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1274 - Der Wolf und das Mädchen

1274 - Der Wolf und das Mädchen

Titel: 1274 - Der Wolf und das Mädchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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mich auch nicht und musste mich für ein Mitglied des TV-Teams halten.
    Die Sängerin hauchte ihr Lied ins Mikro. Sie hatte eine wunderbare Stimme mit leicht rauchigem Klang.
    Caroline war für mich jedoch wichtiger. Ich war froh, dass sie nicht weitergegangen war. Sie stand fast neben mir. Um sie zu erreichen, musste ich nur den rechten Arm ausstrecken, aber das tat ich nicht, denn ich ging zu ihr.
    »Hallo, Caroline«, sagte ich mit leiser Stimme, um sie nicht zu erschrecken.
    Sie zuckte trotzdem zusammen, schaute mich an und sah, dass ich lächelte. »Wer sind Sie?«
    Ich musste mit einer Vertrauen bildenden Maßnahme beginnen und sagte: »Heute war ich bereits bei deiner Großmutter in Woodstone. Ich soll dir von ihr schöne Grüße bestellen.«
    »Wirklich?«
    »Klar.«
    Caroline war skeptisch. Sie brachte mir ein gesundes Misstrauen entgegen, schaute mich an und strich über ihre Stirn hinweg. Dann fragte sie: »Geht es Grandma gut?«
    »Ich denke schon. Abgesehen von ihrer linken Hand…«
    »Ja, da hat sie geblutet!«
    Sehr gut. Ich hatte erreicht, was ich wollte. Das Mädchen hatte mir bestätigt, dass der Angriff des Wolfes tatsächlich erfolgt war und wir keinem Hirngespinst nachliefen.
    Das Programm lief inzwischen weiter, aber es lief auch an uns vorbei, da wir uns weiterhin im dunklen Hintergrund aufhielten und von keinem Menschen gesehen wurden. Auch Wendy tat ihren Job, als wäre nichts geschehen.
    »Deine Großmutter hat sich Sorgen um dich gemacht, Caroline. Ach ja, ich heiße John.«
    Sie schaute auf ihre Turnschuhe. »Ich bin ja wieder okay, John.«
    »Das sehe ich, und da bin ich auch froh. Die Großmutter erzählte mir, dass du mit dem Wolf verschwunden bist. Er hat dich praktisch aus dem Zimmer geholt.«
    »Das stimmt.«
    »Und was ist dann passiert? Kannst du mir das erzählen?«
    Sie überlegte und schaute mich dabei an. Wahrscheinlich suchte sie den Ausdruck des Argwohns in meinem Gesicht, aber den sah sie nicht. Ich konnte ihr offen in die Augen schauen.
    Caroline Crane berichtete mir von dem großen weißen Wolf, der sie geholt hatte. Ich erfuhr auch, dass man ihr nichts getan hatte. Sie war zu einem wartenden Van gebracht und nach London geschafft worden. Allerdings bewusstlos. Erwacht war sie in einem Keller, aus dem ihr die Flucht gelungen war, obwohl der Mann mit der Clownmaske sie daran hatte hindern wollen. Sie hatte sich dann zu einer Polizeiwache bringen lassen. Dort hatte man Nachforschungen angestellt, und so hatte sie auch erfahren, wo sich ihre Mutter aufhielt. Zu ihr wollte sie hin und mit ihr sprechen.
    »Hast du das schon getan?«, fragte ich.
    »Nein, das habe ich nicht. Ich bin zu spät gekommen, sonst hätte ich vor der Sendung mit ihr geredet.«
    »Und den Mann mit der Maske hast du nicht erkannt - oder?«
    Da kam sie schon ins Grübeln. »Ich weiß es nicht. Erkannt habe ich ihn nicht, aber es war da ein Geruch, den ich kannte. Parfüm oder Rasierwasser.«
    »Das ist schon gut«, lobte ich sie und fuhr fort: »Dann habe ich erfahren, dass du etwas gehört hast. Dieses Schreien und Jammern vor deiner Kellertür. Hast du dir darüber Gedanken gemacht, was es hätte sein können?«
    »Ein Tier…«
    »Der Wolf?«
    Caroline senkte den Kopf. »Ich weiß nicht. Ich weiß gar nichts. Es ist alles so anders, so komisch in meinem Leben geworden. Ich muss immer an den Wolf denken. Er hat mir nichts getan. Er hat mich einfach geholt. Das ist alles gewesen. Kannst du das verstehen? Er holte mich weg, ohne mir etwas zu tun. Dabei sind in der Nähe von Woodstone einige, Menschen gestorben, und man hat da von einem Tier gesprochen. Ich glaube, dass es ein Wolf gewesen ist.«
    Das wollte ich nicht bestätigen, wartete allerdings ab, bis der Klatschmarsch vorbei war, der von den Zuschauern her zu uns herüberschallte. Dann stellte ich ihr eine Frage. »Hattest du denn den Eindruck, dass es ein normaler Wolf gewesen ist? Ich weiß, die Antwort wird dir nicht leicht fallen, du bist noch jung und…«
    »Ich habe aber schon viel gelesen und gehört. Und Wölfe kenne ich aus dem Zoo. Aber weiße Wölfe habe ich noch nie gesehen. Ich glaube auch, dass sie sehr selten sind.«
    »Das stimmt.«
    »Ich hatte dann keine Angst mehr vor ihm.«
    »Du warst ja auch in dem Keller.«
    »Mit dem Mann. Er ist auch gefahren, glaube ich. Aber ich will ihn nicht sehen. Ich will zu meiner Mutter. Deshalb bin ich gekommen. Ich möchte mit ihr sprechen.«
    »Das ist gut, Caroline, denn deine Mutter macht sich

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