1261 - Blut aus dem Jenseits
Wand. Immer und immer wieder. Diesmal nahm die Zeugin die Geräusche deutlicher wahr, als in der Wanne sitzend. Es war einfach nur schlimm, was der Nackte einstecken musste, der schließlich losgelassen wurde und über den Boden hinwegrutschte, der vom Blut glatt geworden war.
Das kleine, aber mächtige Monstrum hatte noch längst nicht genug. Mit Bewegungen, die irgendwo zwischen Hüpfen und schnellem Gehen lagen, jagte es auf sein Opfer zu, dessen Rutschpartie von der Wand aufgehalten worden war.
Der Kampf ging weiter. Die Fledermaus hatte längst nicht genug. Sie schrie wieder in den höchsten Tönen und hetzte auf den Nackten zu, der versuchte, sich mühsam zu erheben, was er jedoch nicht schaffte, denn er war einfach zu schwach.
Die mörderische Fledermaus hatte Zeit, sich um ihn zu kümmern. Sie packte zu und zerrte ihn in die Höhe. Er wehrte sich nicht mehr. Er glich jetzt einer Puppe und einen Augenblick später sah Tina etwas, das ihr fast den Verstand raubte.
Es war nicht schlimmer als das, was sie gesehen hatte, aber allein die Tatsache, wie diese Fledermaus damit umging, konnte Tina Steene nicht begreifen.
Mit kurzen, heftigen Schlägen der Schwingen hoben beide vom Boden ab und näherten sich der Decke. Die pervertierte Fledermaus presste die andere Gestalt mit dem Rücken zuerst gegen die Decke, krallte sich noch immer an ihr fest und blieb unter ihr hängen.
Durch die Bewegungen der Flügel sorgte sie dafür, dass sie in dieser Haltung blieben, und dann hackte die schreckliche Fratze mit dem weit geöffneten Maul nach vorn.
Die völlig überraschte Frau sah mit eigenen Augen, was es sonst nur im Kino oder Fernsehen zu bestaunen gab. Die Fledermaus saugte das Blut aus dem Körper des Nackten, denn sie hatte sich mit ihren scharfen Zähnen am Hals des Opfers verbissen.
Das war kein Trick. Das gehörte hier nicht zu den Special Effects, das war tatsächlich die brutale Wirklichkeit, die Tina Steene erlebte. Sie fragte sich, warum sie nicht irre wurde, denn so etwas zu sehen, brachte an den Rand des Wahnsinns.
Aber sie schrie nicht. Sie bewegte sich auch nicht. Sie schaute nur zu, was passierte, und sie hörte dabei diese widerlichen Schmatzgeräusche, die beim Aussaugen des Blutes entstanden. Das große Maul zuckte dabei immer wieder. Es deutete auch die Gier an, mit der die Fledermaus trank, als wäre sie unersättlich.
Eine Zeit existierte für Tina nicht mehr. Alles um sie herum und auch sie selbst war wie eingefroren.
Sie konnte nicht mal die Augen bewegen und auch den Mund nicht schließen.
Aber es gab ein Ende, es kam der Zeitpunkt, als die Gestalt satt war.
Sie brauchte kein Blut mehr.
Sie ließ ihr Opfer los!
Nichts war da, das den nackten Körper auffing. Und so prallte er mit einem dumpfen Laut gegen den Boden und blieb bewegungslos liegen. Diesmal nicht auf dem Bauch, sondern auf dem Rücken, und auch bei ihm bewegte sich nichts, ebenso wenig wie bei Tina Steene, die noch immer nicht glauben konnte, was sie gesehen hatte.
Sie hörte das heftige Fauchen, das sie aus ihrer Erstarrung riss. Wie ein großer Vogel raste das Untier durch die Luft. Die Schwingen flatterten, das Maul stand offen. Es war blutbeschmiert, und auch die Gestalt selbst hatte sich leicht verändert. Sie sah aus, als wäre sie gefüllt worden, denn der Körper wirkte nicht mehr so knochig. Das Blut hatte wirklich seine Pflicht getan.
Dann drückte diese Wahnsinnsgestalt ihren Kopf zurück und brüllte den Triumph gegen die Decke.
Es waren Laute, die auf Tina Steene wie ein Startschuss wirkten. Vorbei war die Starre. Sie bewegte sich wieder, aber sie kontrollierte ihre Bewegungen nicht. Das Zittern überfiel sie, ebenso wie das Gegeneinanderschlagen der Zähne.
Aber die Gedanken kehrten wieder zurück. Und die bestanden nur aus einem Wort.
Flucht!
Sie wartete keine Sekunden länger. Nur nicht so lange stehen bleiben, bis dieses Untier merkte, dass sich noch jemand in der Nähe befand, in dessen Körper Blut floss.
Es war möglicherweise ein Fehler, aber sie konnte nicht anders handeln, denn sie rammte die Tür zu, was in ihren Ohren ein Echo hinterließ. Dann gab es für sie kein Halten mehr. Die Treppe war nicht sehr lang, und Tina flog sie fast hinab, immer von dem Gedanken angetrieben, dass sich in ihrem Nacken noch das verdammte Wesen befand und seine Krallen in ihre Haut schlagen konnte.
Tina erreichte die Tür. Sie prallte gegen das Holz. Sie drehte sich noch mal der Treppe zu und nahm voller
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