1261 - Blut aus dem Jenseits
eigentliche Aufgabe konzentrierte.
»Okay, wir schaffen es. Du brauchst keine Angst zu haben. Klammere dich an mir fest.«
Weshalb er plötzlich den Kopf schüttelte und dabei hohe, schrille Schreie ausstieß, wollte mir nicht in den Sinn. Es hörte sich für mich irgendwie nach einer Warnung an, aber ich sah nichts, vor dem er mich hätte warnen können.
Im Gegenteil. Es klappte immer besser. Ich zog ihn Zentimeter für Zentimeter an das Fenster heran und sprach dabei mit ruhigen Worten auf ihn ein.
»Noch einen Schritt, dann haben wir es geschafft!«
Er schrie wieder so seltsam. Er verdrehte dabei den Kopf ebenso wie seine Augen. Er wollte mir ein Zeichen geben, aber darauf achtete ich nicht. Ich lehnte mich zurück, zog ihn noch stärker zum Fenster hin, vor dessen Ausschnitt er plötzlich erschien.
Meine Anspannung ließ etwas nach. Jetzt sah ich auch sein Gesicht, das mir zuvor kaum aufgefallen war, weil ich so stark unter Stress gestanden hatte.
»Alles klar«, sagte ich. Ich wollte noch mal ziehen und ihn so in den Raum hineinkippen.
Er schrie wieder.
Diesmal anders.
Nein, verflucht, das war auch nicht er, der geschrieen hatte, sondern eine andere Kreatur. Ich hatte sie zuvor nicht gesehen, aber sie war plötzlich da und verdammt nah.
Etwas hieb mit großer Wucht gegen den Rücken der Gestalt, die von einem derartigen Stoß nicht verschont blieb. Sie kippte nach vorn, sie kippte auch auf mich zu, und so fielen wir beide in das Zimmer hinein.
Aber wir waren nicht allein.
Als ich auf dem Boden landete und mich zur Seite drehte, sah ich die zweite Gestalt mit den langen Schwingen oder Flügeln. Ich sah das weit aufgerissene Maul und vor allen Dingen die beiden spitzen Zähne, die aus dem Oberkiefer wuchsen.
In meine Wohnung war eine Vampirbestie eingedrungen!
***
»Ruhige Nacht, Ted!«
Der Angesprochene gähnte. »Sei froh, Mike.«
Mike, der den Streifenwagen fuhr, wusste nicht so recht, was er sagen sollte. Er gehörte zu den jüngeren Polizisten und war wirklich nicht abgeneigt, ein wenig Action zu erleben, aber das kam für ihn jetzt nicht in Frage. In den vergangenen Nachtschichten hatten sie so gut wie nicht eingreifen müssen. Keine Jagd auf Dealer, keine Schlägereien, die geschlichtet werden mussten, keine Verfolgung von Einbrechern, sondern nur Kontrolle und Vorbeugung. Nein, das war nichts für Mike, der sich lieber bewegte, als im Auto zu sitzen.
Der Kollege dachte da anders. Er tat den Dienst schon seit über zehn Jahren und freute sich immer, wenn die Nacht ruhig war. Da konnte man hin und wieder ein wenig einnicken, um sich durch einen Sekundenschlaf wieder zu erholen.
Auch die neue Aufgabe, die ihnen durch die Zentrale übermittelt worden war, roch nicht eben nach Action. Sie sollten mit einer Frau sprechen, die angeblich ein fliegendes Monster gesehen hatte, und sie sollten sie dann beruhigen, wenn möglich.
Ein Job, für den Ted der bessere Mann war, und er war auch nicht dagegen, die Aufgabe zu übernehmen. Das hatte Mike mit seinem Kollegen abgesprochen.
»Was hältst du denn davon?«
»Wovon?«
»Von dieser Frau.«
Ted zuckte nur mit den Schultern. »Weißt du, mein Junge, wenn du schon so lange dabei bist wie ich, dann stört dich nur noch wenig. Es wird dir noch öfter in deiner Laufbahn passieren, dass du dich mit irgendwelchen Typen, egal, ob Mann oder Frau, auseinandersetzen musst, die irgendwas gesehen haben wollen.«
»Auch Monster?«
Ted lachte. »Eines nur? Ich kann dir sagen, dass ich eine Type erlebt habe, die ein ganzes Raumschiff voller Aliens auf ihrer Wiese hat landen sehen. Die hat sie sogar beschrieben.«
»Super.« Mike konnte sich das Grinsen nicht verkneifen. »Wie haben die denn ausgesehen?«
»Wie Aliens eben sind.«
»Aha, und wie sind die?«
»Kennst du die Filme nicht?«
»Einige schon.«
»Genau so sahen sie aus. Dicke Köpfe, leicht grün gefärbt. Darunter dünne, schlauchförmige Körper mit breiten Füßen. Ja, das hat die Dame gesehen.«
»Und was hast du getan?«
»Ein Protokoll aufgenommen.«
»Echt cool. Das werden wir wohl jetzt auch machen müssen, wenn wir die Tante nach ihrem Monster fragen.«
»Darauf kannst du dich einstellen. Aber tue mir einen Gefallen. Lach sie nicht aus. Die Menschen leiden tatsächlich unter dem, was sie gesehen oder angeblich gesehen haben. So etwas kann sogar bis hinein in eine Nervenkrise führen.«
»Ich werde mich hüten.«
»Dann ist alles klar.«
Der Wagen rollte langsam durch die
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