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1289 - Desteros Söhne

1289 - Desteros Söhne

Titel: 1289 - Desteros Söhne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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der Lage, etwas zu sagen. Die Aussichten auf die Zukunft hatten ihm den Mut genommen. Die beiden anderen im Hintergrund, deren Namen Johnny nicht mal kannte, sagten ebenfalls keinen Ton. Die kalte Angst verschloss ihnen die Lippen.
    Nicht so Ringo. Ihm ging es am schlechtesten. Er machte der Schattengestalt einen Strich durch die Rechnung.
    »Nein, nein. Nicht mit mir! Ich will nicht, ich…«
    »Willst du, dass ich meinem eigenen Sohn den Kopf abschlage? Willst du das?«
    »Ich will leben!«, kreischte Ringo.
    »Das kannst du!«
    »Aber anders. So wie immer!«
    »Das ist vorbei, mein Sohn. Ab jetzt herrschen meine Gesetze. Ich habe nicht grundlos vorgesorgt…«
    Ringo reagierte. Er schrie nicht. Er gab durch nichts bekannt, was er vorhatte, und so schaffte er es tatsächlich, den Schattenhenker zu überraschen.
    Aus dem Stand wuchtete er sich zurück! Es war schon ein Sprung der Verzweiflung, und die verdammte Waffe war plötzlich von seiner Kehle verschwunden. Ringo bekam dies mit. Er schrie jetzt erst auf und warf sich mit einer torkelnden Bewegung herum. Er floh!
    Es war nicht die Richtung, die ihn zur Tür führte. Er nahm die entgegengesetzte, und wenn er auf seinem Weg weiterrannte, würde er dorthin gelangen, wo Johnny Conolly wartete.
    Johnny kam sich vor wie jemand, der ganz allein im Kino sitzt und aus einer sicheren Deckung heraus beobachtete, was sich auf der Leinwand abspielte.
    Es war kein weicher, kein schöner Film, sondern eine Szene aus einem Horrorstreifen, denn Desteros Schatten gab nicht auf. Der echte Vater wollte seine Söhne nicht aus den Klauen lassen, und er war bereit, ein Exempel zu statuieren.
    Es sah so aus, als wollte er die Verfolgung aufnehmen. Er lief auch zwei Schritte, dann aber blieb er stehen und riss den Arm in die Höhe. Es war der rechte, der mit dem Beil.
    Das Lachen hörte sich schrill an, und es begleitete den Arm auf dem Weg nach unten.
    Auf halber Strecke verließ das Beil die Hand. Wuchtig geschleudert, sich dabei zwei Mal überschlagend, jagte es auf den Rücken des Fliehenden zu, der von der tödlichen Gefahr nichts merkte, weil ihn niemand warnte…
    ***
    Es war der Augenblick, in dem Johnny über seinen eigenen Schatten sprang. Er konnte einfach nicht zusehen, dass jemand vor seinen eigenen Augen ermordet wurde, auch wenn er dabei seine eigene Sicherheit aufs Spiel setzte.
    Johnny rammte die Tür auf. Zugleich brüllte er Ringo seinen Warnschrei entgegen. »Vorsicht! Deckung!«
    Ringo hörte den Warnschrei. Beim Laufen riss er den Kopf in die Höhe. Er hätte jetzt reagieren müssen. Er sah auch Johnny auf sich zulaufen und wusste mit ihm nichts anzufangen.
    Ringo tauchte nicht ab. Genau das wurde ihm zum Verhängnis. Das verdammte Beil war zielgenau geschleudert worden, und die breite Klinge erwischte Ringo im Rücken, zwischen Hals und Hüfte.
    Jeder hörte wohl den dumpfen Laut des Einschlags. Auch Johnny vernahm ihn. Er hatte den Eindruck, als wäre sein Inneres dabei, sich zusammenzuziehen. Es war furchtbar, was er zu sehen bekam. Die Zeit schien auch langsamer abzulaufen, denn er bekam tatsächlich jedes Detail mit.
    Der Treffer wuchtete Ringo nach vorn. Er hob sogar für einen Moment ab. Dass er dabei seine Arme ausstreckte, geschah unabsichtlich, im Reflex. Vielleicht wollte er sich irgendwo festhalten, aber das war nicht zu schaffen. Wohin er auch fasste, er griff ins Leere, und dann erfolgte der Fall. So hart und so schnell, als wären ihm die Füße unter dem Körper weggezogen worden.
    Johnny schaute zu, wie Ringo auf den Bauch fiel und über den Boden rutschte. Dabei steckte das verdammte Mörderbeil in seinem Rücken, und der lange Griff ragte schräg in die Höhe.
    Es war geschehen. Es war vorbei. Auch für Johnny Conolly, der nicht mehr weiterging. Eine mächtige unsichtbare Hand hatte ihn gestoppt und hielt ihn auf der Stelle fest. Er zitterte. Er wollte schreien. Er hatte mit seinen eigenen Augen eine schreckliche Bluttat mit erleben müssen und war nicht mehr in der Lage, noch etwas zu sagen.
    Vor seinen Füßen lag Ringo. Er bewegte sich nicht mehr. Auch wenn Johnny ihn noch nicht untersucht hatte, wusste er, dass ihn die Klinge tödlich getroffen hatte.
    Der Henker hatte gewonnen und sich sein erstes Opfer geholt. Und dabei war es ihm egal, ob es sich um den eigenen Sohn gehandelt hatte. Er würde seinen Weg über jede Leiche gehen.
    Aber er schaute nicht auf den Toten. Die jetzt waffenlose Schattengestalt hatte nur Augen für eine Person.
    Das

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