1278 - Der Elfahder
„verringert sich für uns die Notwendigkeit, mit dir zu einer Einigung zu kommen. Alle Welt setzt noch immer auf deinen Sieg. Wir wären unserer Sache gern sicher gewesen. Deswegen haben wir versucht, mit dir Verbindung aufzunehmen. Aber wir geben uns auch mit einer Chance von achtzig zu zwanzig zufrieden."
„So gering beurteilt ihr meine Aussichten?" fragte Volcayr.
„So gering", bestätigte Salov. „Du weißt natürlich inzwischen, wer deine Gegner sein werden."
„Ich weiß es nicht; deswegen wollte ich es von dir erfahren. Aber man hat mich in allen Einzelheiten nach den Gorims ausgefragt, die sich Vironauten nennen. Daher nehme ich an, daß ich gegen sie werde kämpfen müssen."
„Du nimmst richtig an", sagte der Koordinator. „Der Panish Panisha heckt eine Intrige aus, mit der er die Gorims nach Mardakaan locken will..."
„Sie sind nach Siom Som eingedrungen?" fragte Volcayr überrascht.
„Einige von ihnen befinden sich in der Nähe. Sie suchen nach ihren Artgenossen, die sich in der Hohen Schule von Mardakaan aufhalten und bereits die Titel von Shana erlangt haben. Graucum wird zulassen, daß die Gorims, die sich in Siom Som aufhalten, von den Shana erfahren. Das wird sie nach Mardakaan locken, wo man sie dann - mit welchen Vorspiegelungen auch immer - zur Teilnahme am Spiel des Lebens bewegen kann."
Volcayr hatte den Koordinator ungestört ausreden lassen, obwohl er durch seine Mitteilung in höchste Erregung versetzt worden war. Gorims auf Mardakaan! Er spürte, wie sein Zorn zurückkehrte. Den Gorims verdankte er die Erniedrigung, die ihm auf dem Jahrmarkt von Cepor widerfahren war. Sie waren Spötter und Lästerer, Zweifler an der Lehre des Kriegers. Einem von ihnen war sogar das Unglaubliche widerfahren, daß er die Faust des Kriegers, das Symbol der Autorität, verloren hatte! Solche Kreaturen studierten auf der Hohen Schule von Mardakaan, auf der Upanishad am Nordpol, die von Graucum geleitet wurde? Und nicht nur das: Sie hatten die ersten drei Stufen der Ausbildung bereits erklommen und den Rang von Shana erlangt?
„Wie kann es sein", fragte Volcayr und gab sich Mühe, seine Erregung zu zügeln, „daß Gorims die Hohe Schule besuchen dürfen?"
„Sie haben sich an früheren Spielen des Lebens beteiligt und sind Sieger geblieben", antwortete Salov. „Daher rührt auch unsere Wahrscheinlichkeitsrechnung, daß du gegen die Gorims, die Graucum nach Mardakaan lockt, nicht bestehen wirst."
In Volcayr erwachte der Trotz.
„Das werden wir sehen", sagte er. „Was weißt du davon, wie die Elfahder kämpfen?"
„Nichts", gab Salov bereitwillig zu. „Unsere Berechnungen erfolgen auf der Basis von Daten, die in einem großen Computersystem gespeichert sind. Persönliche Beobachtungen spielen dabei keine Rolle. Wenn wir eine anständige Wahrscheinlichkeitsrechnung aufstellen wollen, brauchen wir dazu objektive Informationen."
„Dein Computer", höhnte Volcayr, „hat er schon einen Elfahder kämpfen sehen?"
„Es ist nicht mein Computer", klärte der Koordinator ihn auf. „Es ist Graucums Analysesystem. Um deine Frage zu beantworten: Ja, es hat schon Hunderte von Elfahdern beim Kampf beobachtet. Die ältesten Daten reichen Jahrtausende weit zurück."
„Dennoch...", beharrte Volcayr, aber Salov schnitt ihm kurzerhand das Wort ab.
„Wir haben keine Zeit zum Debattieren", sagte er. „Demeno Kai und der Schiedsrichter werden mißtrauisch werden. Ich habe dir ein Angebot gemacht. Du hast es abgelehnt. Es ist denkbar, daß du es dir in Zukunft noch einmal anders überlegen möchtest. Dann wende dich an die Gilde der Spielmacher. Wir sind leicht zu erreichen."
Er wandte sich um und schritt in die Höhle hinein. Wenige Sekunden später war er in der Dunkelheit des Hintergrunds verschwunden. So verblüfft war Volcayr über seinen plötzlichen Abschied, daß er nicht versuchte, ihn aufzuhalten. Immerhin hätte er doch erfahren mögen, auf welche Weise er die Gilde erreichen könnte.
Nachdenklich ließ er den Hügel hinter sich zurück und ging mit langsamen Schritten das Tal entlang. Das Gespräch mit dem Koordinator hatte ihm viel zu denken gegeben. Ein Plan formte sich in seinem Bewußtsein. Seine innere Ausgeglichenheit war dahin. Die Selbstverständlichkeit, mit der die Gilde von seiner Niederlage beim bevorstehenden Spiel des Lebens sprach, rührte an seinem Stolz. Die Siegeschancen eines elfahdischen Kämpfers ließen sich nicht von Computern berechnen. Der Kampfwert eines Elfahders
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