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1280 - Der Engel und sein Henker

1280 - Der Engel und sein Henker

Titel: 1280 - Der Engel und sein Henker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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würde kommen, das stand fest. Ich brauchte nur abzuwarten, bis der Geist sich aus der Wand löste. Davon war ich fest überzeugt. Er würde es schaffen, und er würde dabei eine stoffliche Gestalt annehmen. Was dann passierte, dafür konnte ich keine Garantie übernehmen. Mit seinem Beil war er unberechenbar und tödlich. Er würde sich nicht nur auf Lavinia konzentrieren, sondern auf uns alle. Da hätte er ein Blutbad anrichten können.
    »Ich will euch keinen Rat geben, aber ich tue es trotzdem«, sprach ich Craig Logan an. »Es wird am besten sein, wenn ihr verschwindet. Und das so schnell wie möglich. Denn es ist…«
    »Hör nicht auf ihn!«, kreischte Richie los. »Der will nur seine verdammte Haut retten. Der hat doch Schiss. Ich glaube den ganzen Quatsch hier sowieso nicht. Wer weiß, was mit der Wand passiert ist. Das können Farben sein, die plötzlich anfangen zu leuchten. Ja, so etwas gibt es doch.« Richie hatte sich in Rage geredet. Er schaute uns an, er verlangte förmlich, dass wir nickten und ihm zustimmten, doch selbst seine Kumpane taten es nicht. Sie standen auf der Schwelle und sahen unschlüssig aus.
    »Ihr seid doch Feiglinge, verdammt! Ich werde euch zeigen, dass alles Mist ist.« Richie wollte es sich und uns beweisen. Mit einer wütenden Bewegung stampfte er los. Sein Blick war auf die Wand gerichtet. Der Henker war sein Ziel. Er baute sich vor der Wand auf, er hörte auch nicht auf meine laut gerufenen Warnungen. Richie benahm sich wie ein Kasper. Er reckte dem Henker das Kinn entgegen. Er hob die Arme. Er winkte ihm zu. Er wollte ihn locken, auslachen und verspotten.
    Das konnte nicht gut gehen.
    Ich wollte zu ihm und ihn da wegholen. Mittlerweile hatte sich die Atmosphäre des Bösen verdichtet. Man brauchte noch nicht mal besonders sensibel zu sein, um sie zu spüren.
    Einen Schritt weit ließ mich Craig Logan kommen. Dann lief ich gegen die Mündung des Revolvers.
    »Keine Panik, Bulle!« zischte er mir ins Gesicht. »Wir haben alles im Griff.«
    Ich drückte meinen Kopf zurück. »Nein, das habt ihr nicht. Die andere Seite ist zu stark.«
    »Rede doch keinen Mist. Wir wissen genau, was Sache ist. Das Bild ist zwar komisch und auch nicht zu erklären, aber ich glaube dir nicht, dass wir einen Geist vor uns haben.«
    »Gut. Ich habe euch gewarnt.«
    Richie scharfes Lachen störte alles. Der Mann schüttelte den Kopf, als er auf das Bild in der Wand schaute. Dann deutete er nach vorne. »Entweder bin ich besoffen oder der bewegt sich wirklich. Das ist einfach fett und…«
    »Weg von der Wand!«, schrie ich.
    Er hörte nicht. Richie war fasziniert. Er musste einfach hinschauen. Er war begeistert, und er hatte Recht. Der Henker mit dem mörderischen Beil bewegte sich tatsächlich.
    Er kam aus der Wand.
    Ein eiskalter Hauch traf uns.
    Auch Richie wurde erwischt.
    Nicht nur von diesem Hauch, sondern auch von dem mörderischen Beil, das der Henker in seinen Kopf schlug…
    ***
    Es war eine Szene, die durch das Entsetzen diktiert wurde. Keiner von uns konnte es so recht begreifen. Richie, der auf seinen Füßen stand, sah aus wie ein Opfer aus einem Horrorfilm. Blut sicherte aus dem Spalt im Kopf, es breitete sich fadenförmig aus, und dieser verfluchte Henker war wieder abgetaucht.
    Er hatte uns eine grauenhafte Wahrheit hinterlassen, über die sich die Zeugen erst noch klar werden mussten, denn was da geschehen war, das war unglaublich.
    Es waren auch nur Sekunden vergangen. Trotzdem kam mir die Zeit wesentlich länger vor. Alles war anders geworden und lag unter dem Tuch des Schreckens verborgen.
    Und Richie stand noch immer auf den Beinen. Er wirkte wie eine Gestalt, die sich nicht entscheiden konnte, was sie überhaupt machen sollte.
    Dann kippte er plötzlich um.
    Einfach so. Als hätte man ihm die Beine unter dem Körper weggeschlagen. Er fiel wie ein Brett zur Seite, schlug mit der rechten Schulter auf und drehte sich dann auf den Rücken.
    So blieb er liegen!
    Fatty fing an zu lachen. Es war kein normales Gelächter, sondern ein schrilles Glucksen, komisch anzuhören. Es hätte auch von einem Tier stammen können.
    »Halts Maul!«, brüllte Logan, der dieses Lachen nicht mehr mitanhören konnte.
    Fatty verstummte. Er schüttelte den Kopf und deutete mit einer Hand auf den liegenden Richie, um dessen Kopf sich allmählich herum eine Blutlache ausbreitete.
    Damit hatte keiner von uns gerechnet. Möglicherweise Lavinia Kent, und auch ich hatte mir meine Gedanken gemacht, aber die drei

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