1288 - Das Barbarentor
Wäldern Gleiter, die uns verfolgen sollen."
Sie verließen die Gondel und stiegen in einen Bus, der mit knatterndem und dröhnendem Motor herausgekommen war. Über eine mit Schlaglöchern übersäte Straße ging es zu dem Bahnhof der Einschienenbahn. Er lag in einem Graben am Rand der Stadt, und der Zug hing wie ein großes Insekt aus Metall über der Schiene. Er war unbesetzt und schien nur auf Istra und ihre Gäste gewartet zu haben. Kaum waren sie eingestiegen, als er auch schon losfuhr und mit beachtlicher Geschwindigkeit über die Schiene nach Norden raste. Zu beiden Seiten der Strecke wuchs der Dschungel als grüne Wand auf. Die Bäume waren so hoch, dass keiner der Passagiere darüber hinwegsehen konnte. Daher konnten sie auch nicht erkennen, ob der Zug von Antigravleitern eskortiert wurde. „Wir werden bald halten", erklärte Ropha Kherthrai. „Der Zug aus dem Norden kommt uns entgegen. Wir müssen ausweichen und warten." Er blickte Tekener an, und der Galaktische Spieler begriff. Das war die Gelegenheit, den Zug zu verlassen. Die beiden Männer standen auf und prallten leicht zusammen. „Entschuldige", sagte der Priester. „Ich wollte nur mal zur Toilette."
„Tut mir leid. Genau diesen Gedanken habe ich auch gehabt", lächelte der Terraner. In diesem Moment, als sie sich berührten, glitten Susa Ail und Luzian Bidpott von der Tasche Tekeners zum Rock des Priesters hinüber. Der Lächler setzte sich wieder. „Nach dir", sagte er. „Wie lange werden wir warten müssen?" fragte Istra Feta, als er an ihr vorbei ging. „Nur ein paar Minuten", erwiderte er. „Vorausgesetzt, die Fahrer der beiden Züge legen keine längere Pause ein, um miteinander zu plaudern." Er hatte die Tür der Toilette kaum hinter sich geschlossen, als der Zug auch schon hielt. Ropha Kherthrai bückte sich und klappte eine Luke im Fußboden auf. Darunter führte eine schmale Röhre hinab bis zu der stählernen Schiene, auf der der Zug stand. Der Priester glitt hinein. Er schob sich durch einen schmalen Spalt an der Schiene vorbei und kroch in eine Öffnung, die sich daneben befand. Im Innern des Stützpfeilers, auf dem der Schienenstrang ruhte, stieg er auf Stahlsprassen nach unten. Etwa fünf Meter unter dem Zug lag ein Tunnel, der zum anderen Schienenstrang hinüberführte. Er war so schmal, dass Ropha Kherthrai kaum hindurchpasste. „Kommt lieber heraus aus der Tasche", sagte er zu den beiden Siganesen. „Es wird eng, und ich möchte euch nicht zerdrücken."
„Irgendwie ist das ein guter Zug von dir", spöttelte Susa Ail. Sie sprang auf den Boden herab und zog Luzian Bidpott zur Seite, der ihr folgte. Dann warteten sie, bis der Priester in den Tunnel kroch. Sie folgten ihm, als er einen kleinen Vorsprung gewonnen hatte. „Hörst du?" fragte Susa Ail. „Der andere Zug ist da."
Tatsächlich rollte der Gegenzug in diesem Moment heran. Er hielt direkt über ihnen, und während sie durch den Tunnel krochen, verließ der Zugführer seinen Fahrstand und ging zu dem wartenden Gegenzug hinüber; um ein paar Worte mit dessen Zugführer zu wechseln. Durch die Stützpfeiler kletterten Ropha Kherthrai und die beiden Siganesen nach oben. Unbemerkt erreichten sie die Toilette. Sie hörten, wie der Zug davonfuhr, den sie soeben verlassen hatten. Die beiden Siganesen versteckten sich wieder in der Kleidung des Priesters, und dann setzte sich ihr Zug auch schon in Bewegung. Ropha Kherthrai blieb noch eine Weile in der Toilette. Als einer der Passagiere an der Tür rüttelte, öff nete er und verließ den kleinen Raum.
Ein untersetzter Mlironer blickte ihn verblüfft an. „Entschuldige, Priester", stammelte er. „Ich habe nicht gewusst, dass du hier bist."
„Jetzt ist die Toilette ja frei", erwiderte Ropha Kherthrai freundlich. „Und sie ist für alle da, nicht wahr?" Der Wagen hatte ein durchgehendes Abteil mit gepolsterten Sitzen. Er war mit Arbeitern besetzt, die im Urwald gearbeitet hatten. Die meisten waren derbe Gestalten mit grob geschnittenen Gesichtern. Ropha Kherthrai setzte sich zu zwei Männern, die Karten spielten und kaum Notiz von ihm nahmen. Ropha Kherthrai lächelte. Er lehnte sich in den Polstern zurück und schloss die Augen. Er war sicher, dass die Züge von Antigravgleitern aus beobachtet wurden, und dass die Somer ihn jetzt noch immer in dem nach Norden fahrenden Zug vermuteten. Er zweifelte auch nicht daran, dass es Beobachtungs- und Abhöranlagen in dem anderen Zug gab. In diesem nach Süden fahrenden Zug
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