129 - Superbestie Dr. Jekyll
Süchtiger, der nach immer neuen Wegen und
Möglichkeiten sucht, um die Zeit, die Mitchell darstellte, als ein Kind dieser
Zeit voll auszukosten und zu erleben. Er ist förmlich versessen danach, in
andere Rollen zu schlüpfen. Und es gelingt ihm mit immer größer werdender
Leichtigkeit und Selbstverständlichkeit.
Er
hat mich gerettet, das habe ich euch schon gesagt. Wie hat er mich gerettet?
Durch das Wissen, das ein gewisser Baron von Frankenstein in seinem
geheimnisumwitterten und nie völlig geklärten Dasein angesammelt hat. Mitchell
behauptete, mit Frankenstein befreundet gewesen zu sein, des öfteren die
unheimlichen Kellerlabore dieses Mannes aufgesucht zu haben, dabei gewesen zu
sein, wie er aus den Leichen Gehenkter neues Leben zusammenzusetzen versuchte.
In der Tat hat Mitchell viele Szenen um Frankenstein und dessen Gestalten auf
die Leinwand gebracht.
Santer
wurde zu einem der Monster wie wir diejenigen bezeichnen, die aus den
Leichenteilen vieler Körper zusammengesetzt sind. Als Monster weiß er um die
Kenntnisse und Fähigkeiten, die der auf seine Weise geniale, verkannte und
gescheiterte große Arzt besaß und weiterzugeben versuchte. Santer als
Frankensteins Monster schenkte mir das Leben, das ich verlor. Ich fühlte mich
von Stund an an diesen Mann gebunden. Die Begegnung mit ihm war ein elementares
Erlebnis, wie es im Dasein nur ganz wenigen Menschen beschieden ist.
Die
Experimente, die er durchführte, zogen mich ebenso in ihren Bann. Aber dann kam
die Stunde, in der ich mich fragte, ob ich so weiterleben will, ob auch ich zu
einer Abhängigen dieser Sucht werde, von der Santer schon nicht mehr lassen
kann. Er ist nicht mehr frei. Freiheit aber hat mir stets alles bedeutet.
Deshalb bin ich zurückgekommen. Ich bin geflohen. Santer weiß noch nichts von
meiner Abwesenheit. Ich habe die seine ausgenutzt. In dem Bereich, in dem ich
mich bisher aufhielt, konnte ich nicht mehr zu mir selbst finden. Ich brauche
Abstand, eine andere Umgebung. Ich will genau wissen: bin auch ich schon
süchtig nach den Erlebnissen und den Persönlichkeiten einer anderen Zeit, einer
anderen Welt – oder kann ich mich von den magischen Fäden, die ich
gesponnen habe, noch lösen? Das ist mein Problem. Deshalb kehre ich in die Welt
der Menschen, zu denen ich gehöre, zurück. Ich will mein normales Dasein wieder
aufnehmen – weil ich Angst habe vor den Folgen, die sich einstellen, wenn ich
bei Santer und den Bildern und der Welt Anthony Mitchells bleibe. Santer ist
ein Gefangener, er kann sich nicht mehr befreien. Was aus ihm geworden ist,
schreckt mich ab, macht mir Angst.«
»Was
ist aus ihm geworden, Monique?«
Sie
schüttelte den Kopf. »Ich möchte nicht mehr darüber sprechen. Versteht dies
bitte. Es kommt mir darauf an, das, was hinter mir liegt, nun so schnell wie
möglich zu vergessen. Dazu gehört auch, daß ich so schnell wie möglich euer
Haus verlasse, Angelique. Ich nehme an, daß alle meine persönlichen Sachen noch
hier sind …«
»Ja,
selbstverständlich.«
»Dann
ist es gut. Dann werde ich mich jetzt frisch machen, wenn du gestattest, mich
umziehen und umgehend packen. Wenn Floyd so lieb ist, mich nach Jackson zu bringen,
damit ich auf dem schnellsten Weg eine Maschine nehmen kann, die mich weit,
weit wegträgt …«
»Unter
Umständen könnte ich nach Jackson fahren, Mademoiselle Delarue«, sagte da eine
Stimme von der Tür her, und ein Mann klopfte zaghaft an den Türrahmen, als
wolle er sich dadurch noch zusätzlich bemerkbar machen.
Die
Köpfe der drei Anwesenden flogen herum.
In
der Tür stand – Larry Brent.
»Ich
muß um Entschuldigung bitten«, bemerkte der PSA-Agent. »Es ist nicht meine Art,
in anderer Leute Wohnungen einzudringen und an der Tür zu lauschen …«
»Wer
sind Sie? Was wollen Sie hier?« unterbrach Floyd Newman und herrschte ihn an.
»Gerade
das will ich Ihnen erklären«, blieb Larry vollkommen ruhig.
»Mister
Brent?« wisperte Monique Delarue, als erkenne sie ihn eben erst.
»Ja.«
Er lächelte ihr flüchtig zu und wandte dann den Blick wieder den Farmbesitzern
zu.
Angelique
Newman und ihr Mann blickten sich an. »Der Hund«, murmelte Moniques Schwester.
»Wieso hat der Hund nicht angeschlagen?«
»Auch
das möchte ich Ihnen erklären, Madame«, sagte Larry höflich. »Als ich in den
Hof einfuhr, hat der Hund angeschlagen – und ich bin zunächst im Wagen
sitzengeblieben. Obwohl im Haus Licht brannte, kam niemand heraus. Das hat mich
beunruhigt. Da bin ich
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