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1257 - Gezeichnet durch den Höllenfluch

1257 - Gezeichnet durch den Höllenfluch

Titel: 1257 - Gezeichnet durch den Höllenfluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Ricky ist in der letzten Zeit oft am See.«
    »Was tut er dort?«
    »Einfach nur über das Wasser gucken. Er findet es echt geil. Ich nicht, aber wenn er mal da ist, dauert es immer länger, bis er zurückkommt.«
    »Fährt er dort öfter hin?«
    »Klar.«
    »Und er schaut nur?«
    »Was sonst?«
    »Hätte ja sein können, dass er etwas sucht.«
    Die Kleine begann zu kichern. »Einen Schatz, wie? Nein, nein, das ist nicht drin.«
    »Gut, dann werde ich mal schauen.«
    »Was willst du denn von ihm?«
    »Ich soll ihm nur was überbringen. Das hat mir der Pfarrer so aufgetragen.«
    Das Mädchen zog die Nase kraus. »Der Pfarrer - he?«
    »Ja, warum nicht?«
    »Ricky mag ihn nicht. Das hat er mir immer wieder gesagt. Er ist sauer auf ihn. Er mag ihn und seine Kirche nicht.«
    »War das schon immer so?«
    »Nee. Erst in der letzten Zeit. Seine Eltern sind auch sauer deswegen. Aber ich nicht. Ich mag ihn irgendwie.«
    »Ist er dein Freund?«
    »Kann man sagen«, erklärte sie kichernd und lief auf die Tür zu. Sie brauchte nicht zu klingeln, denn wie zuvor bei meiner Ankunft wurde auch jetzt die Tür geöffnet und Mrs. Morton erschien.
    Das Mädchen übersah sie, aber mir nickte sie zu. »Ja, ich habe mit dem Pfarrer telefoniert. Es stimmt, was Sie gesagt haben, aber mein Sohn ist trotzdem nicht hier.«
    Ich wollte Rickys Freundin nicht reinreißen und sagte nur: »Dann komme ich später noch mal vorbei.«
    »Aber wollen Sie nicht sagen…« Ihre Stimme verklang, denn ich hatte es eilig und befand mich bereits außerhalb des Vorgartens auf dem Gehsteig.
    Ich hatte ein Ziel. Wenn ich ehrlich war, musste ich sagen, dass es mir nicht besonders gefiel…
    ***
    Der Weg zum See war nicht zu verfehlen. Auf der Herfahrt hatte ich ein Hinweisschild entdeckt, und ich brauchte nur bis zu ihm zurückzufahren, um auf einen schmalen Weg einzubiegen, der in die Nähe des Gewässers führte.
    Der Weg war nur auf den ersten Metern asphaltiert, dann verschwand die graue Decke und ich fuhr über einen Feldweg weiter, der mitten in die Natur führte.
    Der See war schon zu sehen. Ein Ufer lag frei, das andere war von Bäumen umstanden. Der Pfarrer hatte uns davon berichtet. Es gab die Birken, die Trauerweiden und auch das halbhohe Buschwerk, das so etwas wie einen Wall bildete.
    Genau dort, wo mir die Sicht genommen wurde, hatte Francis Gallo dieses Erlebnis mit der Unbekannten und dem Baby gehabt. Ich brauchte kein großartiger Denker zu sein, um mir vorstellen zu können, dass sich Ricky Morton auch dort aufhielt. Möglicherweise sogar an der gleichen Stelle, von irgendeiner Unruhe getrieben, auf die vermutlich auch sein geringer Kirchenbesuch zurückzuführen war.
    Die Strecke wurde immer schlechter und auch welliger. Der Belag war meinen Füßen eher zuzumuten als dem Wagen, und so stieg ich aus, um den Rest zu Fuß zu gehen.
    Von Ricky sah ich nichts. Auch jetzt, im Winter, versperrten mir die Bäume die Sicht. Der Wind blies mein Gehirn frei, aber er fegte nicht die Gedanken weg. Ich dachte auch weiterhin über einen Fall nach, der mir bisher seltsam vorkam und eigentlich noch kein richtiger geworden war. Irgendetwas störte mich daran. Es gab einfach zu wenig Fakten und zu viele Vermutungen. Wenn ich an die nahe Vergangenheit dachte und an die Fälle dort, dann wurde mir ganz anders. Da hatte ich schlimmere Dinge erlebt. Hier befand sich alles irgendwie in der Schwebe. Es war eigentlich weder Fisch noch Fleisch.
    Die Bäume nahmen mir nur teilweise den Blick auf den See. Meine Befürchtung, den Jungen in einem Boot sitzend zu sehen, trat nicht ein. Leer lag der See vor mir. Da die Luft klar war, spiegelten sich die Wolken auf seiner Oberfläche, die auch der Wind leicht kräuselte und ihr ein Wellenmuster gab.
    Als ich die ersten Bäume erreicht hatte, blieb ich stehen. Die Birken umgaben mich wie Wächter, die Trauerweiden hielten ihre Zweige gesenkt, als wollten sie sich vor mir verneigen. Sie wuchsen in meine Richtung hin, aber auch in die entgegengesetzte, sodass die Enden der Zweige und manche noch daran hängenden Restblätter über die Wasserfläche hinwegschleiften.
    Der Pfarrer hatte uns die Stelle zwar recht gut beschrieben, aber in der Zwischenzeit waren einige Jahre vergangen und es konnte sein, dass sie sich verändert hatte.
    Ich drückte mich zwischen die Bäume, was leicht war. Es gab genügend Platz, und auch den Weg zum Ufer fand ich schnell.
    Plötzlich sah ich den Jungen!
    Aber er sah mich nicht, denn er stand mit dem

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