1278 - Das Mord-Gespenst
standen einige Fahrzeuge. Sie parkten kreuz und quer. Stimmen aus Funkgeräten erreichten meine Ohren. Ein Leichenwagen war auch schon herangerollt.
Ich blieb dort stehen, wo der Kollege noch auf dem Boden lag. Man hatte den leblosen Körper abgedeckt. Der zweite Tote war im Gefangenentransporter gefunden worden.
Man kannte mich, man schaute mich an, aber niemand sprach mit mir. Froggs raue Stimme war nicht zu überhören. Ich ging die paar Schritte zu ihm und tippte ihm auf die Schulter.
Etwas zornig drehte er sich um.
»Hallo, Frogg!«
»Sinclair…«
»Warum so verächtlich?«
»Sie wissen doch, was ich von Ihrem Job halte. Geister jagen und so einen gequirlten Mist…«
»Wenig Geister, Frogg, auch andere. Oft Psychos. Sie verstehen sicher, was ich meine.«
Frogg winkte ab. Er war ein uneinsichtiger Mensch, und das würde sich auch nicht ändern. Frogg gehörte zu den Leuten, die der liebe Gott beim Wachstum etwas vernachlässigt hatte. Er war klein, krummbeinig und trotzdem ziemlich kräftig. Er sah immer aus, als wollte er gleich durchstarten, egal, ob es nun ein Ziel gab oder nicht. Frogg litt unter Bluthochdruck. Deshalb war sein Gesicht auch immer so stark gerötet. Das dunkle Haar auf seinem Kopf ließ sich nur schwer bändigen. Seine Augenbrauen hatten allerdings eine graue Farbe angenommen, was andere zu der Behauptung verhalf, dass sich Frogg die Haare färbte oder sogar eine Perücke trug. Offen ins Gesicht wagte ihm das niemand zu sagen. Aber mich störte weniger, wie er aussah, ich fand seine ganze Einstellung mir gegenüber nicht gut. Nur war es ihm nicht beizubringen, dass er meinen Standpunkt akzeptierte.
»Der Mörder ist verschwunden. Keine Spur von ihm, Sinclair.«
»Ja«, sagte ich, »das müssen wir akzeptieren. Aber was ist mit den Gefangenen?«
»Weg. Das wissen Sie doch.«
»Dann hat der Mörder sie befreit.«
»Richtig, ein Mörder, Sinclair, und kein Geist.«
»Ich habe auch nicht von Geistern gesprochen. Gab es denn Zeugen, die etwas gesehen haben?«
»Keine!«, quetschte er hervor. »In dieser Gegend schläft man um diese Zeit.«
»Und was gab es sonst noch für Auffälligkeiten?«
Frogg wollte zunächst nicht mit der Sprache heraus. Er schaute mich länger an als gewöhnlich, dann sagte er mit leiser Stimme: »Die Leichen waren kalt, sehr kalt sogar.«
»Also kälter als gewöhnlich? Von einer Totenstarre kann man da nicht sprechen?«
»Ja, so ist es. Keine normale Totenstarre. Sie fühlten sich an, als wären sie erst kurz zuvor aufgetaut worden.«
»Was sagt der Arzt?«
Frogg knirschte leicht mit den Zähnen. »Er hat zugeben müssen, dass er vor einem Rätsel steht. Medizinische Erklärungen konnte er auch nicht geben.«
»Dachte ich mir.«
»He, wieso? Wissen Sie mehr?«
»Nein, Mr. Frogg, leider nicht. Ich wollte, ich würde mehr wissen. Aber ich mache mir schon Gedanken über den Mörder, das können Sie mir glauben.«
Frogg kniff die Augen zu Schlitzen zusammen. »Moment mal, Sinclair, was heißt das denn?«
»Wieso?«
»Sich Gedanken über den Mörder zu machen. Das hört sich an, als würden Sie ihn kennen.«
»Nein, ich kenne ihn leider nicht.« Er blieb am Ball. »Aber Sie haben einen Verdacht?«
»Ja, den habe ich.«
»Und?«
Ich lächelte Frogg schief ins Gesicht. »Man sollte einen Verdacht nicht zu früh aussprechen, Kollege. Außerdem würde es Ihnen schwer fallen, mir zu glauben.«
Über sein Gesicht huschte der Schein eines Blaulichts und ließ die Haut ungewöhnlich wächsern wirken. »Wieder ein Geist?«
»Sie werden lachen, aber in diesem Fall könnten Sie sogar Recht haben.«
»Ach…«
Ich gab ihm keine weiteren Erklärungen, doch meine Gedanken drehten sich um den Massenmörder und dessen Fanclub. Man konnte diese beiden Morde auch als Rache aus dem Jenseits ansehen. So etwas gab es. Das hatten wir schon öfter erlebt. Trotzdem blieb es für mich ein Rätsel. Eines allerdings stand fest. Der Killer hatte sich voll und ganz auf die Seite des Bösen gestellt. Ein möglicherweise aus der Hölle befehligter Geist, der nie Ruhe finden würde.
Das alles war möglich, aber ich musste das erst mal auf mich zukommen lassen und Beweise in die Hände bekommen. Ich würde es durchdenken müssen, und ich brauchte Zeugen, die sich auskannten. Sie zu bekommen würde schwer genug sein, denn die Mitglieder des Fanclubs waren frei und würden sich versteckt halten.
Mir war auch nicht bekannt, weshalb sie sich auf seine Seite stellten und was
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