1262 - Die Sauger
sie am Ziel. Ein Sprung hatte ihr gereicht. Tina hörte noch das Wimmern der anderen beiden Kranken, dann prallte der Körper gegen das Ende des Stocks, ohne dass der Angreifer davon hätte gestoppt werden können.
Tina Steene merkte, wie sie einknickte. Der letzte Druck hatte sie noch gegen die Wand geschleudert, und der Stock war nicht mehr als ein Streichholz gewesen.
Dann war die Bestie über ihr.
Tina spürte wieder die Krallen. All der Schrecken, den sie schon auf dem Autodach erlebt hatte, würde sich wiederholen. Aber hier gab es niemanden, der sie retten konnte.
Sie wurde in die Höhe gerissen, wieder fallen gelassen, anschließend angehoben, und sie stieß dabei mit dem Kopf so hart gegen die Decke, dass der Schmerz bis hinab in ihr Kinn fuhr, um dort regelrecht zu explodieren.
Aber sie stand wieder auf dem Boden.
Ihre langen Haare waren für die Bestie die perfekte Beute. Die Krallen verhakten sich darin, dann wurde der Kopf der Frau zurück zur rechten Seite gerissen, sodass die andere frei lag und sich die Haut straff spannte.
Tina glaubte, dass die Bestie ihr Maul noch weiter aufriss, um alle Zähne frei zu legen. Die Bestie hatte die alte Frau mit ihren Krallen getötet, Tina sollte durch die Bisse sterben.
Sie sackte im Griff dieses verfluchten Untiers zusammen.
Aber sie hielt die Augen noch offen. Aus dem rechten Winkel nahm sie eine Bewegung wahr. Ein Schatten - nein, eine Gestalt, die wie ein Blitz aus heiterem Himmel gekommen war.
Der Himmel war das Fenster gewesen, und die Gestalt stand plötzlich im Krankenzimmer.
Sie hatte etwas mitgebracht - ein Kreuz!
***
Etwas passierte mit mir!
Ich wusste nicht, was es war, denn ich konnte es nicht fühlen, fassen, begreifen und darüber nachdenken. Es geschah in meinen Träumen, in die ich hineingesackt war, und es vermittelte mir eine Botschaft.
Der Traum schickte mir die Bilder zurück. So sah ich wieder die schreckliche Vampir-Bestie in meiner unmittelbaren Nähe. Die weit geöffnete Fratze schwebte über mir wie eine tödliche Drohung. Ich sah die Zähne, ich sah Blut aus dem Maul strömen, aber das Bild verblasste sehr schnell und schuf einem anderen Platz.
Eine Frau um die 30.
Ein blasses Gesicht, umrahmt von langen Haaren. In den Zügen standen die Angst und das Entsetzen wie festgeschrieben. Alle Bösartigkeit der Hölle zeichnete sich darin ab.
Ich konnte nichts tun. Der Schlaf hielt mich wie eine Fessel fest und damit auch mein Bewusstsein.
Ich wollte mich wehren, ich wollte mir den Befehl geben, zu erwachen, aber es klappte nicht.
Das Gesicht, die Bestie, Blut in der Nähe, das sich wie eine Wolke verteilte. Es war ein Omen dafür, dass etwas passierte, was mich indirekt anging, doch ich war nicht in der Lage, dagegen anzugehen.
Ich hörte jemanden stöhnen und merkte dann, dass ich es war, der dieses Geräusch abgegeben hatte.
Es war der Horror im Schlaf. Das tiefe Grauen, dem ich nicht entwischen konnte. Die sichtbar gewordene Angst des Unterbewusstseins.
Plötzlich waren die Bilder verschwunden! Noch in der gleichen Sekunde wachte ich auf.
Es interessierte mich nicht, wie lange ich geschlafen hatte. Ich ließ mir auch nicht die Zeit, erst richtig wach zu werden, sondern fuhr hoch in eine sitzende Haltung.
Plötzlich war mir einiges klar! Ich sah es vor meinen Augen. Es stand dort wie ein Bild. Ich kannte die Frau, die ich im Traum gesehen hatte. Es war die Person, mit der ich gern noch gesprochen hätte. Ihr Name lautete Tina Steene.
Sie hatte ich im Traum so deutlich gesehen. Aber es war mir bei ihr auch etwas anderes aufgefallen.
Sie litt unter einer irrsinnigen Angst, weil…
Ich dachte nicht mehr weiter und zog mir in fieberhafter Hast den Rest der Kleidung an. Ich musste so schnell wie möglich zu ihr. Zum Glück war mir das Krankenhaus bekannt, in das sie eingeliefert worden war.
Dann gab es nichts mehr, was mich noch hätte aufhalten können. Träume sind Schäume, sagt man.
In diesen Augenblicken glaubte ich nicht daran…
***
Tina Steene hörte einen Schrei. Oder war es nur ein dünnes Heulen? So genau konnte sie es nicht unterschieden, aber sie merkte schon, dass mit ihr etwas passierte, denn der Griff der Krallen lockerte sich. Die Klaue fuhr aus dem Haar hervor, und auch die andere Hand ließ ihren Körper los.
Sie war nicht mehr kräftig genug, um sich auf den Beinen zu halten und sank auf der Stelle zusammen. Sie wimmerte vor Furcht, winkelte die Beine an und zog sie eng an ihren Körper.
Erst
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