1293 - Halloween-Horror
nicht Andrea!«
»Stimmt, das bin ich nicht!« antwortete die fremde Frau und lachte…
***
Auch Harry Stahl hatte sein Handy weggesteckt. Er kannte mittlerweile Jens Rückert und die Fotografin Angela Finkler, und er wusste auch, dass John Sinclair ihnen bekannt war.
»Er ist also noch in der Nähe - oder?«
Harry nickte. »Das ist er.«
»Wo?«, fragte Jens.
»Das hat er nicht gesagt. Ich glaube ihm trotzdem. John Sinclair ist jemand, der nicht so schnell aufgibt. Deshalb wundert es mich auch, dass er sich zurückgezogen hat, anstatt sich den Problemen zu stellen. Ich soll ihn auch nicht suchen. Er wird zu gegebener Zeit kommen. Aber ich mache mir meine Gedanken und muss davon ausgehen, dass so einiges nicht in Ordnung ist.«
Er hatte eine schnelle Antwort erwartet und wurde enttäuscht. Angela und Jens standen im feinen Dunst, der noch immer über die Brücke hinwegtrieb, und schauten zu Boden.
»Stimmt etwas nicht?«
Angela stieß ihren Kollegen an. »Sag du es ihm.«
»Okay, wie du willst.« Jens zog seine Nase hoch. Harrys Blick wich er aus. »Mit uns stimmt schon alles, nur mit John Sinclair nicht. Er scheint ein Gefangener der anderen Seite zu sein. Eben wie dieser Polizist in London, der erschossen wurde.«
»Was sagen Sie da?«
»Davon können wir ausgehen.«
Harry Stahl schüttelte den Kopf. »Moment mal. Vor ein paar Minuten habe ich noch mit ihm telefoniert. Ich habe nicht herausfinden können, ob es ihm schlecht geht oder nicht, aber er klang völlig normal. Schließlich kenne ich ihn lange genug.«
»Man sieht ihm auch nichts an.«
»Sondern?«
Jens Rückert quälte sich. Er wusste, dass er Stahl einweihen musste, nur fielen ihm nicht die passenden Worte ein. Er bekam keinen richtigen Anfang zusammen.
»Da war diese blonde Frau…«
»Justine Cavallo.«
»Ja, so heißt sie ja. Und John Sinclair war auch da. Aber sie befanden sich nicht mehr in dieser Zeit, sondern in einer anderen. Die Totengeister hielten die Brücke unter Kontrolle. Sie standen auf der Seite der Blonden, und dann hat es auch Sinclair gepackt. Letzendlich konnte er sich nicht mehr wehren. Ich glaube, dass er manipuliert worden ist. Auf der Brücke hier, aber in einer anderen Zeit oder so. Mehr kann ich Ihnen auch nicht sagen.«
»Und wie hat sich das bei ihm bemerkbar gemacht?«, wollte Harry Stahl wissen.
»Wie bei diesem Polizisten. Ich habe die Probe aufs Exempel gemacht und John Sinclair fotografiert. Als ich ihm das Bild auf dem kleinen Monitor zeigte, da war es deutlich zu sehen.«
»Was denn?« Harry war plötzlich sehr nervös geworden.
Angela Finkler bemühte sich um eine Antwort. Es fiel ihr schwer, sie auszusprechen. »Er und er«, flüsterte sie schließlich.
»Bitte!«
Angela senkte den Kopf. »Zwei Mal John Sinclair. Zum einen so normal wie ich ihn fotografiert habe und zum anderen haben sich seine Gedanken als Bild abgezeichnet.«
»Genauer!«, flüsterte Harry.
»Auf dem Stuhl im Büro«, sagte Angela mit einer Stimme, die kaum zu verstehen war. »Ja, so ist es gewesen. Er hat an sich und an sein Büro gedacht und dies ist auf dem Foto zu sehen gewesen. Wir waren schon in London mit dabei. Da haben wir dieses Phänomen zum ersten Mal erlebt, aber jetzt hat es auch John Sinclair erwischt.«
Harry Stahl war geschockt. Er wusste zunächst nicht, was er sagen sollte.
»Wir konnten nichts tun«, sagte Jens leise.
Harry nickte. »Das weiß ich, und ich mache Ihnen auch keinen Vorwurf. Es ist nun mal so gewesen und gekommen. Aber ich würde gern von ihnen wissen, wie John Sinclair reagiert hat. Was hat er getan? Wie hat er sich gefühlt? Können Sie mir das sagen?«
»Er war sehr allein«, erklärte Jens. »Ich denke, dass er dies auch wollte. Sie haben ihn ja gerufen. Er ist gegangen, weil er mit der neuen Lage zunächst für sich allein zurechtkommen musste. Später rief er Sie dann an.«
»Ich weiß.« Harry fühlte sich alles andere als wohl in seiner Haut. Angela und Jens sagten auch nichts, er stellte auch keine Fragen und drehte sich auf der Stelle, weil er dort hinschauen wollte, wo die jungen Leute nach wie vor feierten.
Die Szenen wirkten nicht mehr wild wie noch zu Beginn. Man legte eine Pause ein. Aber man würde sich steigern und gegen Mitternacht zum Höhepunkt der Party kommen.
War das dann auch der Höhepunkt für Justine Cavallo? Harry Stahl glaubte nicht daran, dass sie sich zurückgezogen hatte. John Sinclair war geschwächt worden, er konnte ihr nicht mehr entgegentreten,
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