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1275 - Der Totenkopf-Sammler

1275 - Der Totenkopf-Sammler

Titel: 1275 - Der Totenkopf-Sammler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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glaubte auch, ihn schreien gehört zu haben.
    Dann kippte er.
    Es ging so schnell, dass die meisten Fahrer in den Autos es nicht mitbekamen. Da machte ich die berühmte Ausnahme, weil ich mich auf ihn konzentriert hatte.
    Der Mann schrie nicht. Er fiel einfach. Es war sein Glück, dass er dabei gegen die Leiter stieß und sein Fall noch leicht abgebremst wurde, aber es war ihm nicht mehr möglich, ihn zu stoppen, denn einen weiteren Halt fand er nicht.
    Mit seinem vollen Gewicht - und das war nicht eben wenig - schlug er auf dem Boden auf.
    Ich hatte bereits meinen Sicherheitsgurt gelöst und stieß die Wagentür auf. Während ich die paar Schritte zu dem Abgestürzten sprintete, schoss mir so vieles durch den Kopf.
    Warum war der Mann gefallen? Ich sah keinen Grund. Es gab eigentlich nichts. Die Leiter war trittsicher. Sie bestand aus breiten Stufen, und er gehörte bestimmt nicht zu den Menschen, die zum ersten Mal darauf geklettert waren.
    Warum also war er gefallen?
    Es musste etwas gegeben haben, das ihn völlig durcheinander gebracht hatte, und genau das wollte ich herausfinden, falls der Mann noch in der Lage war, etwas zu sagen.
    Er lag auf dem Rücken.
    Ich ging neben ihm in die Knie. In meiner Umgebung wurde es jetzt lauter. Auch andere Fahrer hatten ihre Autos verlassen und wollten sehen, was hier abgelaufen war. Aber sie trauten sich nicht so nahe heran wie ich. Jemand telefonierte. Er sprach mit hektischer Stimme. Die Ambulanz würde bald eintreffen.
    Der Fensterputzer war nicht bewusstlos geworden, trotz seines harten Falls. Aber er litt unter Schmerzen, das war ihm anzusehen. Immer wieder zuckten seine Mundwinkel. Er röchelte leise, und in seinen Augen las ich die Angst.
    Genau diesen Ausdruck konnte ich mir nicht erklären. Er konnte eigentlich nicht mit dem Aufprall zusammenhängen, da wäre der Ausdruck des Schmerzes sicherlich größer gewesen. Es musste etwas anderes sein, das ihn dazu getrieben hatte.
    Ich erinnerte mich, wie er durch das Fenster oberhalb des Geschäfts geschaut hatte. Erst dann war er abgestürzt.
    Der Mann atmete schwer. Es gelang ihm nicht, tief durchzuatmen, da waren dann die Schmerzen einfach zu groß. Immer wieder verzog er das Gesicht, und ich vermutete, dass er sich beim Aufprall Rippen angebrochen hatte.
    »Okay, Sie brauchen keine Angst zu haben«, flüsterte ich ihm ins Gesicht, »Hilfe wird gleich hier sein.«
    Er ignorierte meine Worte. Es arbeitete in ihm. Ich sah ihm an, dass er etwas loswerden wollte, das ihn bedrückte. »Das Zimmer, das Zimmer über dem Laden. Ich… ich… sah hinein. Da sind die Köpfe. Ich habe sie gesehen.«
    »Köpfe?«, wiederholte ich.
    »Ja…«
    »Künstliche?«
    »Nein, nein, die sind echt. Ehrlich. Keine Totenschädel. Sie standen auf einem Tisch oder so. Ich habe sie genau gesehen durch den Spalt der Gardinen. Sie waren nicht ganz zugezogen. Da konnte ich das sehen. Grauenhaft…«
    Jemand fasste mich an der rechten Schulter und zerrte mich zurück. »Dürfen wir mal?«
    Ich stand auf. Zwei Sanitäter hatten bereits die Trage geholt, um sich um den Verletzten zu kümmern.
    »Es muss irgendwas mit den Rippen sein«, sagte ich zu einem der Sanitäter.
    »Sind Sie Arzt?«
    »Nein.«
    »Dann überlassen Sie die Diagnose uns.«
    »Bitte, wie Sie wollen.«
    Ich zog mich zurück und gesellte mich zu den Neugierigen. Es waren in der Regel die Männer und Frauen, die auch in ihren Fahrzeugen gesessen hatten und vorerst nicht weiterfahren konnten, weil der Rettungswagen quer auf der Fahrbahn stand und beide Richtungen blockierte.
    An den Unterhaltungen der Zeugen beteiligte ich mich nicht, sondern hing meinen eigenen Gedanken nach. Noch einmal rekapitulierte ich, was da passiert war. Dieser Mann hatte sich so stark erschreckt, dass er das Gleichgewicht verloren hatte. Es war ein schreckliches Bild, und er hatte etwas von Köpfen erzählt.
    Wahrheit oder nicht?
    Für einen Spinner hielt ich den Fensterputzer nicht. In seinem Job musste er verdammt konzentriert arbeiten. Da konnte er sich keinen Fehler erlauben, und genau das hatte er getan-. Durch einen Fehler war er abgerutscht und gefallen.
    Ich schaute an der Hauswand hoch. Über dem Laden sah ich die anderen Fenster. Da war auch nichts Besonderes zu erkennen. Sie waren höchstens höher als in den normalen Bauten, mehr auch nicht. Das Haus gehörte zu den älteren Gebäuden, aber darüber wollte ich jetzt nicht weiter nachdenken. Die Aussagen des Mannes hatten mich misstrauisch gemacht. Da

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