Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
1281 - Der dreifache Tod

1281 - Der dreifache Tod

Titel: 1281 - Der dreifache Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
sein.
    Die anderen beiden Meister hatten sich nicht vom Fleck bewegt. Sie würden erst später eingreifen.
    Als Zeitpunkt hatte sich Tiger den frühen Abend ausgesucht, denn da wollte er mit ihnen die zahlreichen Wäschereien besuchen und den Mitarbeitern erklären, dass er der neue Chef war. Die Drei würden mitkommen, um jeden Widerstand sofort zu ersticken.
    Bei Amira blieb er stehen. Er schaute in das Gesicht der Frau hinein. Hätte man ihn gefragt, er hätte es als hässlich bezeichnet, aber das behielt er für sich.
    Er lächelte sogar.
    Das Lächeln wurde nicht erwidert. Nur das kalte Augenpaar schaute ihn an. So wie diese Augen sahen auch die von Toten aus, und plötzlich begann Tiger zu frösteln, wenn er daran dachte, was passieren würde, wenn er die drei dämonischen Meister zum Feind hatte.
    Daran wollte er lieber nicht denken. Mit schnellen Schritten verließ er den Anbau und war froh, wieder in seinem Büro zu sein. Er hatte dort einiges hingestellt, was zur Ausrüstung gehörte, nur sollte der Arbeitsbetrieb erst später aufgenommen werden. Er selbst würde sich kaum darum kümmern. Das erledigten die Leute, die auch für den Alten schon gearbeitet hatten und jetzt auf seiner Seite standen. Sie hatten sehr wohl bemerkt, wer hier das Sagen hatte.
    Es klopfte gegen die Tür.
    Tiger, der vor einem Wandspiegel gestanden und sich betrachtet hatte, drehte sich unwirsch um. Er war mit seinem Spiegelbild nicht mehr zufrieden gewesen. Zu tiefe Falten und Schatten hatten sich um seine Augen herum eingegraben. Die Haut hatte ihre Straffheit verloren. Man merkte ihm den Stress an.
    Erneutes Klopfen.
    »Ja, komm rein.«
    Ein Halbchinese betrat das Büro. Er hieß Jacob Tschu und war so etwas wie der Buchhalter des Alten gewesen. Ein kleiner Mann mit dickem Kopf, aber sehr feinen Händen.
    »Was willst du?«
    »Da war Besuch für dich!«
    »Ach ja, wer wollte denn was?«
    »Ein Chinese.«
    »Scheiße. Gib eine vernünftige Antwort. Hat er keinen Namen gesagt?«
    »Nein.«
    »Und du hast ihn auch nicht gefragt - oder?«
    »Doch.«
    »Und was sagte er dann?«
    »Er würde noch mal kommen.«
    Tiger stand auf der Stelle und nagte an seiner Unterlippe. Ein Besucher, der kam und rasch wieder verschwand, wäre im Prinzip nicht so tragisch gewesen. Zumindest nicht im Normalfall. Der aber war hier noch längst nicht eingetreten. Genau deshalb nahm er die Meldung nicht auf die leichte Schulter.
    Jacob stand da in einer recht unterwürfigen Haltung und wagte nicht, ein Wort zu sagen. Er lauerte auf eine Bemerkung des Tigers. Die ließ nicht lange auf sich warten.
    »Kannst du ihn mir beschreiben?«
    »Ich versuche es.«
    »Ja, das hoffe ich.«
    Jacob gab sich Mühe. Der Tiger hörte gespannt zu, und noch während er sich auf die Beschreibung konzentrierte, dachte er darüber nach, ob er diesen Mann schon mal gesehen hatte oder nicht.
    »Mehr kann ich nicht sagen. Ich meine, er sah ziemlich kräftig aus.«
    »Ja, gut. Und du würdest ihn erkennen, wenn er noch mal hier auftaucht?«
    »Sicher doch.«
    Tiger strich sein schwarzes Haar zurück, das er recht lang hatte wachsen lassen. »Gut, dann zieh dich wieder zurück und schau in die Unterlagen.«
    »Danke, das werde ich.« Jacob drehte sich, ging - und zog sein Bein wieder zurück.
    »Ist was?«
    »Nein, nein, ich dachte nur.«
    »Was dachtest du?«
    Jacob Tschu lächelte. »Tut mir Leid, ich habe mich wohl geirrt. Ich dachte für einen Moment, von etwas berührt worden zu sein. Schönen Tag noch, Chef.«
    Tiger Dschingis gab keine Antwort. Er schaute zu, wie Jacob die Tür schloss und nahm hinter dem Schreibtisch Platz. Die letzten Worte des Mannes wollten ihm nicht aus dem Kopf, und er merkte plötzlich, dass sich eine kalte Haut auf seinen Rücken legte…
    ***
    Shao hatte Recht. Sie musste es wissen, denn sie hatten ihn schließlich gesehen. Und jetzt stand er ihr zum zweiten Mal gegenüber. Er war so plötzlich aufgetaucht, wie hergebeamt, aber wir befanden uns hier nicht in einer Star Trek-Szene, sondern in der Wirklichkeit, die oft genug so überraschend und schlimm sein konnte, dass sie alles andere übertraf, selbst die kühnsten Träume der Filmschaffenden.
    Es war sehr still geworden. Noch stiller als zuvor. Diese berühmte Spannung war fast körperlich spürbar, aber diese Ruhe hielt nicht lange an, denn sie wurde unterbrochen vom Jammern eines gebrochenen Menschen. Der alte Mr. Wash litt wie ein Hund in der Hitze. Er hatte nicht nur den Kampf verloren, sondern

Weitere Kostenlose Bücher