1257 - Gezeichnet durch den Höllenfluch
hatte er seine Probleme. War sie eine Person, die sich das Leben nehmen wollte? Die Handlung deutete darauf hin, und doch sprach sein Gefühl dagegen. Nein, die hatte etwas anderes vor, denn für einen Suizid hätte sie nicht ein Kind mitbringen müssen. Er war mittlerweile überzeugt davon, dass es sich um ein Kind handelte, auch wenn er es noch nicht gesehen hatte.
Die Frau ging weiter. Etwas schwerfällig bewegte sie sich durch das Wasser. Die Arme hielt sie zu den Seiten hin abgestreckt, wobei die ebenfalls gestreckten Hände das Ende bildeten.
Francis Gallo richtete sich wieder auf. Er spürte in seiner Kehle eine Trockenheit wie selten. Egal, was die Person vorhatte, er wollte sie nicht zu ihrem Ziel gelangen lassen. Sich so von der Welt zu verabschieden, war einfach unwürdig. Außerdem ließ man dann kein kleines und unschuldiges Menschenkind zurück.
Die Frau ging weiter. Der Rock war jetzt schon bis zu ihren Knien nass geworden, denn der junge Geistliche erkannte den dunklen Rand sogar bei diesen Lichtverhältnissen.
Ihn hielt nichts mehr an seinem Beobachtungsort. Egal, was die Frau vorhatte, es konnte nicht richtig sein. Man durfte sich nicht einfach das Leben nehmen und ein Kind zurücklassen.
Und es war ein Kind!
Nach zwei Schritten wäre er beinahe darüber gestolpert. Es lag auf dem Boden, und man hatte es in einen Schlafsack gesteckt. Gallo hatte sich zudem nicht geirrt, denn als er näher hinschaute, da sah er, dass es sich tatsächlich um ein Baby handelte. Nur wusste er nicht, ob er ein Mädchen oder einen Jungen vor sich hatte.
Das war gleichgültig. Er musste es nur retten. Der kleine Mensch war ruhig und schien sogar zu schlafen.
Wenn es denn die Mutter war, die sich noch in der Ufernähe aufhielt, konnte diese Frau einfach nicht mehr gesund sein. Was immer sie vorhatte, es wäre nicht gut für das Kind, und Gallo war fest entschlossen, einzugreifen.
Er passierte das kleine Wesen an der rechten Seite und wollte jetzt auch schneller gehen, um die Mutter zurückzuholen, auch wenn er selbst nasse Füße bekam, aber das war nicht mehr nötig, denn die Frau mit den dunklen Haaren ging nicht weiter.
Sie war an einer bestimmten Stelle stehen geblieben, als wäre unter der Wasserfläche irgendein Punkt markiert worden.
Ein Gefühl oder eine innere Stimme riet dem Pfarrer, sich zurückzuhalten. Er ging nicht mehr weiter.
Er blieb hoch aufgerichtet und offen stehen, wobei er hoffte, dass sich die Frau im Wasser nicht umdrehte.
Das tat sie in den folgenden Sekunden zumindest nicht, aber sie bewegte sich trotzdem. Die Arme, die sie zu den Seiten hin weggestreckt hielt, fanden jetzt ihren Weg nach oben, sodass sie starr in die Höhe gereckt waren. In dieser Haltung verharrte die Person.
Auch der Pfarrer lebte mit Ritualen, denn sie gehörten einfach zu seinem Beruf. Diese Bewegung hier hatte ebenfalls damit zu tun, nur konnte er ihr nichts Positives abgewinnen. Es sah aus, als wollte die Frau beten oder jemanden anrufen.
Er irrte sich nicht. Sie rief tatsächlich jemand an. Es war nicht der Herrgott, sondern dessen Todfeind, der Teufel!
Francis Gallo glaubte, sich verhört zu haben. Er lauschte der schrillen Stimme nach, die sich fast überschlug und auch weiter über das Wasser hallte.
»Satan,«, brüllte die Frau so laut wie möglich. »Satan, ich bin deinem Ruf gefolgt, und ich werde ihm auch weiter folgen. Du hast mich erhört, du hast ein Opfer von mir verlangt, um mich mächtig werden zu lassen, und ich weiß, was sich gehört. Ich habe den Vater meines Kindes vergessen, aber ich bin bereit, dir meinen Sohn zu weihen. Nur dir, Satan…«
Gallo hatte zugehört. Er war zu einer Salzsäule erstarrt. Er konnte es nicht glauben. Es war unwahrscheinlich.
Er stand auch nicht im Kino und schaute auch nicht auf eine Leinwand, denn das, was er hier erlebte, war echt.
Diese Frau hatte den Teufel angerufen, und sie scheute nicht davor zurück, ihm ein Kind zu opfern.
Ihr Kind war es, ihr Sohn. Das war für einen Menschen wie ihn, der voll und ganz auf der anderen Seite stand, zu viel.
Er setzte sich mit dem Schwindel auseinander, der ihn erfasst hatte, und hatte zudem den Eindruck, dass sich um seinen Magen herum Stacheldraht gedreht hatte.
Das konnte nicht sein. Das war eine Täuschung. Welcher Mensch gab sich schon dem Teufel hin?
Obwohl das immer wieder vorgekommen war, so hatte er es auch während seines Studiums einige Male gelesen. Nur hätte er nie gedacht, dass ihm so etwas auch
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