126 - Ihr Mann, die Fliege
dann fiel mir eine Namensliste in die Hände.
Die Namen waren nicht alphabetisch geordnet. Sie waren mit fortlaufendem Datum eingetragen.
Der Tag, an dem die Menschen zu Monstern gemacht worden waren. Auch Rocky Carradines Name erschien.
Am Ende der Liste befanden sich zwei Namen ohne das verhängnisvolle Datum: Jeremy Hart, Sabrina Hart. Dahinter stand ein Fragezeichen. Für mich hieß das, daß die Harts den Umwandlungsprozeß als nächste über sich ergehen lassen würden.
Und danach würden die Fragezeichen durch ein Datum ersetzt werden.
Ich steckte erst mal die wertvolle »Surviver«-Liste ein, mit deren Hilfe alle Monster aufgestöbert und vernichtet werden konnten. Dann knallte ich das Telefonbuch auf den Schreibtisch und suchte mir die Adresse der Harts heraus.
Ich wollte nicht zulassen, daß noch mehr Menschen zu Insekten wurden. Bei den Harts sah ich noch eine Chance, sie daran zu hindern, diesen gefährlichen Schritt ins Verderben zu tun.
Es war mir egai, daß es schon verdammt spät war. Ich würde die Harts wecken und so lange bearbeiten, bis ich sicher sein konnte, daß sie ihre Absicht, zu »Survivern« zu werden, aufgegeben hatten.
Sollte auch nur der geringste Zweifel daran bestehen, daß ich sie nicht überreden konnte, würde ich dafür sorgen, daß man sie zu ihrem eigenen Schutz einsperrte.
Doch ich mußte beim Öffnen der Bürotür einen Alarm ausgelöst haben, denn plötzlich drangen Fliegen ein und fielen sofort über mich her.
***
Ich wehrte mich mit wuchtigen Faustschlägen, stieß ihnen den Schreibtisch entgegen. Eine Flucht durch die Tür war unmöglich. Es bot sich nur das Fenster an.
Das Büro befand sich im ersten Stock, Das war zu schaffen. Bevor mich die Ungeheuer packen und niederringen konnten, öffnete ich das Fenster und kletterte an der verzierten Fassade hinunter.
Die Fliegen folgten mir - einige mit dem Kopf nach unten. Sie waren verdammt schnell, denn sie brauchten nicht vorsichtig zu sein. Für sie bestand die Gefahr des Absturzes nicht.
Es war mir nicht möglich, meinen Wagen zu erreichen, denn die Fliegen drängten mich in die entgegengesetzte Richtung. Ich rannte die Straße hinunter.
Die Monster folgten mir, wollten mich nicht entkommen lassen. Atemlos erreichte ich eine Plakatwand. Ein halbnacktes Mädchen lächelte mich verführerisch an.
Ich sprang ihr ins Gesicht, zog mich hastig hoch und flankte über die Wand, hinter der sich ein riesiger Schrottplatz In land. Hier gab es viele Verstecke.
Ich hechtete unter einen ausrangierten Kleinbus. Staub knirschte zwischen meinen Zähnen, doch das störte mich nicht.
Hauptsache, ich entging meinen Verfolgern, Morgen früh würde ich meine Freunde mobilisieren und in breiter Front gegen die Monster vorrücken.
Wir würden die ganze Liste durchgehen und einen Namen nach dem anderen abhaken, bis es keine Insektenmenschen mehr gab. Morgen würden wir restlos vernichten, was die Hölle geschaffen hatte, damit die Menschen in dieser Stadt wieder ruhig schlafen konnten.
Im Moment war ich auf mich allein gestellt. Ich mußte mit meinen Kräften haushalten und ging deshalb einem Kampf aus dem Weg.
Knirschende Schritte drangen an mein Ohr, Ich bewegte mich nicht, sah vier Beine, die langsam näherkamen. Sie suchten mich, Noch zwei Beine tauchten auf.
Die Monster blieben kurz stehen, dann entfernten sie verbeultes Blech Wahrscheinlich vermuteten sie mich darunter.
Ich beobachtete sie konzentriert.
Plötzlich krallten sich Finger in meine Jacke. Ich drehte den Kopf und blickte einer Fliege in die Augen. Der Kerl lag wie ich auf dem Bauch. Er war unter den Kleinbus gerobbt, ohne daß ich es gehört hatte.
Ich trat nach ihm und befreite mich von seinem Griff. Die anderen Monster wurden auf uns aufmerksam. Sie kamen. Der Kleinbus bot mir keinen Schutz mehr, deshalb kroch ich darunter hervor, sprang auf und kletterte den Schrottberg hoch.
Die Fliegen folgten mir. Oben angelangt, wollte ich auf der anderen Seite gleich wieder hinunterklettern, aber unten warteten weitere Monster auf mich.
Also rannte ich über den Rücken des Schrottbergs. Das war nicht ungefährlich, denn oft wackelte das aufgetürmte Metall. Ich konnte mir hier oben sehr leicht ein Bein brechen.
Wenn das passierte, war ich erledigt. Dann würden mich die Fliegen töten, und mein Leichnam würde sich auflösen. Kein Mensch würde wissen, wohin Tony Ballard gekommen war.
Ein rostiger Kofferraumdeckel rutschte unter meinem Fuß weg. Klappernd fiel
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