1293 - Halloween-Horror
Leuchte hervor. Die Dunkelheit war mein Schutz und ich ging den Weg wieder zurück. Nur eben auf einer anderen Ebene und auch nicht so bequem.
Selbst in der Dunkelheit konnte man die Brücke nicht aus den Augen verlieren. Unter ihr ballte sich die Dunkelheit zusammen. Über der Fahrbahn schimmerte der helle Schein der aufgestellten Lampen.
Aber auch er verlor sich sehr bald in der Nacht und war mir keine wirkliche Hilfe.
Der Weg zurück war nicht nur matschig, sondern auch steinig. Die nassen und glatten Brocken waren oft nicht zu sehen. Ich hatte schon viel Glück, dass ich an manchen Stellen nicht abrutschte. Das recht stille Kanalwasser blieb mein Begleiter, aber auch der leichte Dunst hing ständig in der Luft. Er lag über der Oberfläche, er kroch an den Rändern entlang, er wob sein bleiches Gespinst in die Sträucher hinein und stieg auch lautlos an den Seitenwänden der Brücke hoch.
Man konnte unter ihr hergehen. Ich hatte bereits die Befürchtung gehabt, dass dies nicht möglich sein würde, aber da brauchte ich keine Sorgen zu haben. Zu beiden Seiten des Wassers waren die schmalen Wege vorhanden, auf denen auch mehr Menschen nebeneinander hätten hergehen können.
Ich war zunächst froh, dass ich mich endlich unter der Brücke verstecken konnte. Dann fand ich so etwas wie einen Sitzplatz, denn der große Stein lag auf dem Weg, als hätte ihn jemand vergessen.
Der Ort der Ruhe tat mir gut, und ich überlegte, ob ich mich ausruhen und darüber nachdenken sollte, wie es weitergehen würde. Ich hätte es mir selbst gegönnt, aber etwas anderes machte mir einen Strich durch die Rechnung. Ich dachte an Harry Stahl, der mich gesehen hatte und mir sicherlich nachgelaufen war. Ich hatte auch mit seiner Verfolgung gerechnet. Nun war ich sicher, dass er mich nicht verfolgt hatte.
Im Unklaren wollte ich ihn auch nicht lassen. Ich musste ihm Bescheid gegen, dass ich noch okay war.
Mein Handy funktionierte auch unter der Brücke. Jetzt wartete ich nur darauf, dass Harry sein Handy nicht abgestellt hatte.
Er meldete sich.
»Ja…«
»Ganz ruhig, Harry, ich bin es.«
Ich hörte ihn schnaufen. »John…«, keuchte er dann. »Verdammt, wo steckst du?«
»Nicht mal zu weit von dir entfernt«, erklärte ich.
»Dann komme ich zu dir.«
»Nein, bitte nicht!«
»Warum? Was ist los?«
»Das erzähle ich dir später. Weißt du überhaupt, was mit der Brücke hier los ist?«
Harry lachte so laut, dass ich zusammenzuckte. »Und ob ich das weiß. Ich habe… nein, ich bin lange genug hier, um etwas herausfinden zu können. Das Ding ist eine Falle. Es öffnet einem Menschen das Tor in eine andere Welt, in ein anderes Reich, mit dem auch diese verdammte Justine Cavallo zu tun hat.«
»Du hast sie erlebt?«
»Ja. Du auch?«
»Sicher«, sagte ich. »Mich hat diese Magie in die andere Welt hineingeholt.«
»Wo du die Cavallo gesehen hast?«
»Genau. Und sie hat es geschafft, mich zu manipulieren, Harry. Sie hat es tatsächlich geschafft.«
»Und wie?«
»Das ist jetzt nicht wichtig. Wir können später darüber reden, hoffe ich. Aber du hast auch von ihr gesprochen und…«
»Und ob, John. Du hast sie in einer Geisterwelt erlebt. Ich allerdings nicht.«
»Sondern?«
»Sie war in dieser Welt vorhanden. Ich traf sie auf der Brücke, und sie versteckte sich unter einer schaurigen Verkleidung. Sie trug ein mit künstlichem Blut beschmiertes Kleid und die Maske eines Monsters. Beides hat sie einer Frau abgenommen, die nun verschwunden ist. Das war im Stenostil das, was ich hier in der letzten Viertelstunde erlebt habe und ich freue mich darüber, dass ich noch lebe, denn deine Freundin hatte es auf mein Blut abgesehen.«
Ich war in der nächsten Zeit erst mal sprachlos. »Äh… was hast du da gesagt?«
»Ja, sie hatte Durst.«
»Okay, lass hören.«
Den Gefallen tat Harry Stahl mir gern. So erfuhr ich, welch ein Glück er gehabt hatte. Aber er konnte sich auch selbst auf die Schulter klopfen, weil er so fantastisch reagiert hatte. Eine Justine Cavallo zu überraschen gelang nicht jedem.
»Jetzt ist sie verschwunden, John. Glaubst du denn, dass sie das Weite gesucht hat?«
»Bestimmt nicht. Es ist ihr Gebiet. Die Leute feiern. Sie haben ihren Spaß, und genau das kommt Justine Cavallo entgegen. Sie kann sich unter die normalen Personen mischen. Sie fällt nicht auf. Zu viele Vampire laufen herum, Und wenn sie plötzlich jemanden anfällt, um ihm die Zähne in den Hals zu hacken, wird man das für einen Spaß
Weitere Kostenlose Bücher