Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

1276 - Kodexfieber

Titel: 1276 - Kodexfieber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
als etwas, was es nach herkömmlichen wissenschaftlichen Lehren nicht geben durfte und nicht geben konnte. Dennoch war Bully weit davon entfernt, die Fassung zu verlieren. Zu viele ungewohnte Dinge hatte er in den letzten Monaten erfahren, zu fremdartig waren die Verhältnisse in der Mächtigkeitsballung von ESTARTU, als daß er aus dem Schwärmen nicht mehr herausgekommen wäre. Er legte den Kopf in den Nacken und starrte zu dem dunklen Fleck empor, durch den die Schwärze des Alls hereinleuchtete.
    Stronker Keen hatte kein Loch in die eiserstarrte Atmosphäre des Planeten geschnitten.
    Die Gefahr, daß ein darunter befindlicher Überdruck den Schutzmantel sprengte, war zu groß. Also hatte es der Vironaut mit Schmelzen versucht. Er hatte einen Teil des Mantels verflüssigt und war mit dem Beiboot eingetaucht. Nachdem sich eine genügend dicke Schicht über ihm wieder verfestigt hatte, nahm er die nächsten Meter in Angriff. Zwei Stunden waren auf diese Weise vergangen, bis sie endlich den Panzer aus gefrorenen Gasen über sich gelassen hatten. Das Beiboot hatte sich in das Halbdunkel entfernt, das herrschte. Eine dunkle Stelle leuchtete über ihnen, weil die geschmolzenen und wiedererstarrten Schichten einen Teil ihrer Durchsichtigkeit behalten hatten und die Schatten des Leerraums hereinließen.
    „Dort unten!" hauchte Bully. Im Augenblick hielt sich die Überreizung seiner Sinne in Grenzen. „Das muß eine Landscholle sein!"
    Tief unter ihnen zog ein dunkelrotes Oval vorbei, und die Anlagen des Beiboots meldeten, daß der Eindruck der Bewegung nicht allein durch die Flugbewegung entstand.
    Die Scholle besaß eine Eigenbewegung, und Augenblicke später entdeckten die Terraner, daß das, was sich um sie herum befand, so etwas wie ein Ozean sein mußte, auf dem sie schwamm.
    Lavoree verstärkte die vorhandenen Ortungssysteme, und das Beiboot gab die Werte durch.
    „Landen!" sagte Bully nur. „Sofort landen!"
    Er hatte die Hände auf die Ohren gelegt und verzog schmerzhaft das Gesicht. Stronker Keen bemerkte es.
    „Vielleicht hat Kido etwas damit zu tun", murmelte er. „Du hattest zwar keinen Kontakt zu ihm, aber er muß in der EXPLORER gewesen sein!"
    „Warum erfahre ich das jetzt erst?" brauste Bully auf.
    „Ich habe zuvor den Zusammenhang nicht gesehen", entschuldigte Keen sich. „Ich habe es auch nur beim Ausschleusen zufällig gehört. Zwei Vironauten im Hangar machten eine Bemerkung, daß ihnen ein seltsames Wesen begegnet war. Ein Gnom oder Kobold. Es kann sich nur um Kido handeln."
    „Weiß Irmina davon?"
    „Vermutlich nicht!"
    Bullys Gesicht war zur Maske erstarrt Er dachte an jene Tage zurück, in denen er unter den Nachwirkungen des Permits gelitten hatte. Nein, Wochen waren es gewesen, keine Tage. Und jetzt? Was war auf Kido zurückzuführen?
    „Ich muß Irmina sprechen", sagte er hastig.
    Das Beiboot stellte eine Enerpsi-Verbindung mit dem Mutterschiff her. Die EXPLORER versuchte, den Kontakt mit der ÄSKULAP zu finden. Die ÄSKULAP jedoch meldete sich nicht.
    Bully fuhr herum.
    „Etwas ist faul. Irmina müßte sich melden. Das Virenschiff müßte eine Auskunft geben!"
    Die Metabio-Gruppiererin hatte verneint, daß Kido von den ausgeatmeten Kodexmolekülen infiziert sein könnte. Vielleicht irrte sie sich, vielleicht gab es sogar noch eine andere Möglichkeit.
    „Wir kehren sofort zum Mutterschiff zurück", entschied Bully. Er ließ sich tief in den Virensessel rutschen und wartete auf das Singen des Gravoantriebs. Statt dessen heulte eine Alarmsirene auf und peinigte seine Gehörnerven bis fast an die Grenze des Erträglichen.
    „Ausschalten!" schrie er. Seine Hände begannen zu zittern.
    Der Alarm erlosch, das Boot gab eine Gefahrenmeldung durch. Mit einem raschen Blick vergewisserte Bully sich, daß sie sich der roten Landscholle erheblich genähert hatten.
    Der Höhenmesser hatte seine Werte dabei nur unwesentlich verändert. Zusätzlich verlor das Boot jetzt auch einen großen Teil seiner Flugstabilität und geriet ins Trudeln.
    „Antigrav volle Last!" sagte Stronker Keen. Das Boot meldete, daß dies bereits der Fall war. Er stieg in den Himmel der seltsamen Welt hinauf und näherte sich rasch dem Eismantel. Die Landscholle folgte ihm und kam immer näher.
    „Zugstrahlkraft wirkt", rief Lavoree aus. Ihre schwarzen, mandelförmigen Augen mit dem goldenen Glitzern waren geweitet, aber nicht von Panik gekennzeichnet. Das nußbraune Gesicht mit der Samthaut blieb ruhig. Es hatte den

Weitere Kostenlose Bücher