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1289 - Desteros Söhne

1289 - Desteros Söhne

Titel: 1289 - Desteros Söhne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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nicht, was ich glauben soll oder nicht. Ich habe keinen Kopf mehr. Und was davon noch vorhanden ist, das ist leer.«
    Das konnte ich nachfühlen. Allerdings durfte ich sie auch nicht in Ruhe lassen. Noch stand sie unter Schock. Manchmal geben Menschen da mehr preis als in normalem Zustand.
    »Kein Mensch bringt sich grundlos um, Mrs. Baxter. Können Sie sich bei Ihrem Chef einen Grund vorstellen?«
    »Nein, das kann ich nicht.«
    Die Antwort erfolgte mir zu schnell. »Darf ich Sie bitten, darüber nachzudenken?«
    »Das habe ich schon getan«, gab sie leise zurück.
    »War Ihr Kopf denn frei, Mrs. Baxter? Sie haben sicherlich unter Schock gestanden. Da kann man nicht so schnell und logisch denken. Kann ich mir vorstellen.«
    »Ich kenne meinen Chef«, flüsterte sie.
    »Das glaube ich Ihnen gern, Mrs. Baxter. Dennoch habe ich gewisse Zweifel. Er hat in seinem Brief etwas von der Vergangenheit geschrieben und von einer Dunklen Seite. Ich bezweifle, dass ein Mann in seiner Lage sich so etwas ausdenkt. Ich gehe schon davon aus, dass er die Wahrheit gemeint hat.«
    »Kann sein.«
    »Und die kennen Sie nicht?«
    »Nein, auch wenn Sie mich weiterhin quälen. Ich weiß es nicht. Gut, ich habe über Jahre hinweg mit ihm zusammengearbeitet. Aber jeder Mensch hat auch ein Privatleben. Das war bei Gerrit Price nicht anders. Er hat aber mit mir nie darüber gesprochen, verstehen Sie? Deshalb bin ich ja wie vor den Kopf geschlagen. Ich kann es noch immer nicht glauben. Irgendwas sperrt sich in mir. Ich will nicht wahrhaben, was passiert ist.«
    »Ich bleibe dabei, Mrs. Baxter«, sagte ich und schaute sie an. »Dieser Selbstmord könnte etwas mit den Vorgängen der Vergangenheit zu tun haben, und ich weiß nicht, wie ich dort hineinstoßen soll. Das wird schon ein Problem werden.«
    »Vielleicht muss ich mal das Archiv durchwühlen«, murmelte sie. »Aber nicht jetzt, Mr. Sinclair. Jetzt fühle ich mich dazu nicht in der Lage.«
    »Das kann ich gut verstehen.«
    Ann Baxter stand auf. Ihre Bewegungen wirkten wie die einer sehr alten Frau. Sie schaute sich auch nicht um. Auf keinen Fall wollte sie das schreckliche Bild sehen. Mit schleppenden Schritten verließ sie den Raum und ging zurück zu ihrem Vorzimmer.
    Ich blieb noch und schaute zu dem Anwalt hin, der von der Decke hing wie eine makabre Puppe. Meiner Ansicht nach hatte die Vergangenheit ihn eingeholt, und das musste mit den Adoptionen zusammenhängen, die er als Rechtsbeistand begleitet hatte. Eine andere Möglichkeit kam mir nicht in den Sinn.
    Für mich stand fest, dass dieser Fall gefährliche Ausmaße annehmen konnte, wenn ich nicht schnell genug war. Und ich hatte auch Johnny Conolly nicht vergessen, durch den alles in die Wege geleitet worden war. Er war möglicherweise auch der Beginn einer Spur, die wir weiterhin verfolgen mussten.
    Ich setzte dabei auch auf meinen Freund und Kollegen Suko und überlegte gleichzeitig, ob ich die Conollys schon jetzt einweihen sollte. Ich entschied mich dagegen. Im Prinzip hatte ich noch zu wenig in der Hand.
    Auch die Kollegen würde ich später anrufen. So ging ich in das Vorzimmer, in dem Ann Baxter saß.
    Sie hatte sich ein Glas mit Wasser gefüllt, um eine Tablette hinabzuspülen. Erst als sie die Pille geschluckt hatte, drehte sie den Kopf und sah mich.
    Ich versuchte es mit einem Lächeln, das jedoch nicht erwidert wurde. Sie schaute zu Boden. »Es waren schöne Jahre«, flüsterte sie, »und ich weiß, dass sie nicht mehr so leicht zu wiederholen sind. Besonders für mich nicht, Mr. Sinclair. Ich werde in den Ruhestand gehen. Dabei fühle ich mich noch so jung, aber man kann eben nicht alles haben.«
    »Werden Sie keinen neuen Job mehr finden, Mrs. Baxter?«, fragte ich. »Bei einem Kollegen, der Sie kennt und Ihre Arbeit sicherlich zu schätzen weiß?«
    »Nein«, sagte sie. »Es wäre nicht gut. Ich würde immer nur an meinen Chef denken und daran, wie er bestimmte Dinge in Angriff genommen hat.«
    »Wie damals die Adoptionen.«
    »Ja.«
    Ich setzte mich ebenfalls. »Da muss etwas geschehen sein, Mrs. Baxter, das erst am heutigen Tag richtig durchschlug. Können Sie sich wirklich an nichts erinnern?«
    »Nein, das kann ich nicht. Ich weiß nur, dass es einige gewesen sind. Er hat sie vermittelt.«
    »Und woher kamen die Kinder?«
    »Aus dem Krankenhaus«, sagte sie.
    »Dann waren es allesamt Babys?«
    »Ja, so ist es. Ich kann mich nicht daran erinnern, dass auch ältere dabei gewesen sind. Es waren nur die kleinen Kinder,

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