1277 - Der Fanclub
Anordnung hin zündete Clint Warren zwei Kerzen an, deren Flammen die alte Bauhütte einigermaßen erhellten.
»Zufrieden, Paul?«
»Fast.«
»Egal! Rede!«
»Es war Scheiße!« zischte er, »verdammte Scheiße. Er hätte mich fast erwischt, dieser Hundesohn.«
»Wer war es?«
»Ich kenne ihn nicht! Der gehörte zu dem Schreiberling.«
»Woher weißt du das?«
»Weil er so komisch geschlichen ist. Wir griffen ihn ja an. Ich wollte ihn fertig machen, aber er war besser als ich und hat mir das Messer weggenommen. Da war nichts zu machen, tut mir echt Leid. Der hat mich niedergeschlagen, aber er hat nicht gewusst, dass ich hart im Nehmen bin. Ich war schnell wieder da und konnte flüchten. Hier habe ich mich versteckt.«
»Dieser Hundesohn!« flüsterte Archie Smith keuchend.
»Habt ihr ihn gekriegt?« fragte Paul voller Hoffnung.
»Nein«, sagte Ellen.
»Das ist Mist!«
»Wissen wir.«
»Und was ist mit Conolly?«
»Er konnte auch entkommen!«
Litcomb stöhnte nicht. Er fluchte auch nicht, sondern musste lachen. Es war kein normales Gelächter, sondern mehr ein Kichern. Er winkte mit müden Bewegungen ab und streckte die Beine aus. »Da haben wir auf der ganzen Linie verloren. Ist doch so - oder?«
Keines der männlichen Bandenmitglieder wollte es zugeben. Jeder wartete darauf, was Ellen dazu sagte, und sie schwieg erst mal. Sie stand nachdenklich auf der Stelle, hielt den Kopf gesenkt und nagte an ihrer Unterlippe. Wenn sie diese Haltung eingenommen hatte, dann war es besser, wenn man sie nicht störte. Die Mannschaft vertraute ihr. Zumeist rückte sie immer mit einem neuen Plan heraus.
»Verloren«, murmelte sie und schüttelte zugleich den Kopf. Sie ballte auch ihre Hände zu Fäusten.
»Nein, ich denke nicht, dass wir verloren haben.«
»Wieso nicht?« wurde sie gefragt.
»Wir holen uns den Sieg wieder. Das schaffen wir. Toby Truth wird uns unterstützen.«
»Wie willst du das denn machen?« fragte der hellblonde Phil Cross.
»Ganz einfach. Conolly ist die Hauptperson.« Ihr Grinsen wurde breit. »Er wird dafür bezahlen. Er muss dafür bezahlen. Er weiß zu viel. Er wird noch nachdenken und dann einiges in Bewegung setzen. Zusammen mit seinem Helfer, den wir nicht kennen. Aber das lassen wir uns nicht gefallen. Das haben wir nicht nötig. Wir werden schneller sein als er und dieser Unbekannte.«
»Wie willst du das denn anstellen?« fragte Archie.
»Das ist leicht. Wir holen ihn uns. Ich weiß, wo er lebt. Ich habe mich über ihn erkundigt. Er ist verheiratet, seine Frau heißt Sheila, und die beiden wohnen im Londoner Süden. Ich kann mir vorstellen, dass er nach Hause gefahren ist, um dort seine Wunden zu lecken. Und dabei werden wir ihn stören.«
Vier Augenpaare schauten die Frau an. Es war niemand da, der einen Kommentar abgab. Man überlegte, man fühlte sich unwohl, bis auf einen. »Ich«, flüsterte Archie Smith, »ich habe noch eine besondere Rechnung bei ihm offen.« Er streckte seine Faust vor. »Deshalb bin ich für deinen Plan, Ellen. Wir ziehen das durch, und zwar mit allen Konsequenzen. Auf mich kannst du dich verlassen.«
»Super, Archie. Und was ist mit euch?«
Lange zögerten die drei Bandenmitglieder nicht. Sie wussten auch, dass ihnen nichts anderes übrig blieb, und deshalb waren sie einverstanden, was sie durch ihr Nicken andeuteten.
»Wann soll das passieren?«
»Noch in dieser Nacht, Clint.«
»Ach. Du… ähm… ich meine, wir sollen noch in dieser Nacht zu ihnen fahren?«
»So hatte ich mir das gedacht.«
»Und was passiert dann? Hast du schon einen Plan?«
In die Augen der Frau trat ein bestimmter Glanz, vor dem man sich fürchten konnte. »Dann«, sagte sie mit einem bestimmten Tonfall in der Stimme, »werden sich einige wundern, dass man bestimmte Dinge mit uns einfach nicht machen darf. Das lassen wir uns nicht gefallen, und wir werden dabei in Tobys Sinne handeln.«
Darauf hatten die männlichen Mitglieder gewartet. Sie waren zufrieden. Zuerst nickten sie. Danach hoben sie die Arme und klatschten sich gegenseitig ab. Wie eine Gruppe Verschworener, die nichts mehr zu verlieren hatte…
***
Bill Conolly stellte die Dusche ab, die er ausgiebig benutzt hatte. Dabei war ihm die Uhrzeit egal. Er hatte sich einfach frisch machen müssen, und er dachte dabei nicht nur an die körperliche Säuberung, sondern auch an die seelische.
Er glaubte zumindest daran, dass das Wasser einen Teil seiner Probleme weggespült hatte. Jedoch nicht alle. Er wusste, dass
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