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1257 - Gezeichnet durch den Höllenfluch

1257 - Gezeichnet durch den Höllenfluch

Titel: 1257 - Gezeichnet durch den Höllenfluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Rücken zu mir. Allerdings dicht am Ufer, und jetzt konnte ich mir vorstellen, dass es genau die Stelle war, an der ihn seine Mutter hatte ertränken wollen.
    Wahnsinn, aber nachdenkenswert.
    Er hatte mich noch nicht gesehen. Ich bemühte mich auch, noch leiser zu sein. Es war ein Weg, der öfter benutzt wurde, denn der Boden hier war zwar vom Gras bedeckt, das allerdings nicht mehr so hoch stand, denn zahlreiche Füße hatten es plattgetreten, sodass es wie eine grünbraune Schicht auf der Erde lag.
    Ich hatte auch die Mulde hinter mich gebracht und stand nicht weit von Ricky entfernt. Er trug eine dicke dunkelblaue Jacke, die gefüttert war. Die Hose war ebenfalls dunkel, und an den Füßen sah ich die halbhohen Trecking-Schuhe.
    Ich machte mir ein Bild von dem Jungen mit den dunkelblonden Haaren, Er stand hier und wartete ab.
    So sah es zumindest aus. Es konnte auch etwas anderes zutreffen: Dass er gekommen war, um zu überlegen, ob er ins Wasser gehen sollte oder nicht.
    Jetzt wo es stiller geworden war, hörte ich ihn auch. Er flüsterte. Er sprach eigentlich mit sich selbst, aber es konnte durchaus sein, dass er mit einer anderen Person redete, die nur wichtig für ihn war.
    Für mich stand jetzt fest, dass mit dem Jungen etwas nicht stimmte. Ich hatte auch den Eindruck, genau zum richtigen Zeitpunkt gekommen zu sein. Denn so wie sich Ricky verhielt, wies nichts darauf hin, dass er nur hier war, um sich zu entspannen. Seine Anwesenheit hatte andere Gründe.
    Seit ich Ricky Morton gesehen hatte, war nichts mit ihm geschehen. Er hatte weiterhin in seiner Starre gestanden und ausschließlich über das Wasser geschaut, auf dem ich wirklich nichts erkennen konnte.
    Der See lag auch weiterhin nur durch das leichte Wellenmuster gekräuselt vor mir. Hin und wieder trieben auf der Fläche ein paar Zweige oder tanzten Blätter, die noch vom Herbst stammten.
    Plötzlich hörte ich ein Geräusch! Es war ein lang gezogenes Seufzen und hörte sich für mich an, als hätte sich jemand entschlossen, etwas Bestimmtes zu tun, das ihm nicht eben leicht fiel. Ich sah auch das Zucken der Schultern und war mir sicher, dass bald etwas geschehen würde.
    Ich gab meine Zurückhaltung auf. Ricky sollte merken, dass er nicht allein war. »Hallo, Ricky«, sagte ich…
    ***
    Der berühmte Peitschenhieb hätte den Jungen nicht stärker zusammenzucken lassen können als meine Stimme. Er musste völlig überrascht worden sein.
    Dabei hatte ich nicht mal laut gesprochen. Meine Stimme hatte soeben das leise Plätschern der Wellen übertönt.
    Der Junge drehte sich nicht um. Er streckte nur seinen Kopf etwas vor, als wollte er sich ducken.
    »Ricky…?«
    »Wer sind Sie?« Die Stimme klang gepresst.
    »Ich möchte mit dir reden!«
    »Wer sind Sie?«, wiederholte er.
    »Mein Name ist John Sinclair.«
    »Ich kenne Sie nicht.«
    »Das weiß ich, aber ich kenne dich!«
    »Woher?«
    Ich wich der Wahrheit etwas aus und sagte: »Jemand hat mir von dir erzählt, mich neugierig auf dich gemacht, und jetzt möchte ich ein paar Worte mit dir wechseln.«
    »Gehen Sie!«
    »Warum bist du so dagegen? Du kennst mich doch nicht.«
    »Genau!«
    »Aber es ist wichtig!«
    Diesmal schüttelte er den Kopf. Er wollte nicht, doch das interessierte mich nun wieder nicht. So leicht kam er mir nicht davon. Ihn umgab ein Geheimnis, da war ich mir sicher. Das würde ich auch herausfinden, denn einen Bären hatte mir der Pfarrer bestimmt nicht aufgebunden.
    Ich brauchte praktisch nur einen Schritt nach vorn zu gehen, um ihn zu erreichen. Mit der rechten Hand tippte ich gegen seine Schulter, und genau die Berührung elektrisierte ihn. Er schrie auf, drehte sich nach links so heftig weg, dass er auf dem verhältnismäßig glatten Boden beinahe ausgerutscht wäre. Er konnte sich im letzten Moment abfangen, stand dann vor mir und trat mit dem linken Fuß fast in die auslaufenden Wellen hinein.
    Es war nicht das Gesicht eines normalen Jungen, das mich anschaute. Dieses Gesicht war gezeichnet.
    Seine Gedanken und Gefühle hatten darin die Spuren hinterlassen. Er starrte mich so wild an, als wollte er mich gleich fressen. Heftig saugte er die Luft ein und stieß sie wieder aus. Wenn mich nicht alles täuschte, waren seine Augen rot unterlaufen, und sicherlich hätte er mir am liebsten ins Gesicht gespuckt.
    »Cool bleiben, Ricky, bleib ganz cool. Ich will dir nichts tun. Ich war schon bei deiner Mutter!«
    »Mutter?«
    »Ja.«
    Vor der Antwort verzerrte sich sein Gesicht wieder.

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