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1288 - Das Barbarentor

Titel: 1288 - Das Barbarentor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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solltet ihr euch über diesen Planeten und seine Bewohner informieren. Danach reden wir weiter." Er öffnete die Türen des Gleiters, und die beiden Männer und die beiden Frauen stiegen ein. „Wenn wir uns ein Bild von den Mlironern machen sollen", sagte Demeter, als die Maschine startete und in Richtung Stadt flog, „müssen wir uns frei und unbehindert bewegen können. Überall hin und ohne deine Begleitung."
    „Dagegen ist nichts einzuwenden", erwiderte Dokroed. „Wir müssen Kontakte zu den Mlironern herstellen. Unbeeinflusst und ohne jede Einmischung, damit wir uns ein Bild über deren besondere Eigenheiten und Über ihre Kultur machen können", fügte Jennifer hinzu. „Das ist selbstverständlich", stimmte der Kodexwahrer zu. „Wo liegt das Problem?" fragte Tekener. „Dazu kommen wir später", wich der Somer aus. Unter ihnen lag die Stadt. Sie war flächenmäßig sehr groß, doch die Einwohnerzahl schien gering zu sein, denn die Häuser lagen weit verstreut zwischen zahlreichen Hügeln, und nur wenige Hochhäuser ragten aus ihr empor. Auf mehreren Freiflächen herrschte lebhaftes Treiben. Dokroed erklärte, dass dort Märkte stattfänden und kommunikative Versammlungen abgehalten würden, ohne dessen Begriff näher zu erläutern.
    Als er in einer Parknische in einem der obersten Stockwerke eines Hotels landete, fragte Demeter: „Und wo sind die Marktfeste der Mlironer?" Mit großen, nachtschwarzen Augen blickte er sie an. „Sie finden ebenfalls statt", erklärte er und deutete mit einer vagen Geste an, in welcher Richtung die Mlironer zu finden waren. „Das wirst du schon noch sehen."
    Ein Roboter empfing sie und führte sie zu einer Suite, die sieben Räume umfasste. Durch die wandhohen Fenster reichte der Blick bis weit über das Land hinaus. Im Westen erhob sich - in der Ferne kaum noch erkennbar - eine Gebirgskette mit schneebedeckten Gipfeln. Im Osten spiegelten sich Hunderte von Seen im Licht der Sonne. Auf ihnen bewegten sich vereinzelt Segelboote, die ausschließlich dem Vergnügen ihrer Benutzer zu dienen schienen. Im Süden erstreckte sich flaches, kultiviertes Land mit ausgedehnten Feldern und Weidegebieten. Nach Norden konnten die beiden Terraner und die beiden Frauen nicht sehen, aber sie wussten, dass das Bild dort von dem Turm des Heraldischen Tores beherrscht wurde. „Wir sehen uns später", verabschiedete der Somer sich. Susa Ail blickte aus der Brusttasche Tekeners hervor, als die Tür sich hinter dem Kodexwahrer geschlossen hatte, aber er schob sie sogleich wieder mit dem Finger zurück. „Ich bin sicher, dass es eine reichhaltige, positronische Ausstattung gibt", bemerkte er, und gab damit den anderen zu verstehen, dass jedes ihrer Worte abgehört und jeder ihrer Schritte beobachtet wurde.
    Demeter ließ sich in einen Sessel am Fenster sinken. „Habt ihr schon gesehen, wo die Mlironer leben?" fragte sie. Mit ausgestrecktem Arm zeigte sie nach Westen, wo zwischen bewaldeten Hügeln dichtgedrängt zahlreiche Giebelhäuser standen. „Ich würde so etwas als Getto bezeichnen."
    An einigen Stellen, an denen Schneisen die Wälder durchschnitten, waren Abschnitte einer Mauer zu erkennen. Diese trennte die Stadt der Mlironer klar erkennbar gegen die Stadt der Somer ab. „Natürlich ist es zu früh für irgendwelche Schlüsse", sagte Ronald Tekener, „aber das sieht nicht nach Gleichberechtigung aus, sondern nach Apartheid."
    Die Tür öffnete sich. Ropha Kherthrai erhielt einen Tritt in den Rücken, der ihm beinahe das Rückgrat brach, und flog in hohem Bogen auf die Straße hinaus. Er stürzte in eine Pfütze, Überschlug sich und rollte bis vor die Hufe eines gehörnten Bergbüffels. Er blieb auf dem Rücken liegen. Der Regen prasselte ihm ins Gesicht und weichte das verkrustete Blut auf, das Mund und Wangen überzogen hatte. Gunstmar, der Kutscher, kletterte von seinem Wagen herunter und ging zögernd auf den bewusstlosen Mann zu. Scheu blickte er zu den Mauern des Gebäudes hinüber, das ihn ausgespien hatte.
    Am liebsten wäre er weitergefahren, aber dann hätte er den zerschundenen Mann überrollen müssen, der da im Schlamm lag. Die Gasse war zu schmal, als dass er hätte ausweichen können. „Desotho", stöhnte er. „Warum musste ich den Weg abkürzen? Warum bin ich nicht wie sonst gefahren?" Der Regen prasselte auf ihn herab, und das Wasser kroch durch die Ritzen seines Umhangs, suchte sich zielstrebig die Stellen, an denen die Gummihaut undicht war. Zögernd beugte

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