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1274 - Der Wolf und das Mädchen

1274 - Der Wolf und das Mädchen

Titel: 1274 - Der Wolf und das Mädchen
Autoren: Jason Dark
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gemeinsam.«
    Das gefiel ihm nicht. Er fluchte. Ich ließ ihn los und sah zu, wie er hoch kam.
    »Und? Ist Ihnen etwas eingefallen? Zwei Möglichkeiten haben Sie noch, Bayonne.«
    Er atmete nicht, sondern pfiff mehr. Dann nickte er mir zu. »Okay, ich weiche der Gewalt.«
    »Gewalt?« Ich musste lachen. »Ich denke nicht, dass es Gewalt gewesen ist, die ich eingesetzt habe. Das sähe anders aus. Wo also müssen wir hin? Wo findet die Show statt?«
    »Auf einem Studiogelände.«
    »Ist es weit von hier?«
    »Nein. Um diese Zeit sind wir schnell da.«
    »Okay, dann Abmarsch.«
    Bayonne schaute mich an, als wollte er mich fressen. Es war nicht nur ein wütender Blick, der mich misstrauisch machte, der war so gut wie normal in seiner Lage, aber ich sah noch etwas in seinen Augen leuchten, das mir gar nicht gefiel. Es lag etwas Verschlagenes darin, als wüsste er Dinge, die wichtig, mir aber nicht bekannt waren. Das konnte schon stimmen, denn mittlerweile glaubte ich auch an eine kleine Verschwörung um mich herum.
    Er packte die Blätter in die schmale Tasche aus weichem Leder. Dann klemmte er sie unter seinen linken Arm und ging auf die offene Tür zu, wo ich bereits auf ihn wartete.
    »Wir nehmen meinen Wagen«, sagte ich.
    Bayonne zupfte seinen Anzug zurecht. »Das ist mir egal.«
    »Wunderbar.«
    Wir fuhren mit dem Lift nach unten und gingen zu meinem Wagen und stiegen ein.
    Manuel Bayonne setzte sich auf den Beifahrersitz, schnallte sich an und sagte zunächst kein Wort.
    »Sind Sie stumm?«
    »Nein.«
    »Dann werden Sie mir jetzt den Weg erklären.«
    Er schnaufte so scharf durch die Nase, dass sich die Nasenflügel dabei weiteten. »Keine Sorge, ich werde Sie überall hinführen, wenn Sie wollen.«
    »Nein, nicht überall.«
    »Schade.«
    »Wieso?«
    »Ich hätte Ihnen gern einen Platz sechs Fuß tief unter der Erde auf dem Friedhof gegönnt.«
    Darüber konnte ich nicht mal schmunzeln…
    ***
    Kurz vor dem Erreichen des Studiogeländes fuhren wir über eine Straße, die leicht bergan führte, dann in eine Linkskurve glitt und geradeaus weiterführte.
    An der rechten Seite wuchsen an einer Böschung Sträucher und Büsche hoch. Auf diesem Damm lagen Eisenbahnschienen, und soeben überholte uns ein Vorortzug.
    Links sah ich eine Mauer. Sie war nicht besonders hoch, sodass ein Großteil der Bauten dahinter zu sehen war. Dort mussten wir hin, und wir mussten durch ein Tor fahren, das offen stand. Trotzdem wurden wir von zwei Uniformierten angehalten. Die Männer gehörten zu einem privaten Wachdienst und kontrollierten jede Einladungskarte, denn zugelassen zur Sendung war nur eine bestimmte Anzahl von Personen.
    Auch bei uns wurde keine Ausnahme gemacht. Bayonne besaß einen besonderen Ausweis, von mir wollte man ebenfalls einen sehen, und ich verwies auf den Beifahrer.
    »Er wird Ihnen erklären, dass ich dazugehöre.«
    Bayonne tat es zähneknirschend. Man gab uns den Weg frei, und wir rollten auf das Gelände, in dem allmählich die Lampen ihren Schein verbreiteten, obwohl es noch nicht dunkel war.
    Wir hörten aus der Nähe Musik, sahen aber noch keine Dekorationen und auch keine Band. Stattdessen rollten wir auf ein brach liegendes Gelände zu, das zu einem Parkplatz ausgebaut worden war. Es waren nur noch wenige Lücken frei. In eine klemmte ich den Rover.
    Wir stiegen aus.
    Die Musik nahmen wir jetzt lauter wahr. Bayonne vermied weiterhin den Blickkontakt mit mir. Er schritt mit gesenktem Kopf neben mir her und sagte kein Wort.
    Wir gingen dorthin, wo auch die Musik erklang. In die anbrechende Dämmerung hinein verteilte sich das Licht der Lampen, die dort standen, wo die Show ablief. Das spielte sich auf einem Gelände ab, das hinter den Gebäuden lag. Ich konnte es mir nicht so recht vorstellen und bekam große Augen, als wir das Gelände erreichten. Hier war die Kulisse einer Gartenkneipe aufgebaut worden.
    Die Gäste saßen an langen Holztischen. Man hatte künstliche Büsche aufgestellt, die wie echt aussahen. Die Band hatte ihren Platz auf einem Podium eingenommen, wurde bereits beleuchtet, und ich sah den vier Mitgliedern an, dass sie nicht gerade harten Rock spielen würden. Sie waren in einem Alter, in dem man mehr für eine mittelalte Generation spielte. Im Moment spielten sie ein Medley von Dean-Martin-Songs.
    Rechts neben der Band standen einige Bistrotische. Darauf lag jeweils ein drahtloses Mikrofon, aber es war noch kein Moderator zu sehen, und auch die Künstler ließen sich noch nicht
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