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1257 - Gezeichnet durch den Höllenfluch

1257 - Gezeichnet durch den Höllenfluch

Titel: 1257 - Gezeichnet durch den Höllenfluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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worden.
    Erst jetzt erwischte auch den jungen Pfarrer der Schreck. Er wurde sich bewusst, was er getan hatte, und den Teufel herauszufordern, wäre ihm normalerweise nie in den Sinn gekommen. Hier hatte er es getan, weil er nicht anders gekonnt hatte.
    Aber der Teufel war nicht mehr da. Was sich nun abspielte, war einzig und allein eine Sache zwischen der unbekannten Frau und ihm. Gallo wusste, dass er jetzt so stark wie selten in seinem Leben sein musste. Er hatte sich einmal eingemischt, ein zweites Mal nicht mehr, denn er wartete ab, was die Frau tat.
    Zumindest hatte sie ihre Arme sinken lassen, die jetzt so nahe am Körper lagen, dass sie ihn berührten.
    Sie blieb noch stehen und schüttelte sogar leicht den Kopf, als könnte sie noch immer nicht fassen, dass es jemand gewagt hatte, sich einzumischen.
    Aber sie sprach, doch dabei drehte sie sich nicht um. »Wer bist du, dass du es wagst, mich zu stören? Mich und ihn?«
    Francis Gallo wusste, dass er jetzt eine Antwort geben musste, was er auch tat. Er nannte nicht seinen Namen, sondern rief nur: »Ich bin derjenige, der es nicht zulassen wird, dass du ein Kind dem Teufel opferst.«
    »Es ist mein Kind!«
    »Ja, aber es hat ein Recht auf ein Leben in Frieden und im Schutz der Kirche!«
    Wieder jagte ein hartes Lachen aus dem Mund der Frau. Sie hob die Hände und raufte sich dabei theatralisch die Haare. »Was sagst du? Im Schutz der Kirche?«
    »Ja!«
    »Ich hasse sie!«
    »Ich nicht!«
    Zum ersten Mal reagierte die Frau anders. Sie schien zu wachsen, es sah aus, als wollte sie aus dem Wasser springen, aber damit hielt sie sich zurück. Sie drehte sich auch nicht um, sondern fragte mit einer fast weichen, melodischen und zugleich lauernden Stimme: »Du hasst die Kirche und alles, was damit zusammenhängt nicht?«
    »So ist es!«
    »Aber sie wird verlieren. Sie kann nicht gewinnen. Jeder Mensch, der eine Kirche betritt, hat die Wahrheit nicht erkannt. Ich aber habe den richtigen Weg gefunden, und den gehe ich weiter.«
    »Dann gehe ich den anderen Weg. Denn ich -«, jetzt fand er die Kraft, um seine Stimme anzuheben, »ich vertraue der Kirche, weil ich selbst ein treuer Diener bin!«
    Ein irrer Schrei zerriss die Stille. Er schüttelte ihren Körper durch, und dann konnte sie nicht mehr so auf der Stelle stehen bleiben. Mit einer mächtigen Bewegung fuhr sie herum, denn sie wollte sehen, wer ihr da Paroli bot.
    Beide schauten sich an. Beide taten nichts.
    Es war zu dunkel, um sich gegenseitig erkennen zu können. Der junge Pfarrer sah nur den helleren Fleck des Gesichts, das sich unter den schwarzen Haaren abhob. Aber Francis wusste nicht, ob er dieses Gesicht schon mal gesehen hatte.
    Die Stimme kannte er nicht. Die Frau stammte nicht aus dem nahen Ort. Sie hatte sich den See hier sicherlich nur ausgesucht, um ungestört agieren zu können.
    »Ein Diener der Kirche!«, höhnte sie. »Du bist ein Pfaffe. Du bist einer, über den man nur lachen kann. Du bist es nicht wert, dass ich dich überhaupt anschaue. Man sollte dich bespucken und dein Weihwasser mit Säure austauschen.«
    Francis Gallo wunderte sich darüber, wie gelassen er die Beschimpfungen hinnahm. Sie machten ihm nichts aus. Er tat das, was getan werden musste.
    Er bückte sich und hob das Kind hoch, das er fest in seinen Armen hielt. Die Frau stand noch immer im Wasser. Sie streckte Francis ihren rechten Arm entgegen.
    »Lass es los!«, brüllte sie. »Es gehört dir nicht!«
    »Es wird auch nicht dem Teufel gehören, verstehst du?«
    »Verdammt, es ist mein Kind!«
    »Nein, nicht mehr!«
    Francis wunderte sich, wie hart er bleiben konnte. In diesen Augenblicken wurde er richtig erwachsen, da hatte er einen Graben übersprungen. Im Vertrauen auf seinen Glauben und auf seinen Beruf fühlte er sich ungemein stark.
    »Gut!«, schrie die Frau. »Ich sehe schon, dass ich dir den Balg nicht wegnehmen kann, aber so leicht kommst du mir nicht davon.« Sie streckte ihm beide Arme entgegen, und Francis schaute auf ihre Hände, die nicht zitterten. »Aber etwas werde ich tun. Das bin ich dir schuldig. Ich werde dich verfluchen. Ja, ich werde dich verfluchen für alle Zeiten. Über dich soll der Fluch der Banshee kommen, der Fluch der Hexe, der weisen Frau. Er soll dir bis zu deinem Lebensende keine Ruhe mehr geben. Er wird dich irgendwann erwischen. Nicht mehr heute, auch nicht morgen, aber es wird die Zeit kommen, wo du an mich denken wirst. Darauf kannst du dich verlassen, Pfaffe. Darum sei

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