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1276 - Kodexfieber

Titel: 1276 - Kodexfieber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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ich kann mit etwas anderem bezahlen!"
    „Gut, wir werden dich prüfen, ob du wirklich zahlen kannst. Aber ich warne dich. Noch kannst du dich zurückziehen. Wer einmal die Chinesische Mauer betritt, gehört ihr für immer!"
    „Chinesische Mauer?" Kido war irritiert. Er konnte mit dem Begriff nichts anfangen. Da aber öffnete sich der Eingang, und der Drang, sich immer weiter fortzubewegen, wurde übermächtig in dem seltsamen, zwergenhaften Wesen. Es betrat das Innere der Mauer und gelangte in einen altertümlichen Raum, nicht viel größer als der Wohnteil von Irminas Kabine. Hinter ihm schloß sich die Tür.
    Kido sah keinen weiteren Ausgang. Er warf sich zurück, seine Hände griffen nach der Tür und zerrten daran. Sie bewegte sich nicht, er war gefangen.
    „So geht es nicht", sagte das Innere der grünen Mauer. „Wir kommen zu dir!"
    Ein Teil der linken Wand bildete einen Riß, durch den zwei verwilderte Gesellen stiegen.
    Ihrem Äußeren nach mußten sie Zwillinge sein. Sie trugen bunte, farbenprächtige Gewänder, und in den Händen hielten sie Stöcke.
    „Du paßt gut in unsere Sammlung", sagte der linke der beiden. „Willst du dich zur Verfügung stellen?"
    „Wozu?"
    „Für dieses Panoptikum hier. Du bekommst eine angemessene Entlohnung, sobald wir Mardakaan erreicht haben. Wisse, daß dir die Mauer helfen könnte, dich für das Spiel des Lebens vorzubereiten." Diesmal war es der rechte, der sprach.
    „Ich will meinen Weg fortsetzen, sonst nichts", beharrte Kido. „Ihr werdet mich nicht daran hindern wollen!"
    Ein Arm schnellte auf ihn zu und ergriff ihn. Seine linke Hand wurde ihm fast aus dem Gelenk gerissen. Mit einem Aufschrei warf er sich zurück.
    „Deine Hand!" verlangten die Zwillinge gemeinsam. „Die Mauer braucht deine Hand, um sie zu analysieren. Du mußt für eine Weile auf sie verzichten."
    „Wie denn?" schrie Kido. Er preßte sich an die Tür. Er konzentrierte sich auf seine Fähigkeiten, aber entweder fehlte ihm die nötige Kraft, oder er hatte die Fähigkeiten endgültig verloren. Spätfolgen der Ereignisse auf Maghala?
    Es muß gehen, dachte er intensiv. Ich muß mich gegen sie wehren!
    Er schaffte es nicht, und sie packten ihn und zerrten ihn durch den Riß aus dem Raum hinaus. Es wurde finster um ihn, und er spürte nur, daß er auf einem nachgiebigen Untergrund geführt wurde, der leicht anstieg. Er gelangte an einen zweiten Riß und wurde hindurchgestoßen. Er benötigte Sekunden, um festzustellen, daß er auf der Oberseite der Mauer angelangt war. Sie erstreckte sich, soweit das Auge reichte.
    „Willst du jetzt, oder willst du nicht?" fragten die Zwillinge. „Her mit der Hand. Laß sie dir abschneiden!"
    Kaltes Grauen überkam Kido. Im Normalfall hätte er sich die beiden Kerle rasch vom Hals geschafft. Er hätte ihnen ein paar Beulen ins Gesicht und auf die Hände gezaubert und sie damit in die Flucht getrieben. Jetzt aber schien nichts von dem vorhanden zu sein, was ihn Irmina Kotschistowa so ähnlich machte.
    Er riß sich los und stürmte davon. Hinter sich hörte er das Gelächter der verwilderten Terraner.
    „Du entkommst uns nicht", verstand er. „Du kannst die Mauer nicht verlassen. Du bist uns ausgeliefert!"
    Kido beschleunigte sein Tempo. Er wollte nur weg, und er achtete kaum auf die Türme, die immer wieder die Mauer unterbrachen. Der Weg führte in der Art von Tunneln unter ihnen hindurch. Kido rannte, bis er völlig außer Atem war. Er suchte eine Nische an einer der Zinnen und preßte den bebenden Körper hinein.
    „Wo bin ich?" ächzte er. „Ist das wirklich ein Virenschiff? Welcher Alptraum hält mich gefangen?"
    Er wollte sich den fiktiven Memopartner aufbauen, um einen inneren Ausgleich herzustellen. Er brachte die Konzentration dazu nicht auf. Vor seinen Augen verschwamm alles, und er sah das Grün der Mauer nur als einen verwaschenen Saum, der sich nach zwei Richtungen hinzog. Er verblaßte immer mehr und machte dem silbernen Glitzern von Eis und Schnee Platz. Kido sah ein Wesen, das sich dick vermummt hatte, offenbar, um gegen die Kälte geschützt zu sein. Aber wo in den Virenschiffen gab es Kälte?
    Langsam wanderte der Blick des Gottes zum Himmel empor. Suchte er den Schatten des altertümlichen Flugzeuges, mit dem der Kidowhtar-Darhan jedes Mal kam?
    Kido riß die Augen auf. Dies war etwas, woran er sich nicht erinnerte. Er wußte überhaupt nichts aus jener Zeit, die vor seiner Geburt lag, vor dem Zeitpunkt, an dem Irmina ihn geboren hatte.

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