1278 - Der Elfahder
schien aus dem Spruch hervorzugehen, gewissermaßen als Ersatz ein lokales, interstellares Netz, dessen Zugänge womöglich mit den Heraldischen Toren von Siom Som identisch seien. Von Seiten der LASHAT hatte man der LOVELY BOSCYK die Koordinaten Mardakaans übermittelt und war mit Roi Danton übereingekommen, daß als nächstes Ziel die Eastside angeflogen werden müsse.
Der Funkaustausch schien trotz heftiger Störungen im psionischen Äther erfolgreich gewesen zu sein.
Am 9. August 429 meldete sich die LOVELY BOSCYK bei der EXPLORER und kündigte ihre Ankunft im Verlauf der nächsten drei Stunden an.
Das Unternehmen der Vironauten, bisher fast ohne Richtung und von den Ereignissen des Augenblicks gesteuert, hatte mit einemmal ein wohldefiniertes Ziel. Es hieß Mardakaan, und die Absicht, die die drei Virenschiffe dorthin trieb, war die Befreiung der Tsunami-Besatzungen, die in der Hohen Schule von Mardakaan gefangen gehalten wurden.
5.
Im Lauf der nächsten Tage besuchte Volcayr, stets in Begleitung des Schiedsrichters Kuursen Ton, zahlreiche weitere Werkstätten bzw. Studios der Planform-Architekten. Er begriff nun, daß Demeno Kai keineswegs das einzige Mitglied seiner Zunft war, wenn er auch derjenige sein mochte, der mit seiner exzentrischen Art am meisten von sich reden machte. Die Architekten betrachteten sich allesamt als begnadete Künstler, aber keiner von ihnen machte darum soviel Aufhebens wie Demeno Kai.
Volcayr lernte auch verstehen, welch gewaltiges Unternehmen die Vorbereitung eines Spiels des Lebens darstellte - um so gewaltiger, als die Spiele jeweils nur Bruchteile eines Mardakaan-Jahrs auseinander lagen. Jedes Spiel setzte sich aus einer Serie von Auslesewettbewerben und dem eigentlichen Entscheidungsspiel zusammen. Die Auslesewettbewerbe waren Vorspiele, die auf Bühnen kleineren Maßstabs abgezogen wurden und dem Zweck dienten, die Spielteilnehmer auszusieben, so daß für das Entscheidungsspiel wirklich nur die Elite übrigblieb.
Es befriedigte Volcayrs Stolz, daß er sich an keinem der Vorspiele würde beteiligen müssen. Der Panish Panisha hatte aufgrund der Vollmacht, die ihm der Krieger Ijarkor verliehen hatte, entschieden, daß der Elfahder ohne weitere Vorprüfung unmittelbar im Entscheidungsspiel eingesetzt würde. Das war nicht mehr, als einem Elfahder von Natur aus zustand. Aber Volcayr hatte seit seinem Abschied aus dem Cepor-System soviel Erniedrigendes erlebt, daß er Graucum für diese Geste dankbar war.
Dessen ungeachtet bestand sein Plan weiterhin. Er würde die Upanishad am Nordpol aufsuchen und Kontakt mit den Gorims aufnehmen, die sich dort dem Studium der Lehre vom Permanenten Konflikt widmeten und bereits den Rang von Shana erreicht hatten.
Was er von ihnen wollte, war dem Elfahder im Augenblick noch nicht klar. Das Gespräch mit Salov hatte einen tieferen Eindruck auf ihn hinterlassen, als er wahrhaben wollte. Er war nach wie vor überzeugt, daß er aus dem Spiel des Lebens als Sieger hervorgehen werde. Aber eine warnende Stimme im Hintergrund seines Bewußtseins versuchte ihm klarzumachen, daß die besten Aussichten auf Erfolg demjenigen zufielen, der sich ausreichend vorbereitet hatte.
Vorbereitung -. das also war der Grund, warum er die Hohe Schule aufzusuchen gedachte. Von den Gorim-Shana konnte er sich Informationen über die Vironauten beschaffen, gegen die er im Spiel des Lebens kämpfen sollte. Er konnte ihre Kampfweise studieren. Vielleicht gelang es ihm sogar, die Shana in einen Kampf zu verwickeln. Das wäre die beste Art, sich vorzubereiten.
Dann bekäme er am eigenen Leib zu spüren, was ihn während des Lebensspiels erwartete.
Daß er gegen das Gebot des Panish Panisha handelte, indem er die Upanishad aufsuchte, verursachte ihm innere Unruhe, aber es brachte ihn nicht von seinem Vorhaben ab. Sein wichtigstes Anliegen war, das Spiel des Lebens siegreich zu bestehen und sich zu rehabilitieren.
Bei Kuursen Ton beschwerte er sich hin und wieder darüber, daß er nun des Reisens zwischen den verschiedenen Schauplätzen des Spieles müde sei und Gelegenheit erhalten möchte, sich auf den Kampf vorzubereiten. Die Antwort des Schiedsrichters war stereotyp, wenn auch in freundlichem Singsang vorgetragen: „Das Gebot des Panish Panisha ist eindeutig: Ich habe dich mit den Schauplätzen vertraut zu machen, bis mir andere Anweisungen gegeben werden. Solche habe ich bis jetzt nicht erhalten, also bleibt uns nichts anderes übrig, als mit den
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