1282 - Sprung zum Dreiecksnebel
das Inertfeld sein mußte, so etwas wie eine Kontrollwand darstellte, denn auf sie waren eine Anzahl Schaltkonsolen projiziert.
„Nicht bewegen!" flüsterte Saylidy.
Ich und meine Söhne, wir erstarrten förmlich.
Aus den Augenwinkeln sah ich, daß meine Enkelin ein unterarmlanges, brettförmiges schwarzes Objekt aus der Seitentasche ihres terranischen Gravo-Paks hervorzog. Es war nur fingerdick und enthielt eine Menge leuchtende Sensorpunkte, Kreise und Symbole.
Etwas zwitscherte.
Es war ein elektronisches Zwitschern. Woher hätte hier auch ein Vogel kommen sollen!
Das ist der Syntron! sagte mir eine innere Stimme. Er hat Verdacht geschöpft und gibt nur deshalb keinen Alarm, weil ihr nicht auf normalem Weg hereingekommen seid und weil es zu seinem Speicherwissen gehört, daß Unbefugte sich nicht mit Hilfe des von ihm kontrollierten Teleport-Systems Zutritt verschaffen dürfen.
Mir wurde einiges klar.
Der Syntron hätte zweifellos unsere Identifikation verlangt, sobald wir aktiv geworden wären. Solange wir uns passiv verhielten, hinderte ihn seine Programmierung daran.
Darum hatte Saylidy uns befohlen, uns nicht zu bewegen. Sie hatte schon ein schlaues Köpfchen. Aber von wem schon!
Das Zwitschern verstummte, nachdem Saylidy mit den Fingerspitzen rasend schnell über die Sensorpunkte ihrer Schaltleiste geglitten war.
Zwischen uns und dem Inertfeld baute sich eine Holoprojektion auf. Sie zeigte eine Kugel aus grauem, mattglänzendem Material, die vor dem Hintergrund der Sterne im All schwebte.
Der geostationäre Satellit des Teleport-Systems!
Rings um die Kugel zog sich ein doppelhelixförmiger Wulst, der strahlend hell leuchtete, die Hauptantenne des Satelliten.
Eine zweite Holoprojektion baute sich auf.
Sie stellte einen Planeten dar - Arkon I-, um den sich ein dichtes, silbrig schimmerndes Netz spannte (die abstrakte Darstellung des rings um Arkon Igerafften und geordneten Psi-Netzes).
Ein heller Pfeifton klang auf, schwoll an und erlosch wieder.
„Alles in Ordnung", konstatierte Saylidy.
Mir brach nachträglich der Schweiß aus, als ich daran dachte, was alles hätte geschehen können, wenn meine Enkelin nicht so tüchtig wäre.
„Danke!" sagte ich. „Wie hast du das gemacht?"
Saylidy lächelte triumphierend und geheimnisvoll.
„Ich habe den Symmunikator des Syntrons mit einer programmierten Sextadimladung beschossen, die in ihm hyperenergetische Modulationsfelder memorierte", erklärte sie.
„Der Syntron steht euch zu Diensten - solange keine autorisierte Person erscheint und ihn reloyalisiert."
„Ausgezeichnet!" frohlockte ich und rieb mir die Hände, weil ich den Profit förmlich roch, den uns dieser Coup einbringen würde.
„Oh, nein!" wagte Mailler zu protestieren. „Was Sayli da gesagt hat, kann doch gar nicht funktionieren. Eine solche technische Möglichkeit ist mir jedenfalls nicht bekannt. Da stimmt doch etwas nicht, Vater!"
Saylidys Miene wurde ausdruckslos.
„Der Memomodulprojektor ist das High-Tech-Erzeugnis...", trumpfte sie auf, dann verloren sich ihre Worte in undeutlichem Gemurmel.
„Da hörst du es!" schrie Mailler. „Sie hat etwas benutzt, das es gar nicht geben dürfte - nicht bei uns, nicht bei den Arkoniden und nicht bei den Terranern." Er wandte sich an meine Enkelin. „Du hast dich auf etwas eingelassen, das dir gefährlich werden kann", stellte er erregt fest. „Ich will wissen, was los ist - und zwar augenblicklich!"
Ich kochte innerlich vor Zorn.
Was bildete sich der mißratene Bengel bloß ein! Wenn jemand etwas zu fordern hatte, dann war ich das, der Patriarch. Aber ich würde mich hüten, Saylidy ausfragen zu wollen.
Wahrscheinlich hätte ich mit den Antworten doch nichts anfangen können - und wenn, wäre ich vielleicht verpflichtet gewesen, die Aktion jetzt noch abzublasen. Das konnte ich aber nicht. Stalker hatte mich in der Hand. Er konnte mich vernichten - und er konnte mich reich machen. Gar keine Frage, was mir lieber war.
„Du hältst deinen Mund, Mailler!" sagte ich schneidend. „Und du teleportierst sofort auf die FLYNBON zurück und wartest dort auf uns, Sayli! Wirf deinen Teleport-Gürtel in den Konverter - und dieses Schaltdings am besten auch!"
Saylidy erwiderte nichts darauf, sondern flüsterte statt dessen ihrem Teleport-Gürtel den Befehl zu, der ihn veranlaßte, mit ihr auf die FLYNBON zurückzuteleportieren. Für einen Moment regte sich in mir das schlechte Gewissen. Ich erkannte, was meine Pflicht gewesen wäre.
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