1269 - Ein Auftrag für die SOL
Steuerung des Schiffes der Automatik zu überlassen.
„Ausweichkurs bestätigt", entschied Erdeg Teral. „Relativstillstand erst außerhalb der Phänomene!"
Brether sah Reihumgrün, die sich wieder aufgerappelt hatte und ihm entgegenschwebte.
„Halte dich lieber fest", rief er ihr zu. „Es kann auch noch schlimmer kommen. Besser wäre, du würdest dich anschnallen."
„Nur keine Sorge, mein Freund, ich bin notfalls sehr robust."
Sie sank auf den freien Sitz neben ihm herab und bemühte sich, ihren komischen Körper in eine halbwegs bequeme Haltung zu bringen. Die energetische Sicherheitsvorrichtung schnappte zu.
Die SOL taumelte durch das Gestöber hyperenergetischer Entladungen, ohne Orientierung und ohne jeden Schutz. Die Automatik, SENECA, verzichtete darauf, die Schirme zu aktivieren.
Energieart nicht genau definiert. Wechselwirkungen zu HÜ- oder Paratronfeldern wahrscheinlich. Schirme nicht hochfahren!
Bestätigt", sagte Brether laut, „Schirme nicht hochfahren."
Draußen tobte das Gewitter weiter, Regen im Nichts, Hyperenergie irgendwelcher Art.
Blitze zuckten gleißend durch das bunte Schneegestöber, rissen die Partikel auseinander und wirbelten sie nur noch wilder umher. Mit mäßiger Fahrt bahnte sich die SOL unter SENECAS Leitung ihren Weg.
Längst waren die Alarmsirenen wieder verstummt. Immer noch registrierten die Meßinstrumente ein Übermaß an Hyperenergie, die durch ein noch unbekanntes Phänomen hier tobte.
Die Grube, dachte Brether, während er Anzeigen und Computermeldungen ablas in diesem Raumsektor sollte sich die Grube befinden, jener mysteriöse Einstieg in die Tiefe, in den Raum unter dem Raum. Hatten die Phänomene damit etwas zu tun? Waren die Mächte des Chaos bereits am Werk? Oder gehörte dieses Gewitter ganz einfach zu den üblichen Besonderheiten eines unüblichen Objekts?
Nichts von alledem hatte Carfesch verlauten lassen, bevor er von der SOL wieder verschwunden war. Er hatte lediglich einige Andeutungen gemacht, die nur wenig verrieten. Die Phänomene mochten dazu passen oder nicht. Sie würden es selbst erforschen müssen.
Brether musterte die verbissenen Gesichter seiner Kollegen. Hinter ihnen lagen strapaziöse Wochen, die enorme Distanz hatten sie in einem wahren Gewaltflug überbrückt. Ihnen allen wäre eine Ruhepause zu gönnen gewesen.
Der einzige, der gesünder und belastbarer wirkte als zur Zeit des Abflugs, war Surfo Mallagan. Sein Gesicht, als Holografie in die Hauptzentrale projiziert, erschien regeneriert.
Offenbar war er dabei, die von den Spoodies verursachte Schwäche endlich zu überwinden. Als er bemerkte, daß Brether ihn ansah, fühlte er sich zu einer Meldung verpflichtet.
„SZ-2 ohne Vorkommnisse", sagte er nach einem kurzen Blick auf die Kontrollen.
Brether dankte mit einem Kopfnicken. Im andauernden Prasseln des Feuerregens war ein sinnvoller Wortwechsel schwierig. Sogar SENECA bediente sich weiterhin der Schriftform, wenn er etwas mitzuteilen hatte. Die Leuchtzeichen auf seinen Monitoren verkündeten die Gedanken und Analysen der leistungsfähigen Biopositronik.
Hyperintensität nachlassend, war zu lesen. Schiff bewegt sich jedoch noch in der Gefahrenzone.
Brether fühlte sich mulmig. Er gestand sich ein, daß er Angst empfand. Sie bewegten sich in einem Schiff ohne aktivierte Schutzfelder durch einen hyperenergetischen Orkan.
Schirme nicht hochfahren: SENECAS Ratschlag, nach sorgfältigen Berechnungen formuliert, und deshalb vermutlich das einzig Richtige, bedeutete gleichzeitig potenziertes Risiko.
Zyita Ivory, wie dachte sie darüber? Ihre Miene verriet wenig. Sie wirkte abgekämpft und übernächtigt. Die Haare durcheinander, wie immer, widerborstig wie sie selbst, die Augen dick umrändert, die Lider sichtbar schwer - sie behielt ihre Gedanken für sich, ausnahmsweise. Wie ungewöhnlich, dachte Brether, kein Kommentar von der SZ-1, nichts als das Abbild einer schweigenden Kommandantin.
Einmal nur machte sie sich bemerkbar, mit einer Idee.
„Wäre es hilfreich, wenn die SOL sich aufteilt und die Einheiten einzeln operieren?"
SENECA erfaßte die Frage und kalkulierte in Sekundenbruchteilen.
Brether blickte zur Seite auf den Monitor.
Nein.
„Nein", sagte er. „Wir bleiben zusammen. Wenn nicht alles täuscht, haben wir die Gefahrenzone gleich hinter uns."
Kein Kommentar von der SZ-1. Draußen blitzten grelle Entladungen durch das unwirkliche Schneegestöber, dann quoll mehr und mehr Weltraumschwärze zwischen die
Weitere Kostenlose Bücher