles daran setzen, dass es schneller geht. Was wir brauchen, ist ein Tipp, ein Hinweis, eine verdammte Spur. Hier ist sie gewesen, aber hier kommen wir nicht weiter, verflucht.«
Sie hatte so laut gesprochen, dass selbst Maremkin aufmerksam geworden war. Er hob seinen Kopf mühsam an und bewegte die Lippen, um nach Wasser zu fragen.
Ich nahm das Glas, aus dem ich getrunken hatte, und flößte ihm Wasser ein. Er schluckte, trank das Glas bis zum letzten Tropfen leer und sackte dann wieder zusammen. »Es… es… brennt so in meinem Innern«, flüsterte er. »Verdammt, es brennt so…«
Er bekam noch alles mit und war auch so weit klar im Kopf, dass er Englisch mit mir gesprochen hatte. »Man wird Sie wieder hinkriegen, Sandor.«
»Nein, nein«, gab er keuchend zurück. »Ein Mensch spürt, wenn es mit ihm vorbei ist. Bei mir ist es vorbei. Ich bin nur noch ein halber Mensch. Das meine ich so wie ich es gesagt habe.« Er holte wieder Luft. Aus dem Augenwinkel nahm ich wahr, dass Karina einige Schritte zur Seite gegangen war und telefonierte. Zugleich hatte ich den Eindruck, dass mir Maremkin noch etwas sagen wollte, und ich bestätigte ihn mit meinem Nicken darin.
»Bitte, alles ist wichtig, wenn Sie etwas zu sagen haben.«
»Der halbe Mensch«, nahm er den Faden wieder auf. »Das bin ich tatsächlich. Ich lebe nur noch mit einer Körperhälfte, denn die andere ist tot. Verstehst du? Tot…«
»Ich weiß.«
»Ich hatte gehofft, verdammt, aber dann…« Er raffte sich noch mal auf und fand eine andere Liegeposition. »Verdammt noch mal, was hast du getan, Sinclair? Du hast dafür gesorgt, dass ich eingehe wie eine Pflanze, die kein Wasser mehr bekommt. Was ist… was ist mit deinem Kreuz? Es ist verflucht, nicht wahr? Es ist ein verfluchtes Kreuz, sonst wäre das nicht passiert.«
»Irrtum, Sandor, das Kreuz ist nicht verflucht. Du hast dich unter einen Fluch begeben. Aber das konntest du nicht wissen. Der Teufel hat sich einen Menschen ausgesucht, bei dem man kaum einen Verdacht schöpfen kann. Eine junge…«
»Ein Engel, Sinclair.«
»Genau. Nur ist er sehr gefährlich. Denn hinter ihm lauert das Böse. Der Engel hat
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