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1264 - Der Flug der LOVELY BOSCYK

Titel: 1264 - Der Flug der LOVELY BOSCYK Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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glücklichen Tagen von Kaiser Lovely Boscyk. Es war ihm leichtgefallen.
    Aber diesmal war es anders. Damals hatte es eine straffe Hierarchie gegeben. Die Freihandelskapitäne waren Fürsten genannt worden. Die Offiziere hießen Edelleute, die gewöhnlichen Besatzungsmitglieder wurden Bauern genannt. Über allen stand der eigentliche Befehlshaber und König, während das repräsentative Oberhaupt der Kaiser war, der auf dem bis dahin nicht bekannten Planeten Olymp residierte. Lovely Boscyk war später durch den Vario-500 abgelöst worden, durch Anson Argyris, den Kaiser von Olymp. Früher hatte man die Freihändler als charmante Gauner bezeichnet und ihnen alle möglichen kriminellen Neigungen angedichtet. Die Wahrheit war, daß sie nie ernsthaft gegen das Wohl der Menschheit verstoßen hatten und auf vielen unterentwikkelten Welten Entwicklungshilfe leisteten.
    Einer dieser Planeten war Rubin gewesen, 2917 Lichtjahre von Sol entfernt. Roi hatte Rubin im Jahr 2433 entdeckt und dort riesige Howalgoniumvorräte gefunden. Auf diesem Fund beruhte die spätere wirtschaftliche Macht der Freifahrer. Rubin war die dritte Welt von Rois System, das insgesamt acht Planeten unter einer gelbroten Sonne besaß. Die dort lebenden Eingeborenen hatten vor Rois Ankunft noch nie ein hochentwickeltes Intelligenzwesen gesehen. Die fast drei Meter großen, känguruhähnlichen Wesen lebten noch im Steinzeitalter und begrüßten die Freifahrer als Götter. Sie benutzten Werkzeuge, die teilweise aus einem hochwertigen Mineral bestanden, dem Howalgonium.
    Die Freifahrer hätten den Glauben und Aberglauben der Rubiner ausnutzen und die Howalgoniumvorkommen gewissenlos ausbeuten können. Niemand hätte sie daran gehindert. Sie hatten es nicht getan. Sie hatten den rothäutigen Eingeborenen im Tauschgeschäft erstklassige Metallwaren, moderne Baustoffe, Handwagen und Ziehkarren sowie Textilien, Saatgut und Zuchtvieh geliefert. Das terranische Pferd war auf Rubin eingeführt worden, und jeder zehnte Satz des streitsüchtigen Alabrista lautete: „Ich glaube, mich tritt ein Gaul!"
    Daneben hatten die Freifahrer auf Rubin erbitterte Bruderkriege verhindert und behutsam das Metallzeitalter eingeführt. Rubin hatte sich seit dieser Zeit schneller entwickelt als zuvor, und im Lauf eines fast sechzehnhundertjährigen Entwicklungsprozesses hatte er inzwischen galaktischen Standard erreicht. Eine eigene Raumfahrtindustrie besaß der Planet jedoch nicht. Er hatte drei Dutzend 200-Meter-Kugelschiffe von Terra angekauft, die alten Auslaufmodelle mit Ringwulst. Sie wurden inzwischen von eigenen Technikern auf die neuen Antriebssysteme umgerüstet. Rubin gehörte nicht zur GAVÖK, strebte jedoch die Mitgliedschaft im GALAKTIKUM an. Die vier Rubiner der LOVELY BOSCYK hatte auf Terra das Sternweh gepackt, und sie hatten auf eine Rückkehr in ihre Heimat verzichtet und waren an Bord des Virenschiffs gekommen, um sich Roi und seinen Freihändlern anzuschließen.
    Nicht einmal die Handelsmethoden erinnerten noch an die alte Zeit. Es gab keine Hierarchie und keinen Gehorsam. Jeder tat das, was er für sinnvoll hielt oder was ihm Spaß machte. In einem unterschieden sich die Menschen von heute stark von denen der damaligen Zeit. Geistig und moralisch waren sie reifer geworden.
    Zu Beginn des Fluges hatte Roi den Vironauten alte Aufzeichnungen aus der damaligen Zeit vorführen lassen. Die Männer und Frauen hatten sieh schiefgelacht, wenn sie ihn sahen, in die Mode des ausgehenden 18. Jahrhunderts n.Chr. gekleidet. Er trug weiße Kniebundhosen, einen roten Frack und eine grüne Weste, darunter ein weißes Hemd mit Rüschenkragen. Auf dem Kopf saß ein schwarzer Dreispitz unter einer silbergrauen Perücke mit Zopf, und das Gesicht war zu tödlicher Blässe gepudert. An der Seite des Exoten baumelte ein Degen in der Scheide, und in der linken Hand hielt er ein Lorgnon, ein Sehglas durch das er alles und jeden intensiv aus nächster Nähe musterte.
    Das war Michael Rhodan als Roi Danton auf der Suche nach einer eigenständigen Existenz, und er mußte bei den Vorführungen selbst lachen, wenn er sich in weinerlichem Ton fragen hörte: „Oro, warum, um alles in der Welt, ist mein Tüchlein so schwach parfümiert? Muß ich denn ständig leiden?"
    Als er feststellte, daß einige Vironauten die Zustände der alten Zeit nachzuahmen begannen, setzte Roi die Aufzeichnungen ab und trug dem Virenschiff auf, sie höchstens mit seiner persönlichen Erlaubnis nochmals zu

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