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1271 - Die Geister, die sie rief

1271 - Die Geister, die sie rief

Titel: 1271 - Die Geister, die sie rief Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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nichts mehr erleben.«
    Die Worte waren auch bei ihrer Helferin auf fruchtbaren Boden gefallen, denn hinter mir hörte ich Mona leise und zustimmend lachen.
    Bisher hatte Justine nur gesprochen. Es wurde wirklich Zeit, dass sie Taten zeigte. Sie hatte sich nicht in die Mitte des Gartens gestellt, sondern von mir aus gesehen mehr nach rechts, wo auch der kleine Teich angelegt worden war.
    In der Umgebung rührte sich nichts mehr.
    Die Umrisse der Cavallo waren nicht mehr so deutlich zu erkennen. Die gesamte Gestalt wirkte mehr wie ein heller Schatten oder wie ein Hologramm, das plötzlich im Garten stand. Das mochte an ihrem durchsichtigen Kleid liegen, das leicht wie eine Feder war. Ein sehr heller Stoff und an zahlreichen Stellen mit kleinen Glitzermalen versehen, sodass es recht wertvoll aussah.
    Wenn ich es recht betrachtete und auch verglich, dann kam sie mir vor wie die große Zauberin, die sich auf eine Bühne gestellt hatte, um ihre große Schau abzuziehen. Die Person im Dunkeln, nur von einigen Lichtpunkten bestrahlt, die sich jetzt innerhalb des dünnen Stoffs bewegten, weil auch sie sich bewegte.
    Für mich sah es aus wie ein Tanz, den sie zum Besten geben wollte. Sie kreiste in den Hüften, sie drückte den Kopf zurück in den Nacken, brachte ihn wieder nach vorn und bewegte den Zauberstab wie etwas, das schon immer zu ihr gehört hatte.
    Mit beiden Händen hielt sie den Gegenstand fest. Die Arme hatte sie dabei nach vorn gedrückt und bewegte nur ihren Oberkörper kreisend in den Hüften.
    Es war ein Tanz auf der Stelle, und ich glaubte nicht daran, dass sie damit ihre Geister beschwören würde. So simpel liefen die Dinge eben nicht ab.
    Sie tanzte weiter. Sie bewegte ihren Kopf. Sie drehte ihn, sie schüttelte die Haare aus, und nachdem sie die Bewegungen einige Male wiederholt hatte, fing sie an, die Worte der Beschwörungen zu rufen.
    Ich kannte Justine Cavallo recht gut, aber so hatte ich sie noch nie reden hören. Es war eine mir fremde Sprache. Ich wollte sie nicht unbedingt als Hexensprache definieren, aber so kam sie mir schon vor. Ich verstand kein einziges Wort, aber ich entnahm ihren Reaktionen, wie sehr sie sich in diese Beschwörung hineinsteigerte. Justine verlor sich selbst. Sie sackte zusammen, sie drückte den Kopf oft zuckend nach hinten, und immer dann drangen noch dumpfere und heiserere Worte aus ihrem Mund.
    Je mehr Zeit verstrich, desto stärker veränderte sich auch ihre Stimme. Zwar gehörte sie zu einer Frau, aber diese rauen Worte hätte auch ein Mann ausstoßen können.
    Hektischer und wilder ging es zu. Die Hände, die den Stab hielten, zuckten immer wieder nach vorn und dann wieder zurück. Ich richtete meinen Blick nicht auf die halb nackte Justine, sondern auf den Stab, der sich tatsächlich an seinen beiden unterschiedlichen Enden veränderte. Er war ganz mit dieser dünnen Goldschicht bestrichen worden, doch nun passierte noch etwas.
    Er glühte dort auf, wo sich die dreieckige Spitze befand, und er begann an der Kugel ebenfalls zu leuchten. Für mich stand fest, dass das Energiefeld geschaffen worden war, das Justine unbedingt brauchte, um den Kontakt mit den Hexengeistern herzustellen.
    Meine eigene Lage merkte ich kaum noch. Die Hände hielt ich nach wie vor an meinem Hinterkopf verschränkt, und dann zuckte ich zusammen, als ich Justines Schrei hörte.
    Es war ein besonderer Ruf. Es war nicht der Schrei nach Hilfe, nein, in ihm schwang so etwas wie ein Triumph mit. Nur sie allein konnte bestimmen, ob sie es geschafft hatte, und ich wusste, dass dies der Fall gewesen war.
    Ja, sie hatte es geschafft. Sie war den Schritt gegangen, denn jetzt meldete sich auch die andere Seite. Allerdings nicht durch irgendeine Stimme, sondern durch etwas ganz anderes. Von den beiden Enden des Stabs lösten sich plötzlich die Lichtschlangen, die sich sehr schnell bewegten und den Körper der Blutsaugerin umkreisten. Sie schnürten ihn ein wie helle Bänder, ohne ihn allerdings zu berühren.
    Es war ein wilder Tanz, der eine Weile andauerte. Lassoschleifen aus gelblichem Licht, die sich bis zum Kopf hin drehten und deren Existenz Justine genoss.
    Sie hatte den Kopf leicht nach hinten gelegt. Ich sah ihren offenen Mund, die beiden Vampirzähne schimmerten, und plötzlich nahmen die Lichtschlieren Kurs auf ihr Gesicht.
    Sie zuckten darüber hinweg. Sie berührten die Lippen und die Haut, und ich hörte Justine stöhnen.
    Es schien ihr Spaß zu machen und sie zu befriedigen, dass endlich

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