126 - Der Vampir vom roten Mond
gnostische Gemme genau den blauen Punkt auf Ranas Stirn.
Mit einem furchtbaren Aufschrei stürzte die Dämonin in den Schnee. Ihr Schädel hatte sich verändert, war jetzt schuppig und hatte lidlose Augen wie der einer Schlange. Die Pelzmütze war heruntergefallen und lag im Schnee. Den Schlangenschädel aber hatte Ungas furchtbarer Schlag zertrümmert. Die Stirn wies eine tiefe Einbuchtung auf. Aus der Einbuchtung schlängelte sich eine kleine, blaue Schlange mit zerschmettertem Kopf. Sie wand sich und starb zuckend, während sie das, was Unga bei ihrem ersten Anblick für Flossen gehalten hatte, spreizte; der Cro Magnon sah, daß es kleine Gleitflügel waren. Bestimmt war die Schlange giftig. Da hätte Unga ein ganz teuflisches Biest auf dem Hals gehabt. Und noch war es nicht völlig besiegt. Rana und die kleine Schlange in ihrem Kopf waren tot, aber die beiden Biester, die in ihrem Leib lebten und aus ihren Brüsten krochen, lebten noch.
Rana hatte am ganzen Körper eine Schuppenhaut und war im Tode zu einer Menschenschlange oder einem Schlangenmenschen geworden. Der Stoff ihrer Jacke bewegte sich. Ein lautes Zischen war zu hören. Zwei blaue Schlangenköpfe ließen ihre gelben, gespaltenen Zungen hervorschnellen. Unga zeigte ihnen die gnostische Gemme und packte die kleine, geflügelte Schlange mit dem zerschmetterten Kopf. Er preßte ihren Schwanz an seinen Kopf. Die magische Formel, die er dabei murmelte, war eigentlich nicht mehr nötig. Die beiden blauen Schlangen - sie waren anderthalb Meter lang und hatten faustgroße Köpfe - krochen aus Ranas Körper. Sie sahen den Ouroboros und die kleine geflügelte Schlange - ihre Schwester -, und der magische Zwang bewirkte, daß sie sich in ihre eigenen Schwänze bissen. Sie begannen, sich selber aufzufressen.
Dorian Hunter hatte dasselbe einmal mit einer Schlangengöttin auf Kreta durchexerziert. Von ihm hatte Unga die Grundidee.
Galahad fegte um die Ecke, von Ranas Todesschrei angelockt. Fassungslos sah er die tote Schlangendämonin und die sich selbst vernichtende Brut, die in ihrem Körper gehaust hatte.
Unga richtete sich aus seiner kauernden Haltung auf. Galahad streckte die Rechte aus. Seine tief in den Höhlen liegenden Augen glühten wie Kohlen.
„Du brichst den Pakt mit Luguri!" sagte er mit hohler, dumpfer Stimme. „Dafür werde ich dich töten. "
Galahad mußte ein sehr starker Dämon sein, der auch einen Kämpfer der Weißen Magie wie Unga nicht fürchtete.
Der Cro Magnon machte keine Anstalten, ihn anzugreifen.
„Ich breche den Pakt nicht", sagte er. „Das mit Rana war nur - wie sagte doch Luguri beim Tod der sechs Padmas? - ein kleines Versehen. Wenn du mich angreifst, wird Luguri sehr ungehalten sein, denn ich bin der einzige, der ihm den Weg zum Stützpunkt des großen Padma weisen kann.“ Galahad stieß Verwünschungen aus, in einer Sprache, die Unga nicht verstand. Unga spürte, wie etwas wie ein eisiger Finger in sein Gehirn faßte. Galahad wollte den Cro Magnon unter seinen magischen Einfluß bringen. Aber so leicht war Unga nicht zu kriegen. Nicht einmal Luguri konnte ihn sich unterwerfen und zu seinem Werkzeug machen, sonst hätte er den Pakt mit ihm nicht zu schließen brauchen. Der Cro Magnon wandte eine dem Yoga ähnliche Technik an, um seinen Geist immun zu machen. Galahad mußte sich zurückziehen.
„Luguri soll wissen, daß er nicht einfach sechs Gefangene umbringen kann, deren Leben er mir zugesichert hatte", sagte Unga und erhob sich. „Seine krummen Touren kann er mit seinen Dämonen machen. Bei mir heißt es: Auge um Auge, Zahn um Zahn."
Galahad verströmte eisigen Haß. Seine klauenähnlichen Hände öffneten und schlossen sich.
„Auge um Auge, Zahn um Zahn", wiederholte Unga. „Ich weiß, ein Mann namens Jesus Christus hat etwas anderes gesagt. Aber das war Jahrtausende nach der Zeit, zu der ich geboren wurde, und ich werde nicht mehr umlernen,"
Unga betrat die Zierberge, während Galahad draußen unter Verwünschungen und Dämonenflüchen daranging, Ranas Überreste zu beseitigen.
Unga verspürte eine grimmige Freude, denn er hatte zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen. Erstens einmal hatte er Luguri gezeigt, daß er sich von ihm nicht einschüchtern und sich auch nichts bieten ließ; und zweitens hatte er den Gegner geschwächt, denn die Schlangendämonin Rana, die ihn bitter gehaßt hatte, wäre eine äußerst gefährliche Feindin im Kampf gewesen.
In dem engen Flur der Herberge standen Reena und Don
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