126 - Hinter der Grenze
verbrannt.
»Was ist mit ihm?«, fragte Aruula.
Jed strich mit dem Daumen über seine schwarz verfärbten Fingerspitzen. »Keine, äh, Ahnung. Er fühlt sich sandig und, hm, heiß an.«
Matt leuchtete den Jäger an. Eine schwarze körnige Masse bedeckte seinen Hals. Der Mann schien das Licht zu spüren, denn er drehte den Kopf.
Unwillkürlich prallte Matt zurück. Neben ihm zog Jed scharf die Luft ein, als auch er in ein Gesicht blickte, in dem schwarze Tränen aus schwarzen Augen flossen und die Haut wie Öl bedeckten.
»Scheiße, was ist das?« Lansdale klang nervös. Er streckte die Taschenlampe wie eine Waffe aus.
Der Mann krümmte sich und hustete, bis der Husten zum Würgen wurde. Er öffnete den Mund und erbrach eine schwarze ölige Masse. Jed sprang zurück. Der Jäger fiel zur Seite. In seinen schwarzen Augen brach sich das Licht der Taschenlampen. Ein dünner schwarzer Faden lief aus seinem Mund und versickerte im Boden.
»Dieser Hüter ist ein mächtiger Gott«, sagte Aruula leise.
»Wir sollten ihm opfern, wenn wir zurück im Dorf sind.«
Lansdale griff in seine Hosentasche und presste sich ein Taschentuch vor den Mund. Seine Stimme klang dumpf.
»Verschon mich mit deinen scheiß Göttern. Das sind Viren oder Parasiten oder so was.«
Aruulas Hände schlossen sich fest um den Griff ihres Schwerts. »Du hast mich zweimal beleidigt«, sagte sie. »Du solltest darauf achten, dass es kein drittes Mal geschieht.«
»Was sonst? Soll –«
»Wir müssen ihn uns bei besserem Licht ansehen«, unterbrach Jed die Diskussion, von der er anscheinend nichts mitbekommen hatte. »Im EWAT hätten wir die Möglichkeit, ihn genau zu untersuchen.«
Matt schüttelte den Kopf. »Nein, das ist zu gefährlich. Corporal Lansdale hat Recht. Es könnte wirklich ein Parasit sein.«
»Ein Parasit, der nur aktiv wird, wenn er zu lange von seinem Hüter getrennt ist?«, fragte Jed zweifelnd.
Matt hob die Schultern. »Und wenn die Dorfbewohner einen Zusammenhang sehen, wo es keinen gibt? Vielleicht nehmen sie nur an, dass der Hüter sie schützt, weil die Parasiten am See nicht überleben können.«
Er brachte Lansdale mit einer Geste dazu, ihm sein Taschentuch zu geben. Dann ging neben dem Jäger in die Knie und begann die Ölartige Masse darin einzuwickeln. »Wenn das stimmt«, fuhr er fort, »sind wir bereits kontaminiert. Wir sollten also möglichst schnell herausfinden, ob ich Recht habe oder ob es doch angebracht wäre, dem Hüter Opfer zu bringen.«
Jed betrachtete nachdenklich seine schwarzen Fingerspitzen.
***
Vergangenheit, 21.11.2011
Am fünften Tag hatte Patch aufgehört zu fressen, heute, am siebten, lag er apathisch und leise wimmernd auf einer Decke in der Küche. Ronnie hockte neben ihm und kraulte seinen Nacken.
»Ich weiß nicht, was los ist«, sagte er. »Vielleicht verkraftet er den Stress des Umgebungswechsels nicht.«
»Vielleicht wurde er aber auch mit irgendwas vergiftet«, antwortete Eternity. Sie stand am geöffneten Fenster und rauchte. »Wer weiß, was dein Prof ihm angetan hat.«
Ronnie schüttelte den Kopf. »Ich war jedes Mal dabei, wenn Wingfield mit ihm zusammen war. Patch hat nur Vitaminspritzen bekommen.«
»Das glaubst du.«
Die Stimmung in der kleinen Wohnung wurde mit jedem Tag gereizter. Zwei Nachbarn hatten sich bereits über den plötzlichen Gestank im Haus beschwert. Eigentlich hätte Patch seit Tagen auf dem Weg nach Afrika sein sollen, aber das Frachtschiff, das Cosmic angeblich organisiert hatte, war ohne ihn abgefahren. Jetzt saß er fest.
Hinzu kam, dass die Medien den Fall immer wieder hoch kochten. Ein entführter Affe war eine willkommene Abwechslung von den Horrormeldungen über den Kometen.
Ronnie hatte sein eigenes Bild bereits so oft im Fernsehen gesehen, dass er sich nicht mehr auf die Straße wagte.
»Was haben sie da eigentlich mit den Affen gemacht?«, fragte Desert. Er war der Einzige, der die Situation gelassen sah.
Ronnie hob die Schultern. »Irgendwelche Genexperimente. Nachdem der erste Bonobo gestorben ist, haben sie die aber abgebrochen.«
Er spürte, wie sich Patch unter seiner Hand verkrampfte und zu zucken begann.
»Was ist los?« Eternity klang eher verärgert als besorgt.
Ronnie antwortete nicht. Vorsichtig drehte er den Affen auf den Rücken. Die langen Finger waren ineinander gekrampft. Er übergab sich, erbrach Wasser und Blut. Ronnie hielt ihn fest.
Er erschrak, als er die tiefschwarzen, öligen Augen des Bonobos sah. Schwarze
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