1289 - Desteros Söhne
verfluchte Macht, die uns erwischt. Wir können ihr nichts entgegensetzen. Sie ist einfach da, verstehst du? Er übt sie aus. Du kannst dich zu wehren versuchen, das wird dir nichts bringen. Wenn du dich gegen ihn stemmst, hast du schon verloren. Allein beim Gedanken daran.«
»Woher weißt du das?«
»Ich habe es versucht, aber es ist mir nicht gelungen. Deshalb werden wir Probleme bekommen. Das kann ich dir sagen. Das gebe ich dir sogar schriftlich.«
Ringo bekam wieder seine schmalen Augen. »Wenn du das so sagst, Dave, muss ich das Gefühl haben, dass du mehr, sogar viel mehr weißt. Kann das stimmen?«
»Weiß ich nicht.«
»Hör auf zu lügen.«
»Ich lüge nicht. Ich habe nurnachgedacht. Und manchmal hatte ich den Eindruck, dass er kein Mensch ist.«
»Ha, was ist er dann?«
»Kann ich dir nicht sagen.«
Ringo grinste schief. »Könnte er vielleicht der Teufel sein, der sich verkleidet hat?«
»Ich schließe nichts aus.«
»Okay, mein Freund. Wenn das so ist, dann müssten unsere Mütter mit dem Teufel…«
»Halt dein Maul, verdammt. Wer waren unsere Mütter denn?«
»Keine Ahnung.«
»Eben. Dann sollst du so etwas auch nicht sagen. Mit dem Teufel treiben es die Hexen, das habe ich mal gehört. Nur hüte ich mich davor, zu behaupten, dass unsere wahren Mütter Hexen gewesen sind. An so was will ich gar nicht erst denken.«
Ringo winkte mit beiden Händen ab. »Okay, Kleiner, okay, keinen Stress. Wir müssen zusammenhalten.« Er tippte gegen seinen Kopf. »Warum, zum Henker, machen wir keine gemeinsame Sache und sagen einfach folgendes: So, wir schließen uns jetzt zusammen. Ein paar Meter weiter nur ist die Tür. Dahin gehen wir und verschwinden. Na, ist das ein Vorschlag?« Ringo wippte auf seinen Hacken und schaute Dave auffordernd an.
»Ist es nicht.«
»He, warum nicht?«
»Weil er uns nicht gehen lassen würde. Er braucht uns. Nicht grundlos hat er uns zusammengerufen. Das kannst du dir schon abschminken, mein Freund.«
Ringo ließ sich nicht beirren. Er war von seiner eigenen Idee angetan. »Es käme wirklich auf einen Versuch an.«
»Bitte. Mach den Anfang. Ich werde dich nicht daran hindern. Bin mal gespannt.«
»Oder feige?«
»Auch das.«
Ringo verzog den Mund. Er sah aus, als wollte er auf den Boden spucken. Aber er beherrschte sich und drehte sich herum. Die beiden anderen warteten, und ihre Haltung konnte man durchaus als unschlüssig betrachten.
»He, habt ihr alles verstanden?«, rief Ringo.
Sie nickten.
»Okay, macht ihr mit?«
Genau das war die falsche Frage gewesen, denn beide schüttelten den Kopf. Sie zeigten, dass sie wirklich Angst hatten und versuchten erst gar nicht, sie zu verbergen.
»Geh du allein, Ringo!«
»Klar, das mache ich auch!« Er hatte wieder Mut gefunden, aber dieser Mut sah gespielt aus. Er zupfte an seiner Kleidung, hob die Schultern an und trampelte schnell auf der Stelle, als wäre er ein Boxer, der sich locker macht.
»Wir müssen endlich mal die Dinge selbst in die Hände nehmen, verdammt noch mal. Unser Alter wird sich schon zeigen. Soll er auch. Dann werden wir sehen, wer uns da gezeugt hat.« Er lachte laut auf, um seine Unsicherheit zu überdecken. »Dave sprach sogar vom Teufel. Glaubt ihr, dass es der Teufel gewesen ist? Könnt ihr euch das vorstellen? Denkt ihr überhaupt mal an ihn?«
»Geh lieber!«, flüsterte Dave Norris. Er drehte sich um, weil er an Johnny Conolly dachte. Er wollte sehen, ob er geblieben war. Sicher war er sich nicht. Es konnte gut sein, dass sein Begleiter das Weite gesucht hatte, weil er damit ja nichts zu tun hatte. Die Tür jedenfalls war weiterhin geschlossen.
Ringo sagte nichts mehr. Er handelte. Er ging mit lässigen Schritten auf die Tür zu und bemühte sich wirklich, den lockeren Gang beizubehalten. In seinem Gesicht zeichnete sich ein überhebliches Lächeln ab, was Dave Norris nicht sah, dafür aber die beiden anderen.
Die große Tür lockte ihn. Sie war nicht abgeschlossen worden, das wussten sie. Der Weg war frei, und das so lange, bis Ringo einen Schrei hörte und augenblicklich stehen blieb.
»Er ist da!«, schrie eine Stimme.
Ringo fuhr herum. Auch Dave Norris hatte die Gestalt gesehen. Er erwachte ebenfalls aus der Starre und bewegte sich nach links, denn aus dieser Richtung näherte sich die Gefahr.
Was er sah, ließ ihn erstarren…
***
Johnny Conolly wusste nicht, ob er sich richtig verhalten hatte. Okay, er hätte seinen versteckt liegenden Platz verlassen können, aber das tat
Weitere Kostenlose Bücher