1275 - Der Totenkopf-Sammler
auch so erledigen.
Der Tote war da. Er brauchte ihn, aber er musste ihn sich zunächst zurechtlegen.
Seine Hände wirkten auch deshalb so bleich, weil sie in Handschuhen aus einem hauchdünnen Material steckten, die auf den ersten Blick kaum zu erkennen waren.
Kelo streckte die Arme aus und bekam die Leiche an den Schultern zu fassen. Für einen Moment schaute er noch in das starre Gesicht mit dem Oberlippenbart. Er sah die leicht gekrümmte Nase, er entdeckte sogar die Leichenflecken im Gesicht, doch all das störte ihn nicht, denn es zählte nur, dass es den Professor noch gab.
Kelo wollte sich den Toten zurechtlegen, um endlich an seine richtige Aufgabe herangehen zu können. Er zog den starren Körper etwas nach vorn und damit auf das Fußende zu. Dann fasste er die Beine an und schaffte es, sie so hinzulegen, dass sie zu beiden Seiten des Sarges nach außen hingen.
Die Lage war gut.
Er rückte den starren Körper noch ein wenig zurecht und nahm dann seinen Hut ab, der ihn störte.
Jetzt war sein Kopf in allen Einzelheiten zu sehen, und jeder hätte erkennen- können, dass auf dem Schädel kein einziges Haar wuchs. Er war glatt wie eine Billardkugel, auch ohne Falten, denn sie begannen erst dort, wo die Haut anfing.
Ein langes Gesicht. Recht knochig. Eine Haut, die leicht gelblich schimmerte. Augen, die tief in den Höhlen lagen und ein breiter, aber schmaler Mund sowie eine knochige Nase mit breiten Nasenlöchern.
Er war perfekt. Er war gut. Er war sogar der Beste!
Immer öfter holte er sich diese Gedanken zurück, und genau das tat er auch jetzt, um sich für seine Aufgabe vorzubereiten.
Der Mantel besaß an, beiden Seiten Taschen. Sie reichten tief hinein und man konnte dort schon etwas unterbringen. Das hatte Kelo auch getan.
Er griff zugleich in die rechte und auch in die linke Tasche und holte etwas hervor, was er in weiche Tücher eingewickelt hatte. Behutsam faltete er sie auseinander und legte sie auf die Brust der Leiche.
Das Licht spiegelte sich in den Instrumenten.
Ein Skalpell, eine scharfe Säge, ein Messer und auch eine geschärfte Schere. Das alles brauchte er, um seinen Plan durchzuführen.
Sein Blick glitt noch einmal über die Gestalt des Toten. Dann blieb er an seinem Kopf hängen, denn genau er war für ihn der wichtigste Teil des Toten.
Er wusste, was er zu tun hatte. Er war kein Arzt, kein Chirurg, aber das brauchte er auch nicht zu sein.
Wieder lächelte er, als er nach dem Skalpell griff und es an der Stirn des Toten ansetzte…
***
Günther, der Wächter, saß wieder an seinem Platz hinter dem Schreibtisch und dachte über zwei Dinge nach. Zum einen darüber, dass er einen Fehler begangen hatte, diesen unheimlichen Typen überhaupt einzulassen, zum anderen grübelte er darüber nach, wie er diesen Fehler korrigieren konnte.
Ihm fiel nichts ein. Er spielte sogar mit dem Gedanken, einfach zu verschwinden, sich draußen zu verstecken und dort so lange zu warten, bis der Typ das Leichenhaus wieder verließ.
Das konnte es auch nicht sein.
Günther war ein Mensch mit Prinzipien. Er war froh, diesen Job ergattert zu haben, denn seine Rente hatte schon eine Aufbesserung nötig. Er war ja nicht der Einzige, der bei Anbruch der Dunkelheit Wache auf einem Friedhof hielt. In vielen deutschen Städten waren diese Posten eingerichtet worden, denn in der letzten Zeit hatte es einfach zu viele Grabschändungen gegeben.
Ob Teufelsanbeter oder Typen, die alles hassten, was einen anderen Glauben hatte, auf den Friedhöfen hatten sie sich versammelt und Spuren hinterlassen.
So war Günthers Job nicht ungefährlich, aber er würde sich auch nicht unnötig in Gefahr begeben.
Wenn er etwas merkte, dann sollte er nicht die Grabschänder stellen, sondern sie nur beobachten und die Polizei informieren.
Bisher war er von diesen Besuchen verschont geblieben, bis eben auf den heutigen Abend. Und der hatte ihm einen Schock versetzt. Er kannte nicht mal den Namen des Mannes. Ein Fehler, dass er sich nicht danach erkundigt hatte, aber es war nichts zu machen. Dieser Besucher hatte ihn einfach zu sehr geschockt.
Jetzt war er verschwunden. Er hatte auch die Tür zugezogen, sodass Günther nichts sah. Trotzdem lauschte er. Das Radio hatte er ausgeschaltet, er wollte sich durch nichts ablenken lassen und wartete voller Ungeduld darauf, dass der Typ wieder zurückkehrte und anschließend verschwand.
Das passierte noch nicht.
Die Zeit wurde lang, aber sie beruhigte Günther nicht. Er dachte
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