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1277 - Nachricht aus Gruelfin

Titel: 1277 - Nachricht aus Gruelfin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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der Meister des Lupicran-Kults trieb keinen Scherz mit ihm. Keltraton schien es sogar, daß er ihn noch nie so ernst wie jetzt gesehen hatte. Er wirkte außerdem viel älter als sonst - als wäre er in den letzten beiden Tagen, in denen Keltraton ihn nicht gesehen hatte, um Jahre gealtert.
    „Die Zeit wird knapp, Ganjo", mahnte die stets ein wenig monoton klingende Stimme von Keltratons persönlichem Servo.
    Keltraton seufzte.
    „Gestatten Sie, daß ich mich fertig herrichte, während wir miteinander reden?" fragte er den Meister.
    Er wartete die Antwort nicht ab, sondern schminkte sich weiter. Das war vielleicht nicht besonders höflich gegenüber dem Meister des Lupicran-Kults, aber er stand unter Zeitdruck.
    Während er sich im Feldspiegel musterte, dachte er an die vergangenen drei Jahre zurück.
    Der Meister hatte es damals tatsächlich fertiggebracht, zwischen zwei Männern mit so grundverschiedener Mentalität zu vermitteln, wie Keltraton und Tarjighon es waren.
    Vielleicht hatte es aber daran gelegen, daß Tarjighons brennender Ehrgeiz und sein skrupelloser Egoismus durch den langen Krieg abgemildert worden waren. Jedenfalls hatten er und Keltraton sich damals darauf geeinigt, den Krieg zu beenden, gemeinsam die Wunden zu schließen, die der Krieg geschlagen hatte und sich nach Ablauf von drei Jahren allen erwachsenen Cappins, einschließlich der Wesakenos, in einer allgemeinen freien Wahl zu stellen.
    Alle Bedingungen dieses Abkommens waren peinlich genau eingehalten worden - auch von den Wesakenos, die sich anfangs dagegen gesträubt hatten.
    Gestern waren die Wahlen abgeschlossen worden.
    Mit großer Mehrheit hatten sich die Cappins für Keltraton entschieden. Heute sollte er in sein Amt als Ganjo eingeführt werden.
    Zum erstenmal, seit die CAPPINASCH auf Hätvrinssan gelandet war, würde er das Schiff verlassen und in den Regierungspalast einziehen, in dem einst auch Ovaron residiert hatte.
    Keltraton beendete die Schminkprozedur, hängte sich den leichten Umhang über die Schultern und legte das einzige Schmuckstück an, das er als Ganjo von Gruelfin tragen würde: eine Nachbildung des eiförmigen „Medaillons", das einst von Ovaron an einer dünnen Kette auf der Brust getragen worden war.
    Inzwischen wußte Keltraton auch, daß es damals bei Ovaron kein Medaillon und auch kein anderes Schmuckstück gewesen war, sondern ein Zellaktivator - und er hatte auch erfahren, daß Ovaron vor rund 60 Jahren gestorben war, weil sein Zellaktivator nach und nach versagt hatte. Warum er versagt hatte, ließ sich nicht mehr ermitteln. Aber er mußte ab und an immer noch für kurze Zeiten funktioniert haben, so daß Ovaron ihn bis zu seiner Sterbestunde trug.
    „Fertig!" sagte Keltraton zum Meister des Lupicran-Kults.
    „Ich habe ein Double für Sie herrichten lassen, Ganjo", sagte der Meister. „Vielleicht wäre es besser, dieses Double auftreten zu lassen."
    „Ein Double?" entrüstete sich Keltraton, „Erwarten Sie allen Ernstes, ich würde es zulassen, daß statt meiner ein Double ins Amt des Ganjos eingeführt wird?"
    „Nein", gab der Meister zu. „Aber ich wollte Ihnen wenigstens diese Möglichkeit anbieten. Bedenken Sie bitte, daß es keinen absolut sicheren Schutz vor einem Attentat gibt, Ganjo!"
    „Das ist mir klar", gab Keltraton zurück. „Aber wie könnte ich jemals mit ganzer Kraft meinem Volke dienen, wenn ich aus Furcht vor ihm ein Double zur Amtseinführung schickte?"
    „Könnten Sie tot Ihrem Volk besser dienen?" fragte der Meister zurück.
    Keltraton stutzte und musterte das Gesicht des Meisters intensiver als zuvor.
    Eine dunkle Ahnung nahen Unheils beschlich ihn.
    Kannte der Meister des Lupicran-Kults die Zukunft? Wußte er etwas darüber, was in den nächsten Stunden geschehen würde? Wußte er vielleicht sogar, daß ein Attentat auf ihn, Keltraton geplant war?
    „Werde ich sterben?" fuhr es ungewollt aus ihm heraus.
    „Wir alle sterben einmal", erklärte der Meister.
    „Das weiß ich", gab Keltraton ärgerlich zurück. „Aber wissen Sie etwas darüber, wann ich sterbe?"
    „Nein", antwortete der Meister. „Aber ich weiß, daß Sie nicht früher sterben werden als ich, Ganjo."
    Keltraton lachte erleichtert.
    „Dann habe ich ja noch viel Zeit", erklärte er. „Sie sehen jedenfalls noch sehr gesund und rüstig aus, Meister." Er warf einen Blick auf die Zeitanzeige. „Ich muß gehen.
    Begleiten Sie mich?"
    „Ja, gern", antwortete der Meister.
    Eine halbe Stunde später schritten

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