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129 - Mar'os - Gott des Krieges

129 - Mar'os - Gott des Krieges

Titel: 129 - Mar'os - Gott des Krieges Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Frenz
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unten herrschten, aber auch von dem schmierigen Schwefelbelag, der seine Schuppen bedeckte.
    Obwohl der Ausbruch schon einen halben Zyklus zurück lag, trieben unzählige Mineralien, die sich bei der dampfenden Kollision von Glut und Wasser aus der Lava gelöst hatten, im Meer umher. Mer'ol schmeckte die erhöhte Konzentration deutlich heraus. Sie provozierte ein Würgen in seinem Hals, und je tiefer es ging, desto schlimmer wurde es.
    »Großer Eidon«, brachte Pil'pa seine Gefühle laut zum Ausdruck. »Das ist ja hundert Mal schlimmer, als zu befürchten stand.«
    Mer'ol konnte dem nicht widersprechen.
    Dort, wo eigentlich die Doppelröhre verlaufen sollte, erhob sich nun ein dampfendes Felsmassiv, zum Teil noch glühend und große Hitze absondernd. Die äußere Schicht der Kilometer langen Erhebung mochte zwar erstarrt sein, doch darunter pulsierte weiter flüssige Magma, die jeden Augenblick erneut in Bewegung geraten konnte.
    »Da gibt es nichts zu reparieren«, pflichtete er trocken bei.
    »Wir werden diese Region zukünftig weiträumig umgehen müssen.«
    Die Aussicht auf die anstehenden Bauarbeiten stimmten keinen von ihnen froh. Risse und Einbrüche zu heilen war eine Sache – vierzig oder mehr Zyklen in ewiger Nacht zu verbringen, eine ganz andere. Falls sie auf widrige Bodenverhältnisse stießen, mochte es sogar noch viel länger dauern, Gräben auszuheben und bionetischen Züchtungen zu verlegen.
    Schweigend lenkten sie ihre Man'tane der Hitze und dem Schwefel entgegen.
    In weit ausholenden Schleifen glitten sie tiefer, um sich einen genauen Überblick zu verschaffen. Drifteten immer wieder auseinander, fanden aber auch wieder zusammen und tauschten Beobachtungen aus. Alle drei hatten unter Wasser schon zahlreiche Vulkane gesehen. Heiße Quellen, die zu Felskaminen geformt in die Höhe stiegen und schwarzen Rauch ausbliesen, waren ebenso bekannt. Aber ein derart eng umgrenzter Ausbruch stellte sie vor ein Rätsel.
    Näher als zwanzig Körperlängen durften sie dem frischen Massiv nicht kommen. Zum einen wurde die Hitze sonst unerträglich, zum anderen bestand die Gefahr, dass größere Mengen Wasser durch Risse ins Innere einsickerten, um gleich darauf als heißer Dampfstrahl wieder ausgestoßen zu werden.
    Wegen des trüben Wasser wurde die Sicht immer schlechter, doch es war noch hell genug, um auf die Handlampen zu verzichten. Einige nachtaktive Fische wagten sich sogar schon wieder an den nährstoffreichen Ausbruchsort.
    So schlängelte sich ein schlanker, schneeweißer Aal nicht weit von Mer'ol entfernt durchs Wasser. Seine dicht beieinander liegenden Hautlamellen öffneten und schlossen sich bei jeder Bewegung, während er mit schwarzen Knopfaugen nach Beutetieren Ausschau hielt.
    Vielleicht sah Mer'ol dem Allesfresser eine Spur zu lange nach; er vermochte es später nicht mehr zu sagen. Auf jeden Fall entdeckte er die großen bedrohlichen Schatten erst, als Pil'pa einen halb erstickten Schrei ausstieß.
    Alarmiert warf Mer'ol den Kopf nach links, gerade noch rechtzeitig, um zu verfolgen, wie sein Kollege nach einem Pfeilschaft langte, der plötzlich aus seiner Kehle ragte.
    Röchelnd verlor Pil'pa den Halt und kippte über den Rücken des Man'tans hinweg. Während der Transportrochen mit ausgebreiteten Schwingen weiter glitt, sank Pil'pa langsam aber sicher dem glühenden Massiv entgegen.
    Mer'ol hätte den Kollegen gern geborgen, doch in diesem Moment machte er sich vorrangig Sorgen ums eigene Leben.
    Denn rund herum stießen bewaffnete Hydriten nach, die mit Schalldruckgewehren, aber auch Armbrüsten auf ihn zielten.
    Mer'ol griff instinktiv nach dem zusammengeschobenen Schockstab an seiner Hüfte und hämmerte seine Fersen in die angezüchteten Nackenvertiefungen des Man'tans.
    Das Tier reagierte mit einem erstaunlich kräftigen Schwingenschlag, der sie schlagartig aus der Gefahrenzone katapultierte. Durch permanenten Fersendruck sorgte Mer'ol dafür, dass das Tempo weiter anstieg. Gleichzeitig zog er die Zügel an und lenkte den Rochen steil in die Höhe. Direkt in ein weit ausgebreitetes Netz, das drei Hydriten gerade über ihn auswarfen.
    Er versuchte noch auszuweichen, doch die Maschen zogen sich bereits zusammen. Nur Sekunden später entluden sich Schockstäbe in grellen Blitzen, umwoben ihn mit einem fein verästelten Geflecht, das schmerzhaft in die Haut biss und alle Muskeln augenblicklich lähmte.
    Mit einem Mal sah Mer'ol die Verknüpfungen des Netzes übergroß vor den Augen, und

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