128 - Sohn der Ratten
überrascht.
Kiwibin grinste über das ganze Gesicht. „Sie haben schon richtig gehört, Genosse. Es wurden auf der Erde einige Geschöpfe einer anderen Welt gesichtet. Von wo sie herstammen, das wissen wir noch immer nicht. Wie schon der Name sagt, sind es zweiköpfige Geschöpfe. Ihr richtiges Gesicht tragen sie auf dem Hinterkopf. Es ist vom Haar bedeckt. Und mit dem zweiten Gesicht präsentieren sie sich der Menschheit. Dieses zweite Gesicht können sie beliebig verändern."
„Das ist ja - das ist - ungeheuerlich", stotterte Maslow.
Hätte ihm das ein anderer erzählt, so hätte er kein Wort geglaubt. Doch nachdem diese Aussage von Kiwibin stammte, mußte er es einfach glauben, so schwer es ihm auch fiel.
„Wir wissen, daß es an einigen Orten zu seltsamen Vorkommnissen kam", sprach Kiwibin weiter. „In Brasilien tauchte ein riesiges Geschöpf auf, das jedoch getötet werden konnte. In New York kam es zur Beeinflussung von verschiedenen Leuten, die magische Spiegel gekauft hatten. Und in den vergangenen Wochen kam es zu erbitterten Auseinandersetzungen in Indien. Dort herrscht ein Kampf zwischen zwei religiösen Gruppen. Die einen nennen sich Padmas, die anderen Chakras." „Und was ist mit Dorian Hunter?" fragte Flindt.
Maslow blickte den Dänen gespannt an. Dorian Hunter - diesen Namen hatte Dunja Dimitrow genannt.
„Dorian wurde in Indien gesehen", sagte Kiwibin. „Zusammen mit Coco und Olivaro. Wir haben auch erfahren, daß Unga in Indien gewesen ist. Aber auch er ist spurlos verschwunden."
„Sie wissen also nicht, wo sich Dorian und die anderen befinden, Kiwibin?"
Kiwibin drückte seine Zigarette aus und schenkte sich eine Tasse Tee ein.
„Ein Wodka wäre nicht übel", brummte Kiwibin.
Maslow sprang auf, öffnete ein kleines Kästchen und holte eine halbvolle Flasche Wodka hervor, die Kiwibin mit einem zufriedenen Grunzen begrüßte.
„Wir haben unsere Computer mit allen Daten gefüttert", berichtete Kiwibin weiter, während er sich einen tüchtigen Schluck Wodka in den dampfenden Tee schüttete, „aber die Auswertung ergab nur einige vage Vermutungen, da wir einfach zu wenige Daten haben. Unsere Wissenschaftler sind jedoch zu der Ansicht gelangt, daß die Januswelt eine Art Parallelwelt ist. Und alles deutet darauf hin, daß sich Dorian, Coco und Olivaro im Augenblick auf dieser Welt befinden."
Maslow hatte mit großen Augen zugehört. Jetzt wurde ihm klar, wie wichtig möglicherweise Dunja Dimitrow sein konnte.
„Dann ist Dorian verloren", sagte Abi tonlos und bewegte malmend die Kiefer.
„Vergiß nicht, daß der Dämonenkiller den Ys-Spiegel hat!"
„Darüber wissen Sie auch Bescheid?"
„Wir wissen ziemlich viel, Brüderchen. Immerhin haben wir den besten Geheimdienst der Welt.
Und alles, was Dorian Hunter tut, interessiert uns ganz besonders. Du kannst dir sicherlich vorstellen, welches mulmige Gefühl unsere hohen Herren haben, seit sie von der Existenz der .Janusköpfe wissen. Und nun zu Ihnen, Genosse Maslow. Holen Sie Dunja Dimitrow!"
Maslow gehorchte augenblicklich.
Die Wartezeit benützte Kiwibin, um Abi Flindt über Dunja Dimitrow zu informieren.
Sie standen höflich auf, als Dunja Dimitrow das Zimmer betrat. Das Mädchen sah müde aus. Dunkle Ringe zeichneten sich unter ihren ausdrucksvollen Augen ab.
Maslow stellte Kiwibin und Abi Flindt vor, dann setzten sich alle.
„Sprechen Sie Englisch, Genossin Dimitrow?" erkundigte sich Kiwibin.
Das Mädchen nickte.
„Gut", sagte Kiwibin zufrieden. „Dann werden wir uns in dieser Sprache unterhalten. Bevor wir mit der Unterhaltung beginnen, sagen Sie mir, ob Sie irgendwelche Wünsche haben. Eine Tasse Tee vielleicht? Oder etwas zu essen? Eine Zigarette?"
„Eine Zigarette und eine Tasse Tee, bitte."
Dunja lächelte scheu. Von Kiwibins Freundlichkeit ließ sie sich keine Sekunde täuschen. Der Mann war äußerst gefährlich und konnte sicherlich ziemlich brutal werden.
Maslow schenkte den Tee ein, und Abi gab ihr eine Zigarette. Dunjas Finger zitterten leicht. Sie inhalierte den Rauch tief, nickte Abi freundlich zu und sah der Rauchwolke nach. Dann wanderte ihr Blick wieder zu Abi, der sie aufmerksam betrachtete. Der junge Däne gefiel ihr. Deutlich war ihm anzusehen, daß er eben eine schwere Krankheit überstanden hatte und noch immer nicht ganz auf den Beinen war.
„Dorian Hunter ist mein Freund", sagte Kiwibin.
Dunja verschluckte sich fast am Tee.
„Wann haben Sie Dorian kennengelernt, Genossin?"
Dunja
Weitere Kostenlose Bücher