Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

1278 - Der Elfahder

Titel: 1278 - Der Elfahder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
wenigen Augenblicken wieder verschwunden. Nur eine kleine, gelbe Dampfwolke blieb übrig und trieb langsam an der Wand des Tales entlang.
    Volcayr blickte ihr nachdenklich hinterdrein. Hier wurde mit Mitteln gearbeitet, die er nicht begriff. Was er zu sehen bekam, waren keineswegs nur Projektionen. Die gelbe Wolke bewies es. Hier wurde in die Wirklichkeit eingegriffen und eine Pararealität erzeugt, die spürbare und bleibende Wirkungen hinterließ. Wer sich auf das Spiel des Lebens einließ und glaubte, er habe es bei den Dingen, die ihn bedrohten, nur mit imaginären Gefahren zu tun, der riskierte Kopf und Hals.
    Nachdem auch der gelbe Dampf sich verflüchtigt hatte, wurde im Tal eine schimmernde Kuppel sichtbar. Sie mochte einen Durchmesser von einhundert Metern besitzen und ragte etwa dreißig Meter über dem Talboden auf. Etliche Fahrzeuge standen davor geparkt.
    „Das ist Demeno Kais Studio", sagte Kuursen Ton.
    Der Gleiter kippte nach unten. Kurze Zeit später landete er vor der Wand der Kuppel, die aus silbern schimmernder, undurchsichtiger Formenergie bestand. Der Planform-Achitekt legte offenbar Wert darauf, mit den Unbilden des Wüstenklimas nicht unnötig konfrontiert zu werden. Aus der silbernen Wandung schob sich ein Gebilde, das einem Schlauch glich, und legte sich so über die Hülle des Fahrzeugs, daß das Luk bedeckt war. Kuursen Ton stieg als erster aus. Volcayr folgte ihm. Sie traten durch eine Schleuse und befanden sich unmittelbar darauf in einer von technischem Gerät und wilder Hektik beherrschten, jedoch angenehm kühlen Umgebung.
    Im Zentrum der Kuppel befand sich eine mächtige Kommandokonsole, die der zentralen Kontrollanlage eines Raumschiffs nicht unähnlich sah. Hinter der Konsole, deren Oberkante knapp einen Meter über dem Boden liegen mochte, tobte ein Wesen, bei dessen Anblick Volcayr seinen Sehorganen nicht trauen wollte. Es war ohne Zweifel ein Ophaler; die Organtrauben am Schädel und die phantastisch bunte Kleidung bewiesen das. Aber dieser Ophaler war zweieinhalb Meter groß! Seine zwölf Tentakelarme waren in unaufhörlicher Bewegung; wie Peitschen fuhren sie durch die Luft. Aus dem Sprechknorpel am Hals flossen unaufhörlich Worte in diskordantem Singsang.
    „Welcher Idiot hat mir den Hügel da drüben zu früh aufgebaut? Nein, mein Liebling, der Drache kommt erst später, viel später! Marrsel, du einfallsloser Tropf - das Feuer hat grün zu leuchten, verstehst du: Grün!?
    Zwei Armpaare fuhren zu einer Geste der Verzweiflung in die Höhe.
    „Bei allen Toren von Siom Som", jammerte das Wesen, „wo habe ich es verdient, mich mit einer derart inkompetenten Mannschaft abplagen zu müssen?"
    Das, entschied Volcayr, war Demeno Kai, der Künstler. Er trug ein Gewand, das aus schreiend bunten Drei-, Vier- und Fünfecken zusammengesetzt war. Es drapierte sich um die schmalen Schultern und fiel frei fließend bis zum Boden herab. Der Schiedsrichter mochte Volcayrs Verwunderung empfunden haben.
    „Er ist der Ansicht, daß der Regisseur über allem stehen müsse", sagte er. „Deswegen bewegt er sich auf robotischen Stelzen."
    Die Zentralkonsole war von einem kreisförmigen freien Raum umgeben. Jenseits der offenen Fläche reihten sich die Schalt- und Kontrolleinheiten der untergeordneten Kulissenbauer aneinander. Die Mannschaft, über deren mangelnde Kompetenz Demeno Kai sich soeben lauthals beschwert hatte, bestand nach Volcars Schätzung aus mehr als zweihundert Wesen unterschiedlichster Gestalt. Was die Galaxis Siom Som an intelligenten Spezies zu bieten hatte: Eine jede schien einen ihrer Vertreter hierher geschickt zu haben, damit er dem Planform-Achitekten diene. Geschöpfe aller Formen und mit verschiedenen Graden der Beweglichkeit eilten, glitten, stelzten, rollten und rutschten hin und her. Ein vielfältiges Stimmengewirr erfüllte die Luft innerhalb der Kuppel.
    Ein desorganisierteres Unternehmen hatte Volcayr sein Lebtag lang noch nicht gesehen.
    Die Kuppel erschien auf den ersten Blick von innen her durchsichtig. Rasch jedoch bemerkte der aufmerksame Beobachter, daß er in Wirklichkeit auf eine Reihe großer Videoflächen blickte, auf denen Demeno Kai den Fortschritt seines Projekts unter allen nur denkbaren Blickwinkeln und Perspektiven verfolgen konnte. Auf den Bildebenen erschienen neue Landschaften im Handumdrehen und verschwanden ebenso schnell wieder. Feuerspeiende Ungetüme brausten dem Beobachter entgegen und lösten sich im letzten Augenblick in Nichts auf.

Weitere Kostenlose Bücher