1261 - Devolution
Zivilisation, deren Ursprung viele Millionen Jahre zurückliegt.
Die ARCHE ist zu einem gewaltigen Gebilde angewachsen, zu einem eigenen Kosmos innerhalb dieses Universums. Es ist längst notwendig geworden, dieses Äonenschiff aus der Dimension des vierdimensionalen Raumes in die übergeordnete Librationszone zu heben. In diesem Linearraum zwischen Normal- und Hyperraum bewegt sich die ARCHE durch Zeit und Raum, durchquert das Universum.
Es gibt nur noch wenige Millionen V'Aupertir, die sich in der gewaltigen ARCHE förmlich verlieren. Es passiert selten genug, daß sich einige von ihnen aus der Librationszone in das unterdimensionale Universum begeben. Der Normalraum hat ihnen nichts mehr zu bieten, sie haben alle seine Geheimnisse erforscht, und sie haben viele Erkenntnisse über das Unsichtbare gewonnen; die fünfte und die sechste Dimension ist ihnen längst nicht mehr fremd. Sie wissen von der Existenz der Superintelligenzen, kennen die Bedeutung der Materiequellen und wissen, daß diese den Schlüssel zu einer übergeordneten Macht, den Kosmokraten, darstellen.
Aber sich selbst haben die V'Aupertir noch längst nicht erforscht. Die Kräfte des Inner-Space sind ihnen fremder als die universellen Kräfte.
Dies ist der Grund, warum sie sich in zwei Lager gespalten haben. Die einen sind der festen Meinung, daß sie die Grenzen des Wachstums erreicht haben. Sie nennen sich die „Körperlichen". Sie sind der Ansicht, daß sie ihre geistigen Kräfte völlig ausgeschöpft haben. Sie beherrschen die Telepathie, die Teleportation, die Telekinese, sie sind Emotionauten, steuern die ARCHE mit ihren Gedanken, lenken ihren Gefühlshaushalt. Sie empfinden sehr sensibel, aber dies alles in ständiger Wechselbeziehung mit ihren Körpern, die sich zu monströsen Gehirntorsi entwickelt haben.
Sie haben die Fähigkeit der ektoplasmatischen Transformation, weswegen sie bei dieser Zusammenkunft im Zentrum der ARCHE nicht in ihren konkreten Körpern auftreten müssen, sondern Plasma-Doppelgänger schicken.
„Es geht nicht mehr vorwärts, nicht auf diesem Weg", erklärt Doen'Gough, der Sprecher der Körperlichen. Es ist seine Gedankenstimme, aber er gibt das Gedankengut aller seiner Anhänger von sich. „Wir müssen umkehren, uns ein Stück zurückentwickeln, um dann einen anderen Ast der Evolution zu erklimmen. Nur so können wir zur Superintelligenz werden. Wir brauchen gesunde, lebensfähige Körper. Die ARCHE ist ein aufgeblasenes Gebilde. Wir können sie nicht nützen. Demontieren wir die ARCHE, reduzieren wir sie auf die Größe eines überschaubaren und nutzbaren Lebensraums.
Beginnen wir wieder zu leben. Dann, wenn wir die wahren Werte von dem erkannt haben, was wir Leben nennen, dann werden wir auch eine sprunghafte evolutionäre Entwicklung durchmachen und auch zu der Existenzform werden, die wir anstreben. Der Geist braucht den Körper, und selbst ein Geisteswesen muß sich stets der Körperlichkeit bewußt sein und auf sie zurückgreifen."
Das sind total verkorkste Ansichten, finden Llyn'Vough und seine Anhängerschar. Denn jeder Schritt zurück ist auch eine evolutionäre Rückentwicklung. Und die Notwendigkeit eines Körperbewußtseins ist kein Argument gegen eine Vergeistigung. Denn wer den Geist frei macht, kann jederzeit den Blick, den Schritt zurück wagen.
Der V'Aupertir der Uranfänge, der noch mit Steinen Funken schlug, um den Zunder zu entflammen, hätte mit einem Feuerspender des Atomzeitalters nichts anzufangen gewußt.
Aber ein V'Aupertir des Zeitalters des Geistes kann auch, wenn ihm danach ist, aus Feuersteinen Funken erzeugen. Das ist das Argument, auf das es ankommt. Ein vergeistigter V'Aupertir braucht nicht einmal seine Hände, um den Feuerstein zu halten, er bewegt die Materie mit seiner Geisteskraft, und er braucht den Feuerstein nicht einmal, denn sein Geist kann den Blitz erschaffen.
Nein, die V'Aupertir wollen keine Rückentwicklung, sie müssen vorwärtsstreben.
Doch, die V'Aupertir müssen gesunden. Sie müssen noch einmal den Weg zurückgehen, um den Kreuzweg zu finden, an dem die evolutionäre Fehlentwicklung eingesetzt hat.
Die Meinungen prallen aufeinander. Es kommt zu heftigen Gedankengefechten. Eines ergibt das andere. Und plötzlich kommt es zum Kampf der Plasmakörper. Ein regelrechter Krieg wird entfesselt, und der Hauch des Todes streift die ARCHE.
Die Philosophen des Geistes siegen. Die Körperbewußten, die ewig Körperlichen, werden aus der ARCHE gejagt, die ihre
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